Schutz vor K.-o.-Tropfen auf Partys

Die Gefahr lauert im Glas: Immer wieder kommt es in Clubs, Bars oder auf Volksfesten zu Verbrechen durch sogenannte Vergewaltigungsdrogen, die Opfern heimlich in ihren Drink geschüttet werden. Hier findest du die wichtigsten Infos und Tipps, wie du dich und andere schützen kannst.

Darum geht's:


Was sind sogenannte Vergewaltigungsdrogen?

Bei den sogenannten K.-o.-Tropfen (auch Date-Rape-Drogen oder Roofies) handelt es sich um flüssige Substanzen, die sedierend wirken und potenziellen Opfern heimlich in Getränke oder auch andere Lebensmittel gemixt werden. Das Ziel dabei ist, sie wehr- und willenlos zu machen, um sie zu berauben oder zu vergewaltigen.

Wie kann man K.-o.-Tropfen und Co. erkennen?

Die verwendeten Substanzen sind farb- und geruchlos und haben keinen signifikanten Geschmack. Das macht es geradezu unmöglich, sie im Drink zu erkennen. Deshalb ist es natürlich eine verlockende Vorstellung, mittels eines schnellen Tests K.-o.-Tropfen zu identifizieren. Möglich ist das zumindest bei Netflix schon. In der Serie „Stay close“ können sich junge Frauen mit einem speziellen Nagellack vor K.-o.-Tropfen schützen. Sie müssen nur ihren lackierten Fingernagel in ihren Drink halten, verfärbt er sich, wurden ihnen Vergewaltigungsdrogen beigemengt. In der Realität ist das leider nicht so einfach.

Zwar haben vor ein paar Jahren US-amerikanische Studierende sogenannte Undercover Colors entwickelt, die Rohypnol, GHB und Ketamin im Drink sichtbar machen sollten, aber final bestätigt hat sich ihre Wirksamkeit nie. Was hierzulande in Apotheken oder im Internet erhältlich ist, sind Armbänder, die auf GHB-Tropfen im Glas aufmerksam machen – dafür träufelt man etwas von dem Drink aufs Armband, das sich dann gegebenenfalls verfärbt. Allerdings warnen Expertinnen und Experten, dass dieses Verfahren sehr unsicher und das Ergebnis gerade auch in schummrigen Clubs nicht gut zu erkennen sei. Insofern ist der beste Schutz immer noch die eigene Vorsicht.

Wie kannst du dich und andere vor K.-o.-Tropfen und Co. schützen?

Die wichtigste Regel, um sich vor heimlich verabreichten Roofies zu schützen, ist: Lass dein Glas nicht aus den Augen, damit dir niemand unbemerkt etwas hineinschütten kann. Außerdem wichtig: Nimm keine Getränke von Fremden an. „Betroffene haben erzählt, dass das Getränk etwas seifig schmeckte“, erzählt Dominik Spies, stellvertretender Leiter der Notfallvorsorge der Malteser in Kirchheim unter Teck (Baden-Württemberg), „das wird zwar häufig vom Alkohol übertüncht, aber sollte man einen komische Geschmacksnuance wahrnehmen, sollte man natürlich nicht weitertrinken und bei ersten Symptomen sofort einer vertrauten Person Bescheid geben.“

Woran merke ich, dass K.-o-Tropfen verabreicht wurden?

„Die Opfer fühlen sich betäubt, wie in Watte gepackt, kriegen nicht mehr alles richtig mit“, erklärt Dominik , der mit seinen Kolleginnen und Kollegen regelmäßig Technofestivals im Großraum Stuttgart betreut, „sie fühlen sich massiv betrunken, ihnen ist übel, alles dreht sich, sie verlieren die Orientierung.“ Ein starkes Indiz für K.-o.-Tropfen sei auch, wie schnell diese starke Wirkung einsetze. Dominik erzählt aus der Praxis: „Anfangs denken Betroffene noch, sie hätten einfach zu viel getrunken, vielleicht einen schlechten Tag, Probleme mit dem Kreislauf. Bei uns im Sanitätsbereich tauchen Betroffene dann meist erst auf, wenn sie in einem wirklich schlechten Zustand sind.“ Da die Patientinnen und Patienten in der Regel ja auch tatsächlich Alkohol getrunken haben, ist es selbst für die Profis nicht eindeutig zu erkennen, ob K.-o.-Tropfen verabreicht wurden.

„Einmal hatten wir allerdings einen Fall, der ziemlich eindeutig war“, erinnert er sich, „es handelte sich um die Fahrerin einer Freundesgruppe, die den ganzen Abend keinen Alkohol konsumiert hatte und plötzlich dennoch sehr betrunken wirkte. Ihre Freundinnen und Freunde brachten sie zu uns, in der Hoffnung, wir könnten sie schnell wieder aufpäppeln, das war aber leider nicht der Fall.“

Haben die Sanitäterinnen und Sanitäter oder Ärztinnen und Ärzte einen deutlichen Verdacht, wird in der Regel die Polizei informiert und im Krankenhaus eine Blut- oder Urinprobe veranlasst. Das Problem: Viele der Substanzen sind nur wenige Stunden nach der Tat nachweisbar. Deshalb ist schnelles Handeln wichtig, um Gewissheit zu erhalten und Schlimmeres zu verhindern.

Verdacht auf K.-o.-Tropfen im Glas: Was ist zu tun?

„Das Wichtigste ist, dafür zu sorgen, dass man nicht alleine ist. Manchmal neigt man in solchen Situationen dazu, sich zurückzuziehen. Doch das ist der größte Fehler überhaupt, den man machen kann“, sagt Dominik . Stattdessen solle man sich gezielt an Sanitäterinnen und Sanitäter wenden, Freundinnen und Freunde ansprechen oder die Polizei einschalten, um nicht weiter zum Opfer werden zu können. Sein eindringlicher Rat: „Wendet euch an Bekannte, denen ihr vertraut und bittet sie gezielt um Hilfe.“ Im akuten Notfall solltet ihr natürlich immer den Rettungsdienst unter der Nummer 112 rufen oder die Polizei unter der Nummer 110.

Sicher nach Hause kommen: Mit dem Heimwegtelefon

Nicht nur K.o.-Tropfen können gefährlich sein, auch der Heimweg nach der Party kostet viele Frauen (aber auch Männer) oft Überwindung. Wer nachts allein nach Hause muss, sich dabei unsicher fühlt und mehr Schutz wünscht, kann beim Heimwegtelefon anrufen. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sprechen so lange mit dir, bis du sicher zu Hause eingetroffen bist. Die bundesweit geltende Nummer lautet: 030/ 12074182.

Auch sogenannte Heimweg-Apps wie KommGutHeim können helfen, den Weg nach Hause sicherer zu gestalten.


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