Hörgeräte, Sehhilfen und Co. – was den Alltag leichter macht

Mit zunehmendem Alter ist es völlig normal, nicht mehr so gut zu sehen und zu hören. Doch es gibt heute unterschiedlichste Sehhilfen und Hörgeräte, die den Alltag erleichtern. Hier erfahren Sie alles zum Thema.

Wie entsteht die Alterssichtigkeit?

Bei den meisten Menschen fängt die sogenannte Alterssichtigkeit (Presbyopie) schon mit Mitte 40 an. Plötzlich müssen Sie Ihr Buch immer weiter weghalten, um die Buchstaben entziffern zu können, das Kleingedruckte auf der Shampoo-Flasche ist nicht mehr zu erkennen und auch das Zifferblatt der Uhr erscheint plötzlich unscharf. Die Presbyopie ist keine Krankheit, sie wird durch einen normalen Alterungsprozess der Augen ausgelöst, der das Sehen im Nahbereich verschlechtert. Das Weitsehen bleibt ungestört. Das liegt daran, dass im Alterungsprozess die Linse starrer wird und der Augenmuskel schwächer. Die Linse kann sich nicht mehr so gut wölben, was fürs Nahsehen erforderlich ist. Das ist nicht umkehrbar, aber auszugleichen – am leichtesten mit einer Lesebrille. Die sollte regelmäßig angepasst werden. Denn sonst drohen Kopfschmerzen, brennende Augen und Einschränkungen im Alltag. Die gute Nachricht: Mit etwa 70 Jahren ist dieser Prozess beendet, die Presbyopie schreitet nicht mehr weiter voran. 

Warum wird das Gehör schlechter? 

Auch das Hören wird für die meisten Menschen im Alter beschwerlicher. Die sogenannte Presbyakusis beginnt in der Regel mit etwa 50 Jahren. Auch hier handelt es sich meist um einen normalen Alterungsprozess, in dessen Verlauf die feinen Sinneshaarzellen im Innenohr verschleißen, Hörnerv und -zentrum eingeschränkt sind. Zuerst erfassen Betroffene in der Regel hohe Töne nicht mehr (wie etwa Vogelgezwitscher), nach und nach sind immer mehr Frequenzen betroffen. Da gleichzeitig Hintergrundgeräusche dominanter werden, ist es für Betroffene schwierig, Unterhaltungen in größeren Gruppen oder etwa in Restaurants zu folgen. Das führt häufig dazu, dass sie diese Situationen meiden und sich aus Scham und Unsicherheit zurückziehen.
 

Der „Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte e. V.“ rät dringend zu einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung. Denn: „Unbehandelte Presbyakusis kann vorzeitigen geistigen Abbau bis hin zur Demenz, sozialen Rückzug und Unsicherheit bei der Bewältigung des Alltags beispielsweise im Straßenverkehr zur Folge haben.“

Zu diesem Schluss kommen auch zahlreiche wissenschaftliche Studien, die altersbedingte Hörstörungen als Risikofaktor für Demenz bei älteren Erwachsenen benennen. Die positive Seite dieser Erkenntnis: Die Altersschwerhörigkeit ist ein beeinflussbarer Risikofaktor. In einem wissenschaftlichen Paper, das im „Journal of the American Geriatrics Society“ veröffentlicht wurde, heißt es dazu: „Das regelmäßige Tragen von Hörgeräten stoppt geistigen Abbau und verringert das Demenzrisiko dauerhaft.“

Übrigens: Immerhin jede und jeder zweite Deutsche im Alter von 65 Jahren soll von altersbedingter Schwerhörigkeit betroffen sein. Sie ist also ab einem gewissen Alter normal und eher die Regel als die Ausnahme.

Sehhilfen – welche gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Sehhilfen: Jene, die zur Verbesserung der Sehschärfe beitragen (Brillen, Kontaktlinsen und Co.) und die therapeutischen Sehhilfen, die der Behandlung von Augenerkrankungen und -verletzungen dienen – wie etwa Verbandlinsen oder -schalen. Um die klassische Alterssichtigkeit auszugleichen, reichen die erstgenannten Hilfsmittel.

