Malteser Flüchtlingsprojekt „Frauen empowern – Ehrenamt stärken“

Das Malteser-Projekt „Frauen empowern – Ehrenamt stärken“ in Stuttgart unterstützt geflüchtete Mädchen und Frauen bei ihrer Integration. „Hilfe zur Selbsthilfe“ lautet das Motto. Mit verschiedenen Gruppenangeboten werden die Frauen in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt. Die ehrenamtlichen Helferinnen sind dabei die wichtigste Komponente.

Darum geht's:


Geflüchtete Frauen bei der Integration unterstützen

Wer aus einem anderen Land nach Deutschland flüchtet, steht vor vielen Herausforderungen. Eine fremde Kultur, eine Sprache, die man nicht versteht, keine sozialen Kontakte vor Ort – das ist nicht leicht. Das Projekt „Frauen empowern – Ehrenamt stärken“ der Malteser Stuttgart kümmert sich um geflüchtete Frauen und unterstützt sie bei ihrer Integration. Ziel ist es, den Frauen neue Perspektiven zu ermöglichen, ihre Kompetenzen zu stärken und mögliche Herausforderungen im Alltag gemeinsam mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu bewältigen. „Wir bieten geflüchteten Frauen Orientierung, geben Halt, fördern den Aufbau sozialer Kontakte, helfen ihnen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern und etwas über Deutschland zu lernen“, erklärt Emina Radoncic, die das Projekt seit Sommer 2022 leitet. Wöchentlich finden dafür in Stuttgart-Zuffenhausen Treffen mit geflüchteten Frauen statt. Dabeisein kann jede Frau ab 16 Jahren, die Teilnehmerinnen kommen etwa aus Syrien, der Türkei, dem Iran und Irak.

Nachfolgeprojekt von „Girls for Girls“

Das Projekt „Frauen empowern – Ehrenamt stärken“ gibt es seit Februar 2022. Es wird von der Deutschen Postcode Lotterie gefördert und ist das Nachfolgeprojekt von „Girls for Girls“. Das Tandem- und Empowerment-Projekt der Malteser Stuttgart gab es von 2016 bis 2021, es richtete sich ebenfalls an geflüchtete Mädchen und Frauen. „Girls for Girls“ stand auf zwei Säulen: Neben Tandem-Teams, die immer aus einer Ehrenamtlichen und einer Geflüchteten bestanden, gab es auch verschiedene Gruppenprojekte.

Gruppenangebote für mehr Selbstwirksamkeit

Im Rahmen des Projektes gibt es verschiedene Gruppenangebote. Während der Treffen lernen die Frauen die Kultur der anderen kennen, es werden Fragen zu aktuellen Themen gestellt, sie öffnen sich mehr und mehr. „Wir schauen, was die Frauen brauchen, und richten uns mit unseren Angeboten nach diesem Bedarf“, erklärt Hagar Mohamed, die den Integrationsdienst der Malteser Stuttgart leitet. Ein erster wichtiger Schritt für mehr Eigenständigkeit, Selbstwirksamkeit und Empowerment ist die Sprache. Durch mangelnde Sprachkenntnisse haben die Frauen zu vielen Bereichen des Lebens keinen Zugang, sind dadurch unsicher und ängstlich. Einmal pro Woche bietet eine Ehrenamtliche im Rahmen des Projektes deshalb Deutschunterricht in der Unterkunft an, in der die Frauen leben. Auch einen Fahrradkurs gab es schon, genauso wie gemeinsame Ausflüge in die Stuttgarter Innenstadt. „Die Frauen kennen sich noch nicht aus und wir wollen, dass sie sich sicher in Stuttgart bewegen können“, sagt Mohamed.

