Assistierter Suizid – was macht das mit den Assistenten? 

Die drei Dozenten Martin Alsheimer, Kerstin Kurzke und Jan Philipp Gerhartz (v.l.n.r.) führten durch die Veranstaltung. Foto: Caritas Bayern, Anna Pabst.

Bayern/Regensburg. Tötung auf Verlangen oder begleitetes Sterben? Die Möglichkeit eines assistierten Suizids wird von vielen lebensmüden Menschen in Betracht gezogen. In Belgien wie in Deutschland wird Tötung auf Verlangen bzw. assistierter Suizid aufgrund des individuellen Autonomieanspruchs von der Gesellschaft grundsätzlich positiv gesehen.  Dagegen wird in der öffentlichen Diskussion die Rolle der Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte bei Suizidassistenz fast gar nicht beachtet.

Bei dem Fachtag in der Katholischen Akademie für Pflege- und Sozialberufe Regensburg ermöglichten belgische Kollegen aus Pflege und Rechtswissenschaft den 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in eine Gesellschaft und ihr Gesundheitssystem, das bereits 20 Jahre Erfahrung mit einer gesetzlichen Regelung für Tötung auf Verlangen als Leistung des Gesundheitssystems hat. Der belgische Krankenpfleger François Trufin berichtete eindrucksvoll von seinen Erfahrungen im Umfeld mit Tötung auf Verlangen: „Ich kenne Ärzte mit langer Berufserfahrung, die mir erzählten, dass sie manchmal im Traum die Gesichter der Menschen, die durch ihre Handlung getötet wurden, vor sich sehen. Die Ärzte haben in ihrer professionellen Rolle gehandelt und den Anspruch der Sterbewilligen erfüllt, doch als Menschen tragen sie enorme psychische Belastungen mit sich.“ Jan Philipp Gerhartz vom Malteser Hilfsdienst betont: „Wir brauchen in unseren Einrichtungen einen ehrlichen Umgang mit Todeswünschen, denn viele betagte Menschen haben das Bedürfnis, über ihr Lebensende und den Tod zu sprechen. Es ist unsere Aufgabe als Träger, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut zu schulen und zu begleiten, wenn sich ein Mensch mit seinen Nöten ihnen anvertraut.“ Denn Trufin berichtet auch von Patienten, hinter deren Todeswunsch ein bisher unausgesprochener Wunsch steht, als Mensch gesehen zu werden.

Am Nachmittag stellten verschiedene Träger aus Deutschland ihre Arbeitshilfen vor, die sie Pflegekräften und Hospizdiensten für die Begegnung mit Menschen mit Todeswünschen zur Verfügung stellen. Anna Pabst, Referentin für Hospiz und Palliativversorgung beim Landes-Caritasverband Bayern, zeigte sich erfreut, wie gut die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die gemachten Erfahrungen und vorgestellten Konzepte in den Austausch kamen: „Es ist uns gelungen, durch den Fachtag heute die Sprachfähigkeit zum Thema Suizidassistenz einzuüben. Das Thema und der gesellschaftliche Wandel, der damit einhergeht, werden uns aber auf Dauer beschäftigen. Wir als Caritas und Malteser nehmen die Sorgen der Menschen, die in unseren Einrichtungen leben und arbeiten, ernst. Das Wichtigste ist, miteinander im Gespräch zu sein und in einer Haltung der Offenheit und des Zuhörens verstehen zu lernen.“

Weitere Informationen:

  • Tobias Utters, Landes-Caritasverband e. V., Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Lessingstr. 1, 80336 München
  • Wilhelm Horlemann, Malteser Hilfsdienst e.V., Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Streitfeldstr. 1, 81673 München, Wilhelm.Horlemann@malteser.org, www.malteser-bayern.de  

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