Trennung im Herbst des Lebens
Eine Trennung oder Scheidung im Alter kann beängstigend sein und großen Schmerz verursachen. Vertrauen Sie auf Ihr Herz und nehmen Sie die Herausforderung an. Folgende Infos und Tipps können Ihnen dabei helfen, mit dieser großen Veränderung umzugehen.
Keine Angst vor einer Trennung im Alter
Eine Scheidung nach der Goldhochzeit ist heute keine Seltenheit mehr! Statistiken der letzten 30 Jahre zeigen, dass sich immer mehr Menschen im Alter von ihren langjährigen Partnerinnen oder Partnern trennen. Expertinnen und Experten bringen das mit unserer höheren Lebenserwartung in Verbindung. Wer heute in Rente geht, ist oft noch voller Tatendrang, fit und agil. Unter besten Umständen sind es noch 20, 25 oder mehr Jahre, die mit Glück und Tatendrang gefüllt werden wollen. Deshalb steigt die Anzahl der Menschen, die sich im Alter trennen.
Sie sind also nicht allein mit Ihren Gedanken: Wenn Sie in Ihrer Partnerschaft nicht mehr glücklich sind, und es keine Aussicht auf eine gemeinsame Lösung zur Besserung der Lebenssituation gibt, dann ist es vielleicht Zeit zu gehen oder loszulassen. Haben Sie keine Angst und fassen Sie Mut, denn es geht um nichts Geringeres, als um Sie!
Unser Tipp für das Sortieren Ihrer Gedanken: Wenn das Gefühlschaos noch übermächtig ist, gehen Sie an einen Ort, an dem Sie sich wohl fühlen und allein sind, vorzugsweise an der frischen Luft. Setzen Sie sich und machen Sie es sich gemütlich: Schließen Sie die Augen und horchen Sie auf Ihren Atem. Fühlen Sie nach, wie der Atem kommt und geht, wieder kommt und geht. Seien Sie ganz in dem Moment. Sobald Sie in einer ruhigen Atmung angekommen sind, holen Sie durch die Nase einmal tief Luft und breiten Sie dabei Ihre Arme aus, um die Lungenflügel weit zu öffnen. Mit diesem Atemzug bringen Sie Ihren Geist in Schwung und pusten den Gedankenballast mit demselben Schwung und gespitztem Mund wieder aus, bis die ganze Luft raus ist. Halten Sie die Leere einen kurzen Moment aus und zählen Sie innerlich: 21, 22, 23. Der Reflex des nächsten Atemzugs kommt dann von ganz allein und bringt Ihnen die Kraft zurück, die Sie brauchen, um sich zu besinnen und zu fokussieren. Verweilen Sie noch fünf Minuten in dem Moment und nutzen Sie die Gelegenheit, mit jedem Atemzug, aufgestauten Stress mehr und mehr loszulassen.
Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, und horchen Sie weiter in sich hinein, mit der Frage: Was macht mich glücklich und was muss ich dafür tun?
Glück ist nicht nur ein Gefühl. Es ist das wirksamste Elixier für Ihre geistige Fitness und körperliche Gesundheit.
Bleiben Sie bei sich! Denn: Wie es morgen für Sie weitergeht, können nur Sie entscheiden. Und das Beste daran: Sie können das jeden Tag aufs Neue tun. Es ist Ihre Zeit und Ihr Leben, über das auch nur Sie entscheiden können. Sie schaffen das.
Keine Angst vor dem Verlassen werden!
Meist ist es für die Partnerin oder den Partner, die oder der sich entscheidet zu gehen, leichter, neue Wege zu beschreiten. Aber wenn der Zeitpunkt der Trennung gekommen ist, müssen beide loslassen, um Raum zu schaffen für das Neue. Auch wenn es zu Beginn schwerfallen mag, daran zu glauben, ergeben sich neue Chancen, den Herbst des Lebens vielleicht mit einem zweiten Frühling zu begehen, wenn Sie das möchten und es zulassen. Etwas Überwindung und Mut gehören dazu.
Warum ist eine Trennung im Alter besonders herausfordernd?
Egal, wie alt Sie sind: Ein Trennungsprozess ist immer eine emotionale Achterbahnfahrt.
Verlustangst ist den meisten Menschen bekannt und nachfühlbar. Doch im Herbst des Lebens sind die Herausforderungen einer Trennung besonders hoch und können sogar lähmend sein. Wenn Sie sich mit den Gründen Ihrer Angst beschäftigen, können Sie diese überwinden.
Die Familie
Einer der Hauptgründe, warum eine Trennung im Alter schwerfällt, liegt in der langen gemeinsamen Geschichte, die Sie als Paar erlebt haben. Über die Jahre hinweg wurden viele Erinnerungen geschaffen, die vermutlich ganze Bände von Fotobüchern füllen. Sie haben Höhen und Tiefen miteinander durchlebt, vielleicht sogar Kinder und Enkelkinder zusammen großgezogen. Die Vorstellung, all dies hinter sich zu lassen, kann ein großes Gefühl des Verlusts und der Trauer entfachen.
Tipp: Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Lieben und erzählen Sie, was Sie bewegt!
Wenn Sie offen über die Dinge sprechen, die Sie in Ihrer aktuellen Situation bewegen, finden Sie im Familienkreis vielleicht gemeinsam eine Lösung, Ihre Ängste zu besänftigen.
Sie müssen die Dinge nicht mit sich allein ausmachen.
Wenn Sie keine Familie haben, hilft vielleicht ein Gespräch mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten, um Ihre Ängste und Sorgen einzuordnen.
Finanzielle Hindernisse
Vielleicht spielen finanzielle Aspekte eine große Rolle in Ihrer Partnerschaft. Viele Paare haben sich über Jahrzehnte hinweg ein gemeinsames Vermögen aufgebaut, ein Haus gekauft, in dem sie gemeinsam leben. Unter Umständen sind Sie finanziell aufeinander angewiesen, diesen Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Nicht selten kann eine Trennung oder Scheidung eine Auswirkung auf die eigene finanzielle Stabilität haben.
Tipp: Das Thema Finanzen bei einer Trennung im Alter kann sehr komplex sein. Die Thematik sollten Sie unbedingt auf einer sachlichen Ebene klären und versuchen, alle Emotionen aus dem Spiel zu lassen. Wenn eine Trennung unumgänglich ist und vollzogen wird, gibt es auch hier Lösungen und Möglichkeiten, die finanzielle Verbundenheit für alle Beteiligten fair zu lösen: Lassen Sie sich professionell beraten – klären Sie das Thema im Zweifel nicht allein.
Das soziale Umfeld
Ein wichtiger Faktor! Im Laufe der Jahre haben sich enge Freundschaften und Bekanntschaften entwickelt, die ebenso eng mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner verbunden sind. Eine Trennung aus der Beziehung bedeutet also mitunter auch eine Trennung von Ihrem gemeinsamen sozialen Umfeld. Das kann zu einer Isolierung führen, wenn Sie nicht mobil sind, oder Schwierigkeiten haben, neue Kontakte zu knüpfen. Die Angst vor Einsamkeit kann die Entscheidung für eine Trennung erschweren.
Tipp: Trotz individueller Betrachtung: Vermutlich werden sich nicht alle Kontakte auflösen. Vielleicht wissen Ihre Freunde, Bekannten oder Nachbarn nicht, wie Sie sich nach Ihrer Trennung verhalten sollten und plötzlich ist alles wieder okay. Wenn die Menschen nicht mehr für Sie erreichbar sind, ist einigeln keine Option. Machen Sie sich proaktiv auf den Weg, neue Kontakte zu knüpfen. Suchen Sie sich ein neues Hobby, engagieren Sie sich ehrenamtlich oder gehen Sie auf Reisen. Alternativ können Sie auch Angebote wie die Kulturbegleitung der Malteser in Anspruch nehmen. Dort werden Sie nicht nur zu kulturellen Veranstaltungen begleitet, Sie können auch hier neue Kontakte knüpfen. Sie kennen doch das Sprichwort: Wer rastet, rostet!
