Erste Hilfe bei Kindern

So kleine Menschen, so große Not Erste Hilfe bei Kindern

Erste Hilfe bei Kindern | 3 Haben Sie Fragen? Möchten Sie weitere Informationen? Rufen Sie einfach an oder schreiben Sