Trotz Pflegemangel in Deutschland: Traumberuf Pflegefachkraft

Ein Job in der Pflege ist vielfältig und sinnstiftend. Doch während die einen den Kontakt zu den Menschen und die Verantwortung lieben, beklagen andere mangelnde Wertschätzung und zu geringe Gehälter. Die Folge: 40.000 Pflegestellen in Deutschland sind unbesetzt. Wir gehen den Ursachen für den Pflegemangel auf den Grund. Plus: Stationsleitungerin Anja berichtet aus ihrem Alltag als Pflegekraft. 

Darum geht's:


Wo kannst du als Pflegekraft arbeiten? 

Die Arbeit als Pflegekraft ist für viele ein Traumberuf. Man hat mit Menschen zu tun, hilft ihnen und bekommt viel Dankbarkeit zurück. Die Arbeit ist sehr vielseitig und die Einsatzmöglichkeiten sind groß. In Krankenhäusern arbeiten Pflegekräfte zum Beispiel ...  

  • auf den normalen Stationen, auf denen die Patienten und Patientinnen in der Regel nach bestimmten Organleiden aufgenommen werden – wie etwa der Kardiologie oder der Urologie
  • auf Stationen wie der Geriatrie, in der ältere Patienten und Patientinnen behandelt werden, die oft von mehreren Krankheiten zugleich betroffen sind
  • in der Notaufnahme, in der akute Fälle versorgt werden
  • auf der Intensivstation, auf der lebensbedrohliche Fälle behandelt werden 
  • in Funktionsbereichen wie dem OP, der Anästhesie, dem Herzkatheterlabor, dem Endoskopiebereich

Weitere Einsatzgebiete für Pflegekräfte gibt es in der Altenpflege, in der Rehabilitation oder in der Psychiatrie, in der die Pflegekräfte die pflegerische Betreuung übernehmen und die gesundheitliche Entwicklung der Patienten überwachen. Im Hospiz werden Sterbende ebenfalls von Pflegekräften begleitet.

Berufsbild Pflegekraft im Schnellcheck

  • Für wen die Ausbildung geeignet ist: Für all jene, die gerne mit Menschen zu tun haben und im sozialen Bereich tätig werden möchten.
  • Ausbildungsdauer: 3 Jahre.
  • Art der Ausbildung: An einer staatlich anerkannten Berufsfachschule mit Anbindung an ein Krankenhaus.
  • Voraussetzung: Realschulabschluss oder sonstige 10-jährige Schulausbildung oder Hauptschulabschluss plus eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung oder eine mindestens einjährige Ausbildung als Pflegehelferin oder Pflegehelfer.

Änderung in der Pflegeausbildung ab 2020: Seit einigen Jahres gibt es die generalistische Pflegeausbildung. Was es darüber zu wissen gibt, erfährst du hier.

Die Aufgaben von Pflegekräften

Der Pflegeberuf ist nicht nur sinnstiftend, sondern auch super vielseitig: 

  • In der allgemeinen Pflege unterstützen Pflegekräfte die Patienten und Patientinnen bei Aktivitäten des Alltags, etwa bei Toilettengängen, beim Essen oder dabei, ihre Beweglichkeit wiederzuerlangen.  
  • In der speziellen Pflege im medizinischen Bereich werden auf den Stationen Wunden versorgt, Medikamente dosiert, Drainagen gelegt und Verbände gewechselt. Die Pflegedokumentation ist ebenfalls ein wichtiger Teil der Arbeit der Pflegekräfte. 

Außerdem haben die Pflegekräfte, soweit es ihre Zeit zulässt, ein offenes Ohr für Patienten, Patientinnen und Angehörige. Auch die Vermittlung von Seelsorge und von Hilfen für die Zeit nach der Klinik gehört zu den Aufgaben der Pflegekräfte – so werden etwa in der Geriatrie auch Kontakte zu Demenzgruppen geknüpft. Im Pflegebereich gibt es außerdem viele Spezialisierungen. So gibt es beispielsweise Wundmanager, Mitarbeitende, die Pflegestandards weiterentwickeln, Praxisanleiter und viele weitere Aufgabenfelder.

Arbeitsalltag einer Pflegekraft: Langweilig wird es nie 

In der Geriatrie im Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen werden Menschen höheren und höchsten Lebensalters behandelt. Der Frühdienst beginnt morgens um 6 Uhr mit der Übergabe der Nachtschicht. Wie war die Nacht? Gab es bestimmte Vorkommnisse? Brauchen einzelne Patientinnen oder Patienten besondere Betreuung? Dann beginnt der Alltag im Krankenhaus: Die Pflegekräfte helfen den Patienten und Patientinnen beim Frühstück, bei der Körperpflege und fördern mit abgestimmten Übungen die Bewegungsfähigkeit. Sie begleiten die Visite der Ärzte und Ärztinnen, werten sie aus, organisieren therapeutische Maßnahmen und dokumentieren alle Leistungen und Pflegeverrichtungen. 