Alte Gewohnheiten
Neben all den sichtbaren gibt es auch viele individuelle Ängste und Unsicherheiten, die im Alter sogar verstärkt auftreten können. Insbesondere der Blick in eine ungewisse Zukunft hindert viele Menschen am Loslassen, obwohl sie in ihrer Beziehung unglücklich sind. Der Gedanke an Veränderung kann überwältigend sein und zu einer gewissen Resignation führen.
Tipp: Verlustängste sind Urängste, die sich nicht so leicht bewältigen lassen. Wenn Sie mit unüberwindbaren Unsicherheiten zu kämpfen haben, die Sie im Alltag hemmen, ein glücklicheres Leben zu leben, sollten Sie sich therapeutische Unterstützung suchen, um einen Umgang mit diesen Gefühlen zu finden.
Wenn Sie gerade über eine Trennung nachdenken oder sich bereits in einem Scheidungs-Prozess befinden, kennen Sie vermutlich das Gefühlschaos, das damit einhergeht.
Es gibt verschiedene Unterstützungsangebote, die Sie dabei in Anspruch nehmen können: Im akuten Notfall ist die Telefonseelsorge (0800 111 0111 oder 0800 111 222) für Sie da. Oder sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob eine therapeutische Begleitung sinnvoll ist, um aus der Krise zu kommen.
Neue Liebe, neues Glück: Bereit für einen Neuanfang?
Lassen Sie los. Regeln Sie alles Notwendige, was mit der Trennung zu tun hat, und konzentrieren Sie sich dann auf eine glückliche Zukunft. Sind Sie bereit für einen Neuanfang?
Wenn ja, ist es zunächst sicher nicht so einfach, eine neue Partnerin oder einen neuen Partner zu finden. Das hat übrigens nichts mit dem Alter zu tun. Auch junge Leute tun sich schwer und daten vorwiegend online. Das ist auch im Herbst des Lebens keine Seltenheit mehr und deshalb haben wir uns den Dating-Plattform-Markt für Seniorinnen und Senioren einmal angesehen. Die Ergebnisse finden Sie in diesem informativen Artikel: „Partnersuche im Alter: Nicht immer einfach!“ Darin erfahren Sie zum Beispiel, welche Plattformen es gibt und welche davon kostenfrei sind. Außerdem warnen wir vor möglichen Betrugsmaschen.
Anker los: Wenn aus Liebe Freundschaft wird
Mit den Jahren, die Sie als Paar zusammen verbracht haben, verbindet Sie vielleicht eine tiefe Freundschaft, die es wert ist, beachtet und bewahrt zu werden.
Je nachdem, in welcher Weise Sie auseinandergehen und welche Faktoren zur Trennung geführt haben, ist möglicherweise den Versuch wert, ein Lebensmodell zu finden, in dem eine Freundschaft vorgesehen ist. Einige Paare leben zum Beispiel weiterhin friedlich in einer WG zusammen, andere leben getrennt, verzichten aber bewusst auf eine Scheidung, um finanziell keinerlei Nachteile zu haben. In einer perfekten Welt ist das möglich und erstrebenswert. Davon profitieren Sie selbst, Ihr soziales Umfeld und auch die Familie, wenn man beispielsweise nicht zu getrennten Familienfeiern eingeladen werden muss, weil es sonst Reibungen gibt.
Tipp: Sprechen Sie mit Ihrer Ex-Partnerin oder Ihrem Ex-Partner über alternative Lebensmodelle, die für Sie beide lebbar wären. Wenn beide voll dahinterstehen, können Sie Ihre vertraute, neue Freundschaft in vollen Zügen genießen.