Auf Ghosting reagieren: Wenn jemand aus deinem Leben verschwindet

Gerade noch habt ihr Händchen gehalten und im nächsten Moment verschwindet die andere Person aus deinem Leben. Kein Tschüss, keine Erklärung, einfach weg. Du wurdest geghostet. Wir erklären dir, was Ghosting bedeutet und wie du am besten damit umgehst.

Darum geht's:


Was ist Ghosting?

Ihr hattet ein paar Dates oder längere Telefonate. Ihr habt viel miteinander geteilt. Vielleicht wart ihr schon länger befreundet oder ihr wart sogar schon in einer Beziehung. Alles ist schön. Und dann ganz plötzlich: nichts mehr. Keine Anrufe, keine Nachrichten und auch keine Reaktion auf deine Kontaktaufnahmen. Dein Gegenüber verhält sich wie ein Geist, der von jetzt auf gleich unsichtbar für dich wurde. Und du stehst da und verstehst die Welt nicht mehr. Was ist passiert? Alles lief doch gut! Was habe ich nur falsch gemacht? Was hätte ich anders machen können? Fragen über Fragen vernebeln dir den Kopf. Egal wie viel du darüber grübelst, du findest einfach keine befriedigende Antwort.

Ghosting ist zu einem Massenphänomen des 21. Jahrhunderts geworden, obwohl das Phänomen an sich nicht neu ist. Schon immer haben sich Menschen einfach aus dem Staub gemacht, ohne eine Erklärung, ohne sich zu verabschieden. In unserem technisierten Alltag, in dem die meisten Menschen via Smartphone fast ununterbrochen mit ihrem Umfeld in Verbindung stehen, hat Ghosting jedoch eine neue Dimension angenommen.

Die meisten von uns empfinden dieses Verhalten als äußerst unhöflich und trotzdem wird in der heutigen Zeit häufiger geghostet. Etwa jeder vierte Mensch in Deutschland hat das schon einmal erlebt. Ghosting kommt in allen Formen der zwischenmenschlichen Beziehungen vor: in einer Freundschaft, vor oder nach dem ersten Date, nach dem ersten Sex oder auch in einer Beziehung. Sogar im Berufsleben spricht man inzwischen von Ghosting, wenn ein Unternehmen sich nach deinem Bewerbungsgespräch nie wieder meldet.

Daten, Zahlen und Fakten zum Thema Ghosting

2015 wurde der Begriff in das Collins-Wörterbuch aufgenommen, das wichtigste Wörterbuch der englischen Sprache. Sinngemäß bedeutet das Wort: plötzlicher Kontakt- oder Kommunikationsabbruch ohne Ankündigung. Etwa 24 Prozent der Menschen in Deutschland sind schon geghostet worden. Das kam 2018 bei einer Umfrage eines Dating-Portals raus. Neuere Zahlen gibt es bis jetzt nicht. Und wer sind nun die Übeltäter? Tatsächlich ghosten Frauen häufiger als Männer. Hättest du das gedacht? 25 Prozent der Frauen haben schon mal „den Geist gemacht“, bei den Männern sind es nur 19 Prozent.

Warum ghostet jemand?

Im Internet ist es leicht, Kontakt aufzunehmen, aber auch den Kontakt wieder abzubrechen. In der Psychologie wird schon länger beobachtet, dass sich besonders beim Online-Dating eine Art Konsummentalität entwickelt hat. Wir suchen sehr schnell aus, wer uns gefällt. Und wenn es doch nicht der oder die Richtige ist, werfen wir alles wieder weg. Klingt krass und das ist es auch. Wer schon mal geghostet wurde, weiß das nur zu gut. Wenn sich jemand einfach nicht mehr meldet, fragst du dich natürlich: Was habe ich falsch gemacht? Du suchst vermutlich die Schuld bei dir. Aber es liegt nicht an dir! Nicht du bist das Problem! Vielmehr hat die andere Person ein Problem. Das kann ein geringes Selbstwertgefühl sein und damit die Angst, in einen möglichen Konflikt mit dir zu geraten. Wie eine Statista-Umfrage belegt, ist Ghosting vor allem ein Phänomen der jüngeren Generation. Zum Beispiel haben rund 28 Prozent der 18- bis 24-Jährigen jemanden geghostet, den sie gedatet haben.

