Den Alltag mit Demenz gestalten

Demenz in Zeiten von Corona

In Zeiten von Corona stehen Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen vor besonderen Herausforderungen. Viele Tagesroutinen, Entlastungsangebote und Besuchsdienste entfallen und die an Demenz erkrankten Menschen haben Schwierigkeiten, die veränderte Situationenen zu verstehen oder sich daran zu erinnern. 

Sie verstehen weder die Virusgefahr noch die erforderlichen Hygienemaßnahmen. Zudem tragen die gewohnten Personen in ihrem Umfeld jetzt Gesichtsmasken. Menschen mit Demenz reagieren deshalb nicht selten mit Angst, Verunsicherung, Aggressivität oder auch Rückzug und verlieren ihre Fähigkeiten, wenn die regelmäßige Aktivierung fehlt.

Sie als Angehörige sind dadurch noch stärker als bisher in der Begleitung, Versorgung und Pflege gefordert. Sie, die sorgenden Brückenbauer zwischen den Welten, die dem erkrankten Menschen Sicherheit geben, benötigen oft selbst Rat, Entlastung und tatkräftige Unterstützung bei den alltäglichen Herausforderungen, um sich nicht von dem Gefühl der Hilflosigkeit und Isolation überwältigen zu lassen.

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Corona-Tipps für pflegende Angehörige

  1. Geben Sie ihm das Gefühl, dass er in Sicherheit und nicht allein ist. Das bringt Ruhe in den Alltag.
     
  2. Ersetzen Sie enge Umarmungen oder zärtliche Berührungen im Gesicht z.B. durch zartes Berühren des Oberarms oder Streicheln des Rückens.
     
  3. Vermeiden Sie lange Diskussionen und Erklärungen. Beschränken Sie sich auf die Informationen, die gerade benötigt werden, und beantworten nur die Fragen, die im Raum stehen – möglicherweise auch mehrfach. Dadurch vermeiden Sie für beide Seiten Überforderung und unnötigen Stress.
     
  4. Sorgen Sie für eine gute Tagesstruktur mit regelmäßigen Mahlzeiten und einem Wechsel von aktiven, ruhigen und Schlaf-Phasen. Das fördert die zeitliche Orientierung und den Nachtschlaf.
     
  5. Halten Sie so weit wie möglich die gewohnten Routinen und vertrauten Abläufe bei. Erkundigen Sie sich in der Tageseinrichtung oder Betreuungsgruppe, wie der normale Tagesablauf dort aussieht. Sitzgymnastik, Blumenpflege und Zeitungslesen geht abgewandelt auch in der häuslichen Umgebung.
     
  6. Fördern Sie das, was noch da ist; denn: wer rastet, der rostet und verliert vorhandene Kompetenzen und Fähigkeiten schneller als man denken kann.
     
  7. Beteiligen Sie Ihren Angehörigen so weit als möglich an der täglichen Hausarbeit und geben ihm Gelegenheit, die Dinge zu tun, die er noch gut kann. Dazu gehört auch das Pflegen von Hobbies.
     
  8. Gehen Sie unter Beachtung der Hygiene-Auflagen regelmäßig mit ihrem Angehörigen spazieren. Frische Luft und Umgebungswechsel heben die Stimmung und stärken das Immunsystem.
     
  9. Halten Sie Kontakt zum betreuenden Hausarzt und zu Ihrer Apotheke, damit Sie bei Bedarf zügig die notwendige Versorgung und Medikamente erhalten.

Wenn Menschen mit Demenz verloren gehen

Was kann ich tun, damit eine Person mit Demenz nicht verloren geht?

Mit einer Demenzerkrankung gehen in aller Regel auch Probleme mit der Orientierung einher. Im Alltag bedeutet das, dass Menschen mit Demenz gewohnte Wege und auch Orte - mitunter sogar die eigene Wohnung - nicht mehr erkennen oder auch sich neue Wege nicht merken können. Sie erleben sich wie in einer unbekannten Umgebung und reagieren darauf mit Stress und Unruhe. Das ist belastend für alle Beteiligten: Angehörige, Pflege- und Betreuungskräfte und die Einsatzkräfte der Polizei. Sie machen sich Sorgen, sind oft stundenlang und bisweilen vergeblich auf der Suche. Umso mehr stellt sich die Frage, wie solche Situationen verhindert werden können.

Situationen und Gründe fürs „Aufstehen-und-losgehen“

Situationen und Gründe fürs „Aufstehen-und-losgehen“

Typische Situationen sind unter anderem:

  • „Fremd“ in der eigenen Umgebung
  • Ungewohnte Stimmen, Geräusche, Abläufe
  • Überforderungssituation z. B. durch fremde Menschen oder Radio/TV in Dauerschleife
  • Das Gefühl, schlecht behandelt oder nicht beachtet zu werden
  • Wunsch nach Bewegung und/oder frischer Luft
  • Neugier oder Langeweile
  • Hunger/Durst
  • Harn- oder Stuhldrang
  • Schmerzen
  • Altgewohnte Vorhaben wie Kinder von der Schule abholen, zur Arbeit gehen ...
  • Wunsch nach Suchtmitteln (Tabak, Alkohol, Drogen, Medikamente)
Was gibt es an vorbeugenden Maßnahmen?