Zudem werden regelmäßig Referentinnen und Referenten zu speziellen Themen eingeladen. „Wir hatten zum Beispiel schon jemanden von Pro Familia zu Gast, da ging es um das Thema Frauengesundheit. Eine Psychologin hat über mentale Gesundheit aufgeklärt und auch jemand vom Malteser Projekt INVICTA, das sich an von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen richtet, war bereits für einen Workshop vor Ort“, erzählt Emina Radoncic. „Der Austausch bei den Veranstaltungen ist wichtig für das gemeinsame Zusammenleben und bringt die Frauen einen großen Schritt weiter bei ihrer Integration.“ Und nicht immer sind es nur schwere Themen, die behandelt werden. „Zwei unserer Frauen möchten einen YouTube-Channel starten. Also haben wir einen YouTuber eingeladen, der ihnen in einem Workshop erklärt hat, worauf sie dabei achten müssen.“

Hilfe zur Selbsthilfe leisten

Es geht um Empowerment. Darum, die Frauen zu stärken, sie raus aus der Abhängigkeit zu holen. Allerdings: „Wir bieten keine schnellen und einfachen Lösungen für ihre Probleme an, sondern leisten Hilfe zur Selbsthilfe“, betont Emina Radoncic. „Wir machen geflüchteten Frauen bewusst, dass sie nicht nur als Personen in Not gesehen werden, sondern auch und vor allem als Bürgerinnen mit Rechten – als Frauen mit Rechten! Unser Ziel ist, die Frauen selbstbewusster und selbstständiger in ihrer neuen Umgebung zu machen und sie zu befähigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.“

Den Frauen das richtige Angebot zu machen, ist den Macherinnen von „Frauen empowern – Ehrenamt stärken“ wichtig. Und gleichzeitig ist es eine Herausforderung, ein Programm zu entwickeln, das für alle passt. „Unsere Teilnehmerinnen sind multikulturell, haben unterschiedliche Gewohnheiten, Ziele, Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen“, sagt Emina Radoncic. „Aber wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein, das Feedback ist durchweg positiv!“

Manche ehemaligen Teilnehmerinnen engagieren sich inzwischen selbst ehrenamtlich für das Projekt – leiten eigene Gruppenkurse, helfen bei organisatorischen Dingen oder dolmetschen. „Auch das war uns immer wichtig: Dass unsere Arbeit nachhaltig ist, sich teilnehmende Frauen später selbst als Ehrenamtliche engagieren und eine Vorbildfunktion für andere Frauen übernehmen“, sagt Emina Radoncic.

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht

Ohne Ehrenamtliche wäre das Projekt in dieser Form nicht möglich. „Ehrenamtliche bringen neue Ideen und Perspektiven ein, das ist unglaublich wertvoll“, sagt Emina Radoncic. Wer sich in dem Projekt engagieren möchte, sollte vor allem eines mitbringen: eine Offenheit für anderen Kulturen und Lebensentwürfe. Vorurteile und Bewertungen sind fehl am Platz. Es geht beim Empowerment darum, zu supporten und in die Höhe zu heben – nicht darum, zu kritisieren. Ebenfalls wichtig: Empathiefähigkeit und eine motivierende Persönlichkeit. „Die Geflüchteten sind oft demotiviert und haben ihre Hoffnung verloren. Damit muss man behutsam umgehen“, sagt Hagar Mohamed.

Gleichzeitig müssen die ehrenamtlichen Helferinnen selbstbewusst und gefestigt sein, sich auch abgrenzen können. Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen unterstützen sie dabei und begleiten sie bei Herausforderungen. „Wenn man sieht, wie die Mädchen und Frauen sich entwickeln, wie sie plötzlich Spaß am Leben haben und selbstbewusster werden, ist das unglaublich schön“, findet Hagar Mohamed. „Eine Unterstützung von Frau zu Frau ist wichtig und wertvoll. Je mehr Menschen sich engagieren, umso besser!“ Dann sind irgendwann vielleicht auch Tandem-Partnerschaften möglich, wie es sie bei Girls for Girls gab. Solche Tandems bestehen aus einer Ehrenamtlichen und einer Geflüchteten und ermöglichen eine noch intensivere, engere Begleitung. „Das wäre schön, wenn wir das auch in dem neuen Projekt irgendwann anbieten können“, sagt Hagar Mohamed.

So kannst du das Empowerment-Projekt der Malteser unterstützen

Die Organisatorinnen hinter „Frauen empowern – Ehrenamt stärken“ sind immer auf der Suche nach ehrenamtlicher Hilfe. Wenn du dich engagieren möchtest, dann schreibe eine E-Mail an Integrationsdienst-Stuttgart@malteser.org.


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