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Vielleicht kann dein Gegenüber nicht einschätzen, wie du auf eine Abfuhr oder Trennung reagieren würdest. Vielleicht fühlt sich dein Gegenüber auch überfordert und hat Angst vor deinen Erwartungen an eine Freundschaft oder Beziehung. Wenn ihr euch beim Online-Dating kennengelernt habt, könnte eine dritte Person der Grund für das schnelle Verschwinden sein. Viele daten mehrere Personen gleichzeitig. Vielleicht hat es mit jemand anderem gefunkt. Sicherlich wäre es nett, dir das zu sagen, aber oft spielt beim Ghosting auch das Gefühl von Scham eine große Rolle. Vielleicht denkt dein Gegenüber, er oder sie kann dir nicht das Wasser reichen und macht sich lieber aus dem Staub, bevor du dahinterkommst.

So erkennst du Anzeichen fürs Ghosting

Nicht jedes Zögern bedeutet, dass du gleich geghostet wirst. Wenn du aber ein ungutes Gefühl hast, dann schau bei diesen Anzeichen genauer hin:

1. „Ich will keine feste Beziehung“
Wenn du diesen Satz in der Kennlernphase oder beim ersten Date hörst (und du dir eine feste Beziehung erhoffst), dann sei vorsichtig. Oft machen wir uns trotzdem Hoffnung, dass er oder sie seine oder ihre Meinung doch noch ändert. Wenn das nicht passiert, wirst du verletzt.

2. Der Kontakt wird weniger
Die Nachrichten werden seltener und kürzer. Bis du eine Antwort bekommst, dauert es immer länger. Und trotzdem siehst du, dass die Person ständig online ist. Vielleicht bekommst du auch etwas zu hören wie: „Ich habe gerade total viel Stress“. Das kann natürlich stimmen, aber vielleicht versucht sich da jemand schon langsam aus dem Staub zu machen.

3. Nur du legst dich ins Zeug
Du rufst an, schreibst Nachrichten und planst die Treffen. Wenn von der anderen Seite nicht viel kommt oder nur sehr unregelmäßig, dann ist das kein gutes Zeichen. Und mal ehrlich: Willst du wirklich eine Freundschaft oder Beziehung, in die dein Gegenüber nichts investiert?

4. Ihr seht euch immer weniger
Im letzten Moment bekommst du eine Absage. Oder das Treffen wird wieder und wieder verschoben. Oder die andere Person reagiert gar nicht, wenn du ein Treffen vorschlägst. Frage nach: Was soll das? Besteht überhaupt Interesse? Wenn du weißt, woran du bist, kannst du dir die Zeit und Mühen sparen. Du hast es nicht verdienst, hingehalten zu werden.

Tipps: Wie du am besten mit Ghosting umgehst

Ziehe für dich den Schlussstrich, auch wenn es wehtut. Du wirst womöglich nie eine Antwort auf deine Fragen erhalten. Sicherlich kannst du noch einen letzten Kontaktversuch wagen und deinem Gegenüber klipp und klar mitteilen, dass du das Verhalten kindisch findest und gerne ein klärendes Gespräch führen möchtest. Vielleicht lässt sich der oder die andere ja doch noch einmal blicken und ihr könnt einen vernünftigen Schlussstrich ziehen. Sollte das nicht klappen, dann solltest du endgültig mit der Situation und der Person abschließen. Wenn es dir guttut, schreibe der Person einen Brief oder eine Nachricht und verabschiede dich. Danach solltest du unbedingt alle Verbindungen kappen. Lösche den Chatverlauf in der Dating-App oder im Messenger. Lösche die Telefonnummer und eventuelle Fotos auf deinem Telefon, damit du nicht ständig an diese Person erinnert wirst.

Außerdem ist es jetzt sehr wichtig, dass du optimistisch bleibst. Wer (womöglich mehrmals) geghostet wurde, kann mitunter in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht mehr so gut Vertrauen aufbauen. Verbittere nicht und denke daran, dass nicht alle Menschen Ghosting betreiben würden. Du wirst auf jeden Fall neue Freundschaften schließen und auch wieder eine Partnerschaft eingehen können. Ein wichtiger Tipp zum Schluss: Werde nicht selbst zum Ghoster! Es gilt das alte Sprichwort: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!“

Wenn Ghosting dich psychisch krank macht

Und noch ein wichtiger Tipp zum Abschluss: Falls du mehrfach geghostet wurdest und du merkst, dass du psychisch darunter leidest oder sogar in eine Depression abrutschen könntest, hol dir umgehend Hilfe! Was bei einer Depression hilft und wo du Hilfe findest, haben wir in einem anderen Artikel ausführlich zusammengefasst.


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