Was gibt es an vorbeugenden Maßnahmen?

Damit ein unvermittelter Bewegungsdrang gar nicht erst entsteht, sind folgende Dinge hilfreich:

  • Eine gute und klare Tagesstruktur mit ausreichend Bewegungsmöglichkeiten
  • Alles, was die Selbständigkeit und die alltagspraktischen Fähigkeiten fördert und erhält wie die Einbeziehung in die Tätigkeiten im Haushalt
  • Gemeinsame Aktivitäten wie Gesellschaftsspiele, Musizieren, Filme oder Fotoalben ansehen, Zeitung lesen
  • Teilhabe an Aktivitäten außer Haus wie Zoo-, Theater-, Oper-, Kinobesuch oder Einkaufsbummel

Ungeeignet ist das Abschließen von Türen und Fenstern. Das kann Panik und Aggression auslösen! Wenig empfehlenswert sind auch Medikamente, die vermeintlich ruhig stellen (Sedativa). Sie erhöhen die Sturzgefahr und führen häufig zur Verminderung der Alltagskompetenzen. Eine einfache Lösung: Klingelmatte oder Windspiel an der Haus-/Wohnungstür anbringen, damit ein Verschwinden direkt bemerkt wird.

Gibt es etwas, was jeder von uns tun kann?

Gibt es etwas, was jeder von uns tun kann?

  • Hinschauen und aufmerksam sein
  • Bei Personen mit einem ungewöhnlichen Erscheinungsbild wie z. B. Pantoffeln im Winter oder mit einem offenbar desorientierten Verhalten: behutsam ansprechen und Hilfe anbieten
  • Immer von vorn ansprechen, langsam und deutlich, klare Sprache, einfache Sätze, nicht mit Fragen bombardieren, Zeit zum Antworten lassen
  • Wenn Sie das Gefühl haben, nicht weiterzukommen und Ihnen die Situation brenzlig erscheint: die Polizei verständigen

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Was kann ich tun, wenn eine Person mit Demenz verloren gegangen ist?

Wenn ein Mensch mit Demenz das Haus verlässt und "verloren geht", muss es meistens schnell gehen. Deshalb sollte man vorbereitet sein: mit Angaben zur Person, einem aktuellen Foto und weiteren Hinweisen, die der Polizei bei der Suche helfen. 

Also, was tun, wenn jemand „weg“ ist?

Also, was tun, wenn jemand „weg“ ist?

Oberstes Gebot: Rasch handeln. Menschen mit Demenz sind in der Regel in einem höheren Alter, leiden an typischen Alterskrankheiten und sind daher auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen. Oft verlassen sie auch das Haus in unpassender Kleidung etc.

Was meist zu nichts führt, ist zielloses In-der-Gegend-Umherfahren und Suchen. Hier gilt planmäßiges Handeln:

  • Gründlich in allen Räumen, im Keller, im Garten und in der näheren Umgebung nachsehen
  • Bei Erfolglosigkeit: sofort die Polizei verständigen, Bogen mit persönlichen Angaben und Foto aushändigen und über die Demenzerkrankung informieren.
  • Die eigene Suche auf die Orte ausdehnen, die gern aufgesucht werden wie ehemaliger Wohnort, Haltestelle, frühere Arbeitsstätte, Friedhof, etc.
  • Bekannte Anlaufstellen wie Lieblingscafé oder Stammapotheke prüfen
  • Freunde und Nachbarn abtelefonieren und um Mithilfe bitten

Links

Rund um das Thema "Leben mit Demenz" gibt es eine Reihe hilfreicher Webseiten mit Informationen für Erkrankte, Angehörige, haupt- und ehrenamtliche Helfer und medizinisches Personal:

Deutsche Alzheimergesellschaft
Die Deutsche Alzheimergesellschaft setzt sich bundesweit für die Verbesserung der Situation der Menschen mit Demenz und ihrer Familien ein. Auf den Service-Seiten finden sich neben telefonischen Anlaufstellen, aktuelle Downloads und Broschüren zu Demenz, aber auch zu Änderungen in Kranken- und Pflegeversicherung.

Wegweiser Demenz
Das Informationsportal "Wegweiser Demenz" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gibt Hilfe und Rat bei Fragen rund um Demenz.

Nationale Demenzstrategie
Im Sommer 2020 hat die Bundesregierung die Nationale Demenzstrategie verabschiedet, die die Versorgung von Menschen mit Demenz und die Unterstützung der Angehörigen verbessern und die Erforschung der Demenzerkrankung intensivieren soll. Die Strategie enthält 27 Ziele und 160 Einzelmaßnahmen, die in den kommenden Jahren mit Unterstützung aller gesellschaftlichen Akteure erreicht werden sollen.

Alzheimer Disease International (ADI)
Einen guten Überblick über die globale Situation der Demenzerkrankungen bietet die Website von Alzheimer Disease International.

dabei. Online-Magazin für ein erfülltes Leben im Alter
Das Angebot der Malteser gibt Informationen, Tipps und Beispiele für ältere Menschen, Angehörige und alle Interessierten, die Hilfe bei Einsamkeit im Alter suchen, sich für Möglichkeiten der Vorbeugung interessieren oder sich schlicht mit dem drängenden gesellschaftlichen Problem der sozialen Isolation alter Menschen auseinandersetzen wollen.