„Gerade die älteren Patienten in der Geriatrie brauchen viel Hilfe“, sagt Anja. Sie ist Pflegekraft und Stationsleiterin der Geriatrie des Waldkrankenhauses St. Marien. So vergeht der Vormittag bis zum Mittagessen. Gegen 13.30 Uhr, beginnt dann die nächste Schicht, der Spätdienst, wieder mit einer halbstündigen Übergabe. Danach übernimmt erneut der Nachtdienst. „Unsere Arbeit ist sehr individuell. Jeder Tag ist ganz anders und spannend“, erzählt Anja. Sie schätzt es, dass sie so viel mit Menschen zu tun hat und dementsprechend viel Verantwortung trägt. „Das ist ein sehr wichtiger Beruf. Ich kümmere mich acht Stunden um andere Menschen“, sagt sie, „aber danach auch guten Gewissens um mich.“

Arbeit als Pflegekraft: Schöne Momente und einige Herausforderungen

Sich um andere Menschen kümmern und ihnen helfen – die Arbeit als Pflegekraft gibt einem viel zurück und kann sehr erfüllend sein. Das berichtet auch Anja. „Wenn wir sehen können, dass wir wirklich geholfen haben, sind das immer ganz wertvolle Momente für das ganze Team“, erzählt sie. „Gerade in der Geriatrie haben wir oft Patienten und Patientinnen, die einfach über einen längeren Zeitraum zu wenig getrunken haben. Sie kommen in einem schlechten Zustand zu uns, und ihre Angehörigen befürchten das Schlimmste.“ Doch schon nach kurzer Zeit seien diese Patienten und Patientinnen wieder fit, geistig und auch körperlich beweglicher.

Aber es gibt auch Herausforderungen im Alltag einer Pflegekraft. „Für mich wird die Arbeit immer dann schwierig, wenn ich merke, dass ich sie nicht so gut machen kann, wie ich das möchte“, sagt Anja. Und weist damit auf den Pflegemangel in Deutschland hin. Schon länger gibt es nicht genug Pflegekräfte. Außerdem sei es traurig, wenn das ganze Team für einen Patienten oder eine Patientin gekämpft habe – und sich der Zustand dennoch drastisch verschlechtert und absehbar ist, dass der Patient oder die Patientin nicht mehr selbständig nach Hause zurückkehren kann.

Pflegemangel in Deutschland: Warum werden so viele Pflegekräfte gesucht? 

In Deutschland herrscht ein Mangel an Fachkräften in der Pflege. Laut Bundesagentur für Arbeit waren 2018 in Deutschland etwa 40.000 Pflegestellen unbesetzt. Die Gründe sind vielfältig. Laut Deutschem Pflegehilfswerk e.V. wurde über Jahre vor allem an den Personalkosten auf Pflegestationen gespart. Und das zeigt sich heute in einem eklatantem Fachkräftemangel und einer Überlastung des Personals. Weitere Gründe für den Pflegemangel in Deutschland sind laut Pflegehilfswerk e.V: 

  • Die Arbeitsbedingungen und das Gehalt im Pflegebereich sind in Deutschland im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich. 
  • Die hohe emotionale und psychische Belastung des Berufes schreckt viele junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ab.
  • Ausgebildetes Personal wechselt langfristig oft den Berufszweig.
  • Es gibt viele Teilzeitbeschäftigungen.
  • Wegen der Arbeitsbedingungen, Überstunden und häufigen Wochenenddiensten schon in der Ausbildung sind Abbruchquoten in Pflegeberufen mit ca. 30% sehr hoch.

Die Expertinnen und Experten warnen: Der Pflegemangel in Deutschland wird sich noch weiter verschärfen. In einigen Regionen Deutschlands sind mehr als 40 Prozent der Pflegekräfte über 50 Jahre alt. Nachkommende Pflegekräfte können die Lücke, die entsteht, wenn die älteren Pflegekräfte in Rente gehen, nicht komplett füllen. 

Pflegekräfte brauchen mehr Anerkennung

Anja erklärt sich den Pflegemangel in Deutschland so: „Der Pflegeberuf ist leider gesellschaftlich nicht so hoch angesehen, wie das etwa in anderen Ländern der Fall ist“, sagt sie. Zum einen sei die Jugend immer anspruchsvoller, zum anderen seien Arbeitszeiten plus Bezahlung in der Pflege für viele nicht so attraktiv. „Unterm Strich kann man sagen, dass die Bezahlung angesichts der Verantwortung, die wir übernehmen, nicht angemessen ist“, weiß Anja. „Von unserer Tätigkeit, unserem Engagement hängen schließlich Menschenleben ab.“

Gerade wegen dieser Verantwortung liebt sie ihren Beruf aber auch: „Ich würde mir nur wünschen, dass das Ansehen der Pflege zunimmt, wir mehr Anerkennung erfahren – vor allem auf politischer Ebenen, aber auch von Patienten, Patientinnen und Angehörigen.“ Wenn sie Außenstehenden von ihrem Job erzählt, sei eine häufige Reaktion: „Das könnte ich aber nicht.“ Anja betont deswegen: „Das möchte ich nicht mehr so oft hören. Es ist ein sehr wichtiger Beruf, immerhin braucht jeder Mensch einmal Pflege. Und dann wünschen wir uns doch alle die bestmögliche ...“

Ausbildung zur Pflegekraft

Du findest die Ausbildung zur Pflegefachkraft spannend? Informiere dich hier über die Ausbildung und Bewerbung zur Pflegefachkraft bei den Maltesern.


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