Für mehr Durchblick: Sehhilfen im Alter

Nicht richtig scharf gucken zu können, das verunsichert und schränkt die Lebensqualität ein. Deshalb ist es ratsam, frühzeitig mit Sehhilfen entgegenzuwirken. Ob Lesebrillen, Leselupen, Lupenbrillen, Lesestäbe oder Bildschirmlesegeräte – es gibt heute eine Reihe von Hilfsmitteln, die Alterssichtigkeit ausgleichen und ganz nach den individuellen Bedürfnissen genutzt werden können.
Neben klassischen Lesebrillen, Gleitsichtbrillen oder Gleitsichtkontaktlinsen gibt es unter anderem noch diese Sehhilfen im Alter:

  • Lupenbrillen oder Lupenaufsätze für Brillen – mit ihnen kann vor allem das, was direkt vor dem Auge ist, scharf gesehen werden.
  • Klassische Lupen, Standlupen oder Handlupen mit Beleuchtung für den Fall, dass die Lichtverhältnisse schwierig sind. Praktisch: Es gibt auch Lupen mit Extras wie Umhängebändern, sodass sie immer griffbereit sind.
  • Elektronische Lupen (E-Lupen) sind für unterwegs und zu Hause geeignet. Dabei funktionieren sie sowohl wie klassische Lupen, können aber auch weiter entfernte Gegenstände heranzoomen (Straßenschilder, Supermarktpreise) und das Bild sogar einfrieren.
  • Lesestäbe sind länglich geformte Vergrößerungsgeräte und vor allem für breite Texte und Tabellen geeignet, mit ihnen lässt sich bequem horizontal von Zeile zu Zeile lesen.
  • Für Menschen mit gravierenden Sehbehinderungen gibt es auch Bildschirm-Lesegeräte. Die festen Geräte vergrößern die Schrift sehr stark und wandeln die Farben um. Sie sind allerdings sperrig, immobil, teuer und müssen vom Augenarzt verschrieben werden.

Übrigens: Auch Menschen, die bereits eine Brille tragen, kann eine Lesehilfe ergänzend unterstützen. 

Hörgeräte im Alter – welche Unterschiede gibt es?

Nicht richtig hören zu können, das ist vielen Menschen unangenehm und peinlich. Gerade in größeren Gruppen verstehen Betroffene Unterhaltungen nicht mehr richtig und können sich deshalb nicht an den Gesprächen beteiligen. Eine häufige Folge: Sie meiden diese Situationen, im schlimmsten Fall kommt es sogar zu Vereinsamung. Doch es gibt Abhilfe: Hörgeräte im Alter. Die modernen Modelle werden immer kleiner, digitaler und effektiver. Rund drei Millionen Deutsche tragen schon Hörhilfen.

Zwischen zwei Hörgerätesystemen wird vor allem unterschieden. Beide gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen und mit technischen Besonderheiten:

  • Die beliebten In-dem-Ohr-Geräte (IdO) kommen vor allem für Menschen mit leichten bis mittleren Hörschäden in Frage. Ihr großer Vorteil: Sie sind aus vielen Blickwinkeln gar nicht zu sehen. Da sie in der Ohrmuschel oder dem Gehörgang getragen werden, werden sie individuell auf die betreffenden Ohren angepasst. Nachteil: Da sie kleiner sind als die anderen Geräte, müssen die Batterien öfter gewechselt werden.
  • Die Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO) sind auch für starke Hörschädigungen geeignet. Je nach Modell verfügen sie über mehr technische Finessen (verborgen im Gehäuse hinter dem Ohr) – wie etwa eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone, die bei Telefonaten die akustischen Signale direkt auf das Hörgerät überträgt. Weitere Vorteile: Sie gelten als langlebig, sind leicht zu bedienen und haben meist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Nachteile: Sie werden von Brillenträgerinnen und Brillenträgern meist als störend empfunden.


Auch implantierte Hörsysteme können für Seniorinnen und Senioren eine Lösung sein – die Operation ist aber meist recht aufwendig.


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