Malteser Besuchsdienst: „Mein Leben ist reicher geworden!“
Der Malteser Besuchsdienst ist ein Angebot der Malteser für ältere Menschen, die sich Gesellschaft wünschen. Wie funktioniert der Besuchsdienst und was kann er einem geben? Eine ehrenamtliche Begleiterin und ein älterer Herr, der besucht wird, erzählen von ihren Erfahrungen.
Was ist der Malteser Besuchsdienst?
Der Malteser Besuchsdienst ist ein Angebot für Seniorinnen und Senioren, bei dem Ehrenamtliche ältere Menschen besuchen und sie im Alltag begleiten. Das Angebot richtet sich an alle älteren Menschen, die sich Gesellschaft, Austausch oder ein offenes Ohr zum Reden wünschen, die sich einsam fühlen oder sich einfach nach ein wenig Abwechslung im Alltag sehnen. Die Besuche finden regelmäßig statt, um gemeinsam etwas zu unternehmen – etwa zusammen zu spielen, Gespräche zu führen oder auch mal einen kleinen Ausflug zu machen. Das Angebot ist kostenlos. Hinter dem nachfolgenden Link finden Sie alle wichtigen Informationen zum Malteser Besuchsdienst.
Gut zu wissen
Beim Malteser Besuchsdienst sollen beide Seiten vom Miteinander profitieren – die Besuchten und die Ehrenamtlichen. Wann und wie oft die Treffen stattfinden, vereinbaren die Teams individuell miteinander. Was unternommen wird, entscheiden sie ebenfalls vollkommen frei. Hauswirtschaftliche oder pflegerische Tätigkeiten werden im Rahmen des Angebots von den Ehrenamtlichen nicht übernommen.
Hanni Strom und Hermann Stieß: Ein Duo des Malteser Besuchsdienstes
Hanni Strom und Hermann Stieß haben sich über den Malteser Besuchsdienst kennengelernt. Die 58-Jährige wollte sich schon länger ehrenamtlich engagieren. Über eine Foto-Ausstellung der Malteser Landshut erfuhr sie Anfang 2025 vom Malteser Besuchsdienst. „Das Konzept hat mich sofort angesprochen“, erinnert sie sich. Sie meldete sich bei den Maltesern und die machten sich nach einem ausführlichen Kennenlerngespräch mit ihr auf die Suche nach einer geeigneten Person, die zu Hanni Strom passen könnte. „Das ist das Großartige an dem Dienst: Es wird geschaut, dass die besuchte Person und der oder die Ehrenamtliche ähnliche Interessen haben, denn das ist eine gute Basis dafür, dass es zwischenmenschlich passt“, sagt sie. Hermann Stieß wurde über die Frau eines Freundes auf den Malteser Besuchsdienst aufmerksam. Der 75-Jährige lebt allein, ist nach einem schweren Unfall im Sommer 2024 körperlich eingeschränkt und fühlt sich oft einsam. „Ich war erst skeptisch“, sagt er heute. „Eigentlich war mir nicht danach, neue Menschen kennenzulernen, denn das strengt mich zuweilen auch ein wenig an.“ Aber er gab dem Ganzen eine Chance, und so kam es im Frühjahr 2025 zum Kennenlernen mit Hanni Strom.
Wichtig ist, dass es passt
Beim ersten Treffen der beiden war die Verantwortliche des Malteser Besuchsdienstes, Projektkoordinatorin Natalie Dietzsch-Albrecht, der Malteser Landshut dabei. „Es geht beim ersten Treffen darum, sich kennenzulernen und es werden die Wünsche und Erwartungen beider Personen an die Besuche abgeklärt“, sagt Hanni Strom. „Wenn es nicht passt, macht das nichts, dann wird weitergesucht, bis es für beide ein gutes Match gibt.“ Sie bemerkte damals, dass Hermann Stieß skeptisch war – aber die beiden ließen sich darauf ein, den Besuchsdienst zu testen und wurden schon bald zu einem guten Team. „Die persönlichen Gespräche haben schnell dafür gesorgt, dass meine Hemmungen sich abgebaut haben“, sagt Hermann Stieß. „Hanni kommt aus Österreich, ich kenne die Gegend, aus der sie kommt, gut – deshalb war sie mir von Beginn an irgendwie vertraut. Wir haben ähnliche Interessen, zum Beispiel für Sprache und Kultur, und dadurch eine tolle Ebene miteinander gefunden. Wir tauschen uns auf Augenhöhe aus.“ Auch Hanni Strom genießt die Treffen. „Wir haben einfach immer was zu reden, die Gespräche geben auch mir sehr viel. Natürlich muss man sich bei diesem Ehrenamt auch mal zurücknehmen können und einfach nur zuhören. Aber auch das kann sehr befriedigend sein. Ich gehe immer mit einem sehr guten Gefühl wieder nach Hause. Hermann fehlen Nähe und Austausch und das kann ich ihm durch meine Besuche geben. Es ist einfach etwas anderes, ob man mit jemandem telefoniert oder ob eine Person einem wirklich gegenübersitzt“, sagt sie.
Malteser Besuchsdienst: gemeinsame Erlebnisse, die bewegen
Die beiden treffen sich zum Kuchenessen bei Hermann Stieß zu Hause, besuchen gemeinsam den Stammtisch des Malteser Besuchsdienstes in Landshut oder unternehmen auch mal etwas zusammen. Ein Erlebnis ist beiden dabei in besonderer Erinnerung geblieben: ein klassisches Konzert. „Ich wusste, dass Hermann klassische Musik liebt und habe ihn gefragt, ob wir gemeinsam das Konzert besuchen wollen“, erzählt Hanni Strom. Allein wäre das dem Senior nicht möglich gewesen. „Das traue ich mir körperlich einfach nicht zu“, sagt er. Hanni Strom ist heute noch gerührt, wenn sie an den Abend zurückdenkt. „Er war so lange nicht unter Menschen und ich konnte sehen, wie bewegt er war, das war einfach schön.“ Kultur hautnah genießen zu können – das war Hermann Stieß seit seinem Unfall vorenthalten. „Nach dem Konzert hatte ich das Gefühl, dass ich wieder dahin zurückkehre, wo ich herkomme“, beschreibt er sein Gefühl. Auch die Treffen beim Stammtisch des Besuchsdienstes der Malteser Landshut genießt er. „Auch da war ich zuerst scheu“, sagt er. „Aber ich habe dort nun schon so viele schöne und auch ermutigende Gespräche geführt, dass ich mich inzwischen jedes Mal auf die Treffen freue.“
Ein unvoreingenommenes, offenes Ohr
Im Gegensatz zu manch einem Familienmitglied sind die Ehrenamtlichen vom Malteser Besuchsdienst unvoreingenommen und oft auch geduldiger. „Da gibt es jemanden, und der hört mir wirklich zu – das ist ein Gefühl, das viele Ältere lange nicht hatten“, sagt Hanni Strom. „Man kann nicht genug betonen, wie wichtig dieser Dienst ist, vor allem für die psychische Gesundheit im Alter. Das Gefühl zu haben, noch ein Mitglied der Gesellschaft zu sein, der echte Kontakt, das ist wichtig.“ Was man für das Ehrenamt mitbringen muss? „Geduld, ein echtes Interesse an Menschen und Lust auf Gesellschaft. Und man muss dem Alter Respekt entgegenbringen.“ Ihr selbst fällt das leicht. „Ich will doch auch, dass später jemand da ist und mir zuhört.“
Eine Bereicherung fürs Leben
Für die Zukunft wünscht Hanni Strom sich, dass sich noch mehr ältere Menschen trauen, sich beim Malteser Besuchsdienst zu melden. „Es gibt Menschen, die sich für Sie interessieren!“ möchte sie denen sagen, die zögern. Auch Hermann Stieß rät anderen, sich ein Herz zu fassen und den Besuchsdienst auszuprobieren. „Man muss keine Angst haben. Es ist eine normale Begegnung zwischen zwei erwachsenen Menschen, die sehr bereichernd sein kann. Ich habe eine weitere menschliche Stimme hinzugewonnen, die mein Leben und mein Erleben erweitert. Ich bin oft allein und habe nun eine Ansprechpartnerin mehr, bei der ich mich immer melden könnte. Das bedeutet mir sehr viel und entlastet mich in gewisser Weise auch. Mein Leben ist reicher geworden.“