Ehrenamt im Alter: Ursula Greubel ist Hospizbegleiterin
Ursula Greubel ist 79 Jahre alt und engagiert sich seit fast 20 Jahren ehrenamtlich in der ambulanten Hospizbegleitung bei den Maltesern. Wie sie dazu kam, warum das Ehrenamt als Hospizhelferin sie so erfüllt und wie Jung und Alt dabei erfolgreich zusammenarbeiten, erfahren Sie hier.
Ein Ehrenamt ist auch im höheren Alter möglich!
Ein Ehrenamt ist nur etwas für junge Menschen? Keineswegs. In Deutschland engagieren sich viele ältere Menschen ehrenamtlich. Insbesondere der Renteneintritt wird häufig als Zeitpunkt genutzt, um sich ehrenamtlich zu betätigen. Eine dieser älteren Ehrenamtlichen ist Ursula Greubel. Die heute 79-Jährige ist Hospizbegleiterin ist im ambulanten Hospizdienst der Malteser tätig: „Mich hat die Hospizarbeit schon immer fasziniert. Ich dachte aber, ich kann das nicht, das müssen ganz besondere Menschen mit besonderen Fähigkeiten sein, die sich um Sterbende kümmern“, erinnert sie sich. Heute weiß Ursula Greubel: Auch sie ist so ein besonderer Mensch.
Aber der Reihe nach: 2006, kurz bevor Ursula Greubel in Rente ging, las sie in der Zeitung, dass ganz in ihrer Nähe ein ambulanter Hospiz- und Palliativdienst der Malteser gegründet werden sollte. „Als Brücke zum neuen Ufer“ – so war der Artikel überschrieben. „Das sprach mich sofort an“, sagt sie. Sie gab sich einen Ruck und ging zum Infoabend. „In der Nacht danach habe ich kaum geschlafen, so aufgeregt war ich!“ Am nächsten Tag rief Ursula Greubel bei den Maltesern an und fragte, ob man für das Ehrenamt im Hospizdienst eine Prüfung ablegen müsse. „Die Antwort, die ich bekam, hat mir damals tief imponiert“, erinnert sich die Rentnerin. „Frau Greubel, sagte die Dame am Telefon, niemand kann Ihr Innerstes und Ihre Gefühle prüfen.“ Denn genau darum geht es bei der Arbeit im ambulanten Hospizdienst: um Mitgefühl, Respekt und Vertrauen. Ursula Greubel meldete sich damals zum Lehrgang zur Hospizbegleiterin an. 2026 feiert sie ihr 20-jähriges Ehrenamts-Jubiläum im Hospizdienst der Malteser.
Ein anderer Blick auf das Leben und den Tod
Der Tod gehört zum Leben dazu. Aber wie fühlt es sich an, immer wieder mit ihm konfrontiert zu werden? „Ich habe mich durch das Ehrenamt auf jeden Fall verändert“, sagt Ursula Greubel. „Aber im positiven Sinne: Ich sehe viele Dinge mit anderen Augen, habe im Hospizdienst viel über den Umgang mit Menschen gelernt. Über das Zuhören, das Verstehen und vor allem über mich selbst. Ich habe völlig neue Seiten an mir entdeckt und dafür bin ich sehr dankbar.“ Auch ihre Einstellung zum Leben hat sich verändert. „Ich nehme mich selbst nicht mehr so wichtig, lebe im Hier und Jetzt, bin gelassener als früher“, sagt Ursula Greubel.
„Mich hat die Hospizarbeit schon immer fasziniert. Ich dachte aber, ich kann das nicht, das müssen ganz besondere Menschen mit besonderen Fähigkeiten sein, die sich um Sterbende kümmern.“ -Ursula Greubel, ehrenamtliche Hospizbegleiterin-
Berührungsängste mit dem Tod hat sie nicht mehr. Als ihre gute Freundin Emmi vor einigen Jahren an Krebs erkrankte, konnte Ursula sie dank ihrer Erfahrung in diesem Ehrenamt ein Stück auf ihrem letzten Weg begleiten. „Darüber bin ich bis heute dankbar“, sagt sie. Und auch, als kurz darauf Emmis Mann starb, fühlte sie sich nicht hilflos im Umgang mit dem Sterbenden und seinen Angehörigen. „Durch meine Hospizarbeit hatte ich keine Angst, etwas Falsches zu sagen. Ich war einfach da und ich war gerne da“, sagt sie. „An diesem Tag wurde mir noch einmal klar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, in die Hospizarbeit einzusteigen."
Ein nicht immer leichtes, aber sehr bereicherndes Ehrenamt im Alter
Mehrere hundert Menschen hat Ursula Greubel im Laufe der Jahre im Leben und im Sterben begleitet. Dazu gehört aber nicht nur, an ihrem Bett zu sitzen und ihre Hand zu halten. In diesem Ehrenamt geht es zum Beispiel darum, für schwer kranke Menschen und ihre Angehörigen da zu sein, für schöne Momente in der letzten Lebensphase zu sorgen sowie Entlastung und Unterstützung zu bieten in Form von gemeinsamen Aktivitäten, Gesprächen und vielem mehr. „Dieses Ehrenamt braucht viel Kraft, man muss schon einiges aushalten können. Angehörigen fällt es zum Beispiel oft schwer, loszulassen. Auf sie einzugehen, wird aber mit der Erfahrung immer einfacher“, sagt die Seniorin. Gleichzeitig bekomme sie unglaublich viel zurück. „Vor allem sehr viel Dankbarkeit der Angehörigen. Es ist ein gutes Gefühl, helfen und unterstützen zu können.“ Wenn junge Menschen sterben, ist das für Ursula Greubel oft belastender, als wenn sie ältere Personen begleitet. „Doch selbst in diesen Momenten gibt es immer auch einen Anteil an Dankbarkeit“, sagt sie. „Dass Menschen gehen dürfen, bedeutet ja oft auch, dass ihr Leiden ein Ende hat."
Jung und Alt: In der ambulanten Hospizarbeit gemeinsam stark
Kraft für ihr Ehrenamt im ambulanten Hospizdienst schöpft Ursula Greubel aus ihrem Glauben. Ganz gleich welchen Alters die Personen waren, die sie am Lebensende bereits begleitet hat: Ihr eigenes Alter war dabei nie ein Problem. „In der ehrenamtlichen Hospizarbeit ist es nicht wichtig, wie alt man selbst ist. Es geht um Einfühlungsvermögen und Erfahrung, und die sammelt man im Laufe der Zeit“, sagt sie. Das rund 60-köpfige Team des Malteser Hospizdienstes St. Veronika in Wertheim ist altersmäßig bunt gemischt. „Und das ist toll“, sagt Ursula Greubel. „Die Jungen lernen von den Alten und umgekehrt. Wir profitieren alle voneinander und ergänzen uns wunderbar. Viele Ältere haben einen großen Erfahrungsschatz, die jüngeren oft frische Ideen. Mitunter begleiten wir daher auch im Team.“
Für Ursula Greubel sticht außerdem hervor, dass man in diesem Ehrenamt generell nicht allein gelassen wird: Sie berichtet, dass alle zwei Monate Supervisionen zur Verfügung stehen – auch Einzelsupervisionen auf Anfrage. Dazu der monatliche Gruppentreff, mit Möglichkeit zur Fallbesprechung.
Struktur im Alltag und viel Kontakt zu Menschen
Sie selbst tritt inzwischen etwas kürzer und begleitet nicht mehr ganz so viele schwersterkranke und sterbende Menschen wie noch vor ein paar Jahren. Ans Aufhören denkt Ursula Greubel aber noch lange nicht. „Das Ehrenamt gibt mir Struktur im Alltag und ich bekomme Kontakt zu anderen Menschen sowie Einblicke in andere Leben. Das ist sehr bereichernd für mich. Solange ich kann, mache ich auf jeden Fall weiter.“ Anderen älteren Menschen, die an einem Ehrenamt im Hospizdienst interessiert sind, rät sie, es einfach einmal auszuprobieren. „Wichtig ist nur, dass man selbst nicht gerade trauert. Aber wer fest mit beiden Beinen auf dem Boden steht und Lust auf den Umgang mit Menschen hat, für den kann die Hospizbegleitung ein wunderschönes Ehrenamt sein.
Engagieren auch Sie sich in der Hospizarbeit der Malteser
Sie haben Interesse, sich selbst ehrenamtlich in der Hospizarbeit zu engagieren? Hier gibt es weitere Infos zur Hospizarbeit der Malteser. Und der nachfolgende Link führt direkt zum Ehrenamtsformular, über das Sie sich direkt für ein Ehrenamt bei den Maltesern bewerben können.