Was sind eigentlich Rituale in der Trauer?

Rituale strukturieren unser Erleben. Gerade da, wo Worte fehlen, z.B. bei besonderen Veränderungen im Leben oder in Krisensituationen, wo Emotion und viel Bedeutung im Raum stehen, kann ein Ritual die notwendige Brücke schlagen und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Rituale gehören bereits seit der frühesten Menschheitsgeschichte zu den Kulturtechniken, die es uns erlauben, Sinnhaftigkeit und Verbundenheit mit uns selbst, einer Gemeinschaft und einem “größeren Ganzen” zu spüren.

Keine Frage, dass Ritualen in der Trauer eine wichtige Rolle zufällt. Jede menschliche Kultur hat Rituale, die Orientierung für wichtige Lebensübergänge wie den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer geben können. Was passiert wenn ein Mensch stirbt: Was geschieht mit unseren sterblichen Überresten und wie sollen sich Hinterbliebene verabschieden. In diesen Ritualen geht es natürlich einerseits um den Toten, andererseits geht es aber auch um die, die zurückbleiben. Die Hinterbliebenen können durch Rituale ihrer Trauer Ausdruck verleihen, sie erfahren Halt, erleben Gemeinschaft, und können Sprachlosigkeit überwinden.

Es gibt kollektive Rituale wie die Beerdigung oder eine Trauerfeier. Dennoch können uns auch andere, eher persönliche Rituale dabei helfen, mit der Trauer umzugehen.

Rituale individuell gestalten. Einige Beispiele:

Diese Rituale können wir ganz individuell gestalten – genauso wie es sich für uns und unsere Situation und unsere Beziehung zum Verstorbenen richtig anfühlt.

Hier ein paar Beispiele, vielleicht auch Anregungen:

  • Im engsten Freundeskreis kleine Schiffchen mit Kerzen auf einem Fluss loszuschicken, die vielleicht eure Abschiedswünsche und Worte an den Verstorbenen als Briefchen enthalten.
  • Wenn es weniger um Abschied und mehr um Erinnern geht, dann wäre auch eine Idee für ein einmaliges Ritual das Pflanzen eines schönen Bäumchens.
  • Vielleicht besuchst du jede Woche deinen verstorbenen Ehemann am Grab und erzählst ihm, was so vorgefallen ist.
  • Wenn du gerne in die Kirche gehst, dann magst du vielleicht die Idee, ab und an in der Kirche eine Kerze für deine verstorbene Person anzuzünden.
  • Oder du gehst jeden Frühling zu dem Bäumchen, das ihr im vorherigen Beispiel gepflanzt habt und genießt das Zeichen der Natur, dass trotz des Todes überall Lebendigkeit in der Luft liegt.
  • Ob du Rituale lieber alleine gestaltest oder sie mit anderen teilen magst? Das ist ganz dir überlassen.
  • Du siehst schon: Wie ein Trauerritual aussieht und was genau seine Bedeutung ist, liegt ganz daran, was du brauchst, was du ausdrücken willst und was für dich jetzt wichtig ist.

Ideen für Rituale in der Trauer

Wir haben für dich eine kleine Übersicht für mögliche Rituale zusammengestellt, die du ganz nach deinen Bedürfnissen anpassen kannst.

Wir hoffen, dass wir dir hier einige Impulse und Anregungen geben können.. Wenn dich etwas anspricht, probiere gerne das ein oder andere aus. Wir möchten dich ermutigen, deine ganz persönlichen, individuellen Rituale zu finden.

Eine Kerze
anzünden

Das kann ganz simpel sein: Vielleicht zündest du jeden Abend eine Kerze auf deinem Fensterbrett für deinen Verstorbenen an. Wenn du gerne bastelst, kannst du aber auch spezielle Erinnerungskerzen aus Wachs gestalten, die du zu besonderen Anlässen anzündest

Einen Brief
schreiben

Gerade, wenn du das Gefühl hast, dass gegenüber dem Verstorbenen vieles ungesagt geblieben ist, magst du dir vielleicht einfach alles von der Seele schreiben. Wenn du magst, kannst du dann den Brief zum Grab bringen und dort unter einen Stein legen oder ihn vergraben.

Zu einem
bedeutsamen
Ort gehen

Wenn du dich deinem Verstorbenen besonders nah fühlen willst, kann ein schönes Ritual der Besuch an einem bestimmten Ort sein. Das muss nicht unbedingt das Grab sein. Vielleicht fühlt es sich gut für dich an, dich in euer Lieblingscafé zu setzen oder die Spaziergang-Strecke zu laufen, die ihr immer gemeinsam gegangen seid.

Collagen oder
kleinen Schrein
gestalten

Du kannst eine Collage aus Fotos oder sogar eine kleine Gedenkecke einrichten in der du Bilder und für dich (oder euch) bedeutungsvolle Objekte positionierst. Dies kannst du natürlich mit einem anderen Ritual verbinden, z.B. indem du regelmäßig eine Kerze anzuzünden.

Eine
Erinnerungs-
oder
Schatz-Kiste
anlegen

In eine Schatz-Kiste kannst du Dinge legen, die dich an den Verstorbenen erinnern oder die ihm sogar gehört haben. Zum Beispiel kannst du dort ein Schmuckstück oder einen Gegenstand des Verstorbenen hinein tun. Wie gesagt: Was dir gut tut, ist gut.

Steine gestalten

Manche Menschen bringen gerne Steine mit an ein Grab. Vielleicht magst du besonders hübsche Steine sammeln oder sogar selbst Steine gestalten, die du an das Grab deiner verstorbenen Person bringst. Natürlich kannst du auch einen Stein von einer Reise mitbringen, die du nun zwar ohne den Verstorbenen machen musstest, an der du ihn oder sie aber trotzdem teilhaben lassen willst.

Ein
Trauertagebuch
schreiben

Vielleicht magst du aufschreiben, wie es dir in deiner Trauer geht, welche Gedanken und Gefühle jeden Tag aufkommen, was dich bewegt und was dich umtreibt. Das erlaubt dir auch zu sehen, in welche Richtung sich dein Trauerprozess entwickelt hat, welche Antworten du bereits für dich gefunden hast und was dir immer wieder Kraft gibt.

Gedenktage
zelebrieren

Es wird immer wieder Tage geben, die dich besonders erinnern oder die besonders schmerzhaft sind – wie z.B. Geburtstage, der Todestag, besondere gemeinsame Daten. Vielleicht kann es dir helfen, zu überlegen, wie du diese Tage gestalten möchtest und vielleicht kannst du diese Tage für Rituale nutzen.