Malteser-Rikscha begeistert Aegidienberger Senioren

Rikscha-Pilot Uwe Klein mit dem Ehepaar Fritzen vor der Pfarrkirche St. Aegidius. Fotos: Ralf Klodt/Malteser
Start und Ziel war das Franziskus-Haus in der Klosterstraße.

Seit gut einem Jahr betreiben die Bad Honnefer Malteser eine Fahrrad-Rikscha, mit der man bis zu zwei Passagiere bequem transportieren kann. Der Dienst des sozialen Ehrenamts soll Menschen Fahrerlebnisse eröffnen, die selbst nicht mehr Fahrrad fahren können. Ehrenamtliche „Rikscha-Piloten“ treten dafür in die Pedale, für zusätzlichen Schub sorgt dabei ein kräftiger Elektromotor. Noch befindet sich der Dienst im Aufbau, eine ganze Reihe neuer Pilotinnen und Piloten haben bereits die ersten Schulungen absolviert. Aber auch weitere Aktive sind nach wie vor willkommen.

„Je mehr Ehrenamtlichen mitmachen, desto öfter kann die Rikscha rollen“, sagt Andreas Archut, Leiter des Rikscha-Fahrdienstes. Als Passagiere können alle mitfahren, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Fahrziel und Dauer sind dabei frei wählbar. „Eine Tour kann anderthalb bis zwei Stunden dauern. Das Fahrziel wählen wir gemeinsam mit unseren Fahrgästen aus. Bislang waren wir vor allem im Talbereich von Bad Honnef unterwegs, wo uns unsere Touren durch alle Ortsteile und Nachbarorte wie Rheinbreitbach, Unkel oder Königswinter führen. Auf ‚dem Berg‘ waren wir noch nicht.“ Das änderte sich nun, als eine Mitarbeiterin des Aegidienberger Altenheims Franziskus-Haus die Malteser kontaktierte. Die Rikscha könnte etwas Abwechslung in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner bringen, war man sich schnell einig. Und damit möglichst viele Interessierte es mal ausprobieren können, wurde ein „Schnupper-Nachmittag“ mit mehreren kurzen Ausfahrten vereinbart.

Mit dem „Blaulicht-Auto“ nach Aegidienberg

Mit zwei Pilotinnen und drei Piloten kamen die Malteser nach Aegidienberg. Die Anreise hatte sie und die Malteser-Rikscha im Mehrzweckfahrzeug der Malteser-Gliederung absolviert, das nicht nur über Blaulicht, sondern praktischerweise auch über eine Laderampe für Rollstühle verfügt. Archut sagt: „Beim ‚Autofreien Schmelztal‘ haben wir zwar schon bewiesen, dass unsere Rikscha auch voll besetzt die rund 200 Höhenmeter nach Aegidienberg schafft, aber das geht auf Kosten der Akkuladung. Und die wollten wir lieber unseren Fahrgästen aus dem Franziskus-Haus zur Verfügung stellen.“ Fast hätte eine Regenfront die Aktion vereitelt. Aber in letzter Minute fallen die letzten Tropfen und die Sonne bricht durch die Wolken.

Vor dem Haupteingang hat sich bereits eine stattliche Zahl von Bewohnenden und Betreuerinnen versammelt, um die Malteser und ihre dreirädrige Rikscha in Empfang zu nehmen. Zugucken ist hoch im Kurs. Doch als es dann ‚ernst‘ wird, ist die Resonanz erst mal verhalten. „Wer möchte einsteigen?“ fragt Archut zweimal. Zur ersten Ausfahrt mit dem Dienstleiter erklären sich schließlich nach nur kurzem Zögern zwei Bewohnerinnen bereit. Sichtlich begeistert kehren sie eine gute Viertelstunde später von der Tour zurück. Das weckt den Mut der anderen – weitere Passagiere melden sich freiwillig. Die Malteser wechselten sich bei den Ausfahrten ab und ermöglichten es allen Interessierten, eine Runde durch den Ortsteil zu drehen. Die Fahrt geht zum Aegidiusplatz und über die evangelische Kirche zum örtlichen Gestüt. Vorbei am Feuerwehrhaus kehrt die Rikscha dann wieder zum Ausgangspunkt zurück.

180 Jahre Lebenserfahrung auf der Fahrgastbank

Der angehende Rikscha-Pilot Uwe Klein geht mit dem Ehepaar Christel und Gottfried Fritzen auf Tour. Es ist seine „begleitete Ausfahrt“ – erstmals hat er zwei „echte“ Fahrgäste in seiner Obhut. Klein sagt: „Man wird schon demütig mit 180 Jahren Lebenserfahrung auf der Fahrgastbank. Aber es macht vor allem Spaß, mit der Rikscha Menschen eine Freude zu bereiten.“ Das verstehen auch Passanten, an denen das Gefährt vorbeikommt, und die dann spontan lachen, applaudieren oder winken. Gut gelaunt erwidern die beiden betagten Fahrgäste aus der Rikscha den Gruß. Die Fritzens lassen sich von Uwe Klein gerne durch ihren noch recht neuen Wohnort fahren. Denn erst vor zwei Jahren kamen der 92- und die 88-Jährige durch einen Schicksalsschlag nach Aegidienberg, sagt Gottfried Fritzen: „Zuvor haben wir in Bad Neuenahr gewohnt. Durch die Flut wurden wir da ‚ausgeschwemmt‘. Jetzt wohnen wir hier.“

Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Darum also heißen die Rikscha-Fahrer „Piloten“! Gegen 17 Uhr, kurz nach der letzten Runde, fängt es auch wieder an zu regnen. Die Rikscha muss zurück ins Heck des Einsatzfahrzeugs, und die Bewohnerinnen und Bewohner verabschieden sich nach und nach zum Abendessen. Bei Tisch haben sie reichlich neuen Gesprächsstoff. Und eins ist sicher: Das werden nicht die letzten Rikscha-Touren der Bewohnenden des Franziskus-Haus. Mit der Hausleitung haben die Malteser überlegt, Ausflugsfahren ab Bad Honnef anzubieten. Eine erste Verabredung gibt es dafür schon: Eine Bewohnerin und ein Rikscha-Pilot haben festgestellt, dass sie beide im Christinenstift in Unkel zur Welt gekommen sind. Gemeinsam wollen sie da nochmal hin – natürlich mit der Malteser-Rikscha.

Wer den Rikscha-Fahrdienst der Malteser als Passagier oder Pilot kennenlernen möchte, findet weitere Informationen unter www.malteser-badhonnef.de und bei Andreas Archut, Tel. 02224 / 971 44 66, E-Mail rikscha.badhonnef@malteser.org.

Fotos: Ralf Klodt

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