Alkohol und Zigaretten: Aufhören lohnt sich auch im Alter
Die Zigarette zum Kaffee, das Glas Wein zum Abendessen – für viele Menschen ist der Konsum von Nikotin und Alkohol eine liebgewonnene Gewohnheit. Und oft schon so lange, dass sich aufhören vermeintlich doch gar nicht mehr lohnt. Aber das Gegenteil ist der Fall.
Alltagssuchtmittel: Eine bekannte Gefahr
Eine gute Nachricht vorweg: Die Zahl der Menschen, die regelmäßig zur Zigarette greifen, ist in den letzten 20 Jahren um fast die Hälfte gesunken. Trotzdem sind es heute noch etwa ein Viertel der 55- bis 74-Jährigen. Bei Jugendlichen ist nach Jahren mit sinkenden Zahlen die Zigarette allerdings plötzlich wieder „in“. Wo das schlimmstenfalls hinführt, zeigt eine traurige Statistik: Demnach sterben etwa 127.000 Menschen jährlich in Deutschland an den Folgen des Rauchens. Die Zahl der Erkrankungen beträgt ein Vielfaches.
Ähnlich gravierend sind die Folgen des Alkohols: Etwa 74.000 Todesfälle pro Jahr gehen in Deutschland auf übermäßigen Alkoholkonsum als Ursache oder mitbestimmenden Faktor zurück. Mehr als die Hälfte der Erwachsenen genehmigt sich regelmäßig einen Schluck.
Unterm Strich ist es also nichts Neues, dass sich Alkohol und Rauchen negativ auf unsere Gesundheit auswirkt und das Risiko zahlreicher Krankheiten erhöht – von Herz-Kreislauf-Problemen bis hin zu Krebserkrankungen. Im Umkehrschluss ist es aber möglich, durch Verzicht unser Wohlbefinden deutlich zu steigern. Und das auch noch im fortgeschrittenen Alter.
Alkohol: Besondere Risiken im Alter
Alkohol ist ein Gift, das sich auf alle Körperzellen auswirken und rund 200 Krankheiten auslösen kann. Alkoholkonsum ist immer schädlich für den Körper, mit steigendem Alter jedoch noch mehr. Dafür gibt es einfache Gründe: Je älter wir werden, desto schlechter können unsere Zellen Wasser speichern. Eine gleichbleibende Menge Alkohol verteilt sich auf immer weniger Körperflüssigkeit, wodurch die Konzentration zunimmt. Auch die Leber arbeitet schlechter. Der Entgiftungsvorgang verlangsamt sich, es dauert länger, wieder nüchtern zu werden.
Da Gleichgewichtssinn und Koordination bei vielen älteren Menschen zunehmend eingeschränkt werden, kann auch ein leichter „Schwips“ schnell in einem Sturz und entsprechenden Verletzungen enden.
Eine weitere Gefahr liegt in der Kombination von Alkohol und Medikamenten. Insbesondere bei psychisch wirksamen Medikamenten wie Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Antidepressiva oder Psychostimulanzien kann die betäubende oder anregende Wirkung gefährlich verstärkt werden. Lebensbedrohlich können Wechselwirkungen sein, die zum Beispiel das Herz-Kreislaufsystem beeinflussen. Wer also Medikamente zu sich nimmt, sollte entweder ganz auf Alkohol verzichten oder sich in der Apotheke oder Praxis dazu beraten lassen.
In Maßen genießen – geht das?
Aber was ist dran an Studien, die sagen, dass zum Beispiel ein Glas Rotwein täglich gesund sei? Hier ist Vorsicht geboten, da meist nur die Wirkung einzelner Inhaltsstoffe betrachtet wird. Natürlich haben die enthaltenen Anti-Oxidantien einen positiven Effekt – in der Gesamtbetrachtung überwiegen aber nach aktuellem Stand die Nachteile des Alkohols.
Für den Alltag heißt das, wie so oft: Auf die Menge und Häufigkeit kommt es an. Und hier gibt es Empfehlungen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Diese orientieren sich an einem Standardglas für verschiedene Getränke, das auf je 10 bis 12 Gramm Alkohol kommt. Für Frauen, die nur etwa halb so viel Alkohol wie Männer konsumieren sollten, ergeben sich zum Beispiel folgende Tagesdosen (die selbstverständlich nicht jeden Tag konsumiert werden sollten):
0,3 Liter Bier (ein kleines Bierglas)
0,125 Liter Wein (ein kleines Weinglas)
0,1 Liter Sekt (ein reguläres Sektglas)
2 cl Schnaps (ein kleines Schnapsglas)
Frauen ab 65 Jahren sollten weniger als ein Standardglas täglich konsumieren, Männer weniger als zwei. Zudem sollten mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche eingehalten werden. Aber am besten sollten Sie vollständig auf Alkohol verzichtet. Natürlich spielt auch hier der persönliche Gesundheitszustand eine entscheidende Rolle und sollte mit der Ärztin oder dem Arzt abgesprochen werden.
Achtung: Der generelle Verzicht auf Alkohol ist die bessere Wahl. Und für Menschen, bei denen womöglich bereits eine Alkoholsucht vorliegt, gelten diese Tagesmengen natürlich nicht! Wenn der Alkohol in Ihrem Leben im Mittelpunkt steht und Sie die Kontrolle über den Konsum verloren haben, sind Sie abhängig. Wie sich die langfristigen Folgen des Alkohols auf unseren Körper auswirken, zeigt das untenstehende Video.
Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.
Zigaretten: Viel Rauch, viele Risiken
Anders als beim Alkohol gibt es zum Thema Rauchen keine zwei Meinungen. Hier ist aus medizinischer Sicht jede Zigarette eine zu viel. Schließlich enthält der Rauch nicht nur Nikotin, sondern über 4.800 weitere Bestandteile – darunter Stoffe wie Kohlenmonoxid, Cadmium oder Formaldehyd. Kein Wunder also, dass die Liste der gesundheitlichen Risiken fast ebenso lang ist. Etwa ein Fünftel aller Krebserkrankungen geht auf den regelmäßigen Griff zur Zigarette zurück. Hinzu kommen Herz- und Gefäßkrankheiten, Bluthochdruck, chronische Lungenprobleme, vorzeitig alternde Haut und viele mehr. Alles zusammen kosten die „Glimmstängel“ Menschen, die zehn oder mehr Zigaretten pro Tag rauchen, im Schnitt ordentlich Lebenszeit: Bei Frauen sinkt die Lebenserwartung um 7,3 Jahre, bei Männern sogar um 9,4 Jahre.
Dann ist da noch das Thema Passivrauchen: Rauchende Menschen gefährden nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die der Menschen um sich herum. Und das ist etwas, das man gerade Freunden oder Verwandten ja eigentlich nicht zumuten möchte.
Sie möchten mit dem Rauchen aufhören?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betreibt das Informationsportal „rauchfrei!“, wo Sie umfassende Infos und Angebote zum Thema finden: rauchfrei-info.de
Fürs Aufhören ist es nie zu spät
Aber lohnt es sich denn in fortgeschrittenem Alter überhaupt noch, mit dem Rauchen aufzuhören? Die Antwort lautet eindeutig „ja“. Viele der negativen Auswirkungen verringern sich innerhalb kurzer Zeit. Schon nach wenigen Tagen bis Wochen gehen zum Beispiel Kurzatmigkeit und Husten zurück. Bei Menschen, die mit 60 Jahren das Rauchen aufgeben, sinkt das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarktes nach fünf bis zehn Jahren deutlich. Auch die Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken, halbiert sich innerhalb von zehn Jahren. Und der Heilungsprozess nach Operationen wird verbessert. Gute Nachrichten auch für alle, die gutes Essen mögen: Frei von Rauch sind auch die Geschmacksnerven wieder deutlich sensibler.
Und Vorteile haben auch diejenigen, die Geld sparen wollen oder müssen: Denn über die Jahre geben Raucherinnen und Raucher extrem viel für ihre Zigaretten aus. Wer schauen möchte, wie viel mehr Geld ohne Zigaretten im Sparschwein landen könnte, kann dies zum Beispiel mit diesem Rechner überprüfen.
Aufhören – aber wie?
Mit dem Rauchen oder Trinken aufzuhören, fällt vielen Menschen schwer. Kein Wunder. Schließlich führt beides zu körperlicher Abhängigkeit, und der Verzicht zu Entzugserscheinungen. Trotzdem gilt hier: keine „halbe Sachen“. Die positiven Effekte stellen sich erst ein, wenn der Konsum auf null gesenkt wird. Das ist für viele ein harter Schritt, aber mit der Hilfe von Angehörigen, Freunden und/ oder professioneller Hilfe machbar!
Wer nur gelegentlich zur Zigarette oder Alkohol greift, hat es mit der Entwöhnung deutlich einfacher als Menschen, für die seit vielen Jahren das Rauchen und/oder Trinken zum Alltag gehört. Besonders schwierig ist es, wenn bereits eine Alkoholsucht vorliegt: Die körperlichen und psychischen Auswirkungen des Entzugs sind teilweise enorm. Studien zufolge übertrifft Alkohol als Suchtstoff in seiner Gefährlichkeit sogar Drogen wie Heroin oder Crack und ein Entzug ist keine leichte Aufgabe. Tritt das sogenannte Delirium tremens alias Alkoholdelir ohne ärztliche Hilfe auf, kann es sogar tödlich enden.
Daher empfehlen Ärztinnen und Ärzte heutzutage meist keinen kalten, sondern einen warmen Alkoholentzug. Die Entzugssymptome werden dabei zum Beispiel durch unterstützende Medikamente abgeschwächt. Einen Überblick über die Entzugserscheinungen und Entzugsstrategien finden Sie hier.
Wichtig: Sind Sie oder Angehörige von einer Alkoholsucht betroffen, zögern Sie nicht, sich selbst oder Betroffenen Hilfe zu holen.
Auch Angehörige brauchen Hilfe!
Nicht nur Betroffene selbst, sondern auch Angehörige und das engere Umfeld können unter einer Alkoholabhängigkeit leiden. Sorgen um die betroffene Person sowie multiple Ängste können stark belastend sein. Aber auch dafür gibt es unterschiedliche Anlaufstellen. Mehr Infos dazu finden Sie unter anderem auf der Webseite der Stiftung Gesundheitswissen.
Beim Nikotin gibt es leider kein Patentrezept, aber mehrere gangbare Wege aus der Sucht. Ist die Abhängigkeit sehr stark, helfen Nikotinersatzprodukte in Form von Pflastern, Kaugummis oder Mitteln zum Einnehmen. Hier wird die Nikotinmenge langsam heruntergesetzt, der schädliche Rauch fällt direkt weg. Im Idealfall kommen Sie ohne diese Hilfsmittel aus. Aber auch hier gibt es einige hilfreiche Tricks. Wer seinen Entschluss mit anderen teilt, schafft sich einen zusätzlichen Ansporn, durchzuhalten. Statt zur Zigarette kann der Griff auch mal zu etwas Gesundem gehen, wie zum Beispiel einem Apfel, Beeren oder anderen natürlichen „Genussmitteln“. Und auch sich selbst zu belohnen, funktioniert: Gönnen Sie sich etwas Schönes nach den ersten rauchfreien Wochen. Sie haben es sich verdient – und dafür zudem schon viel Geld eingespart!
Brauchen Sie akute Hilfe?
Sollten Sie Hilfe bei der Suchtvorbeugung beziehungsweise generell Hilfe bei Ihrem Weg aus der Alkoholsucht benötigen, gibt es Stellen, an die Sie sich wenden können. Eine anonyme telefonische Beratung zur Suchtvorbeugung bietet zum Beispiel die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter der Rufnummer 0221 89 20 31 an (Montag bis Donnerstag von 10:00 bis 22:00 Uhr, Freitag bis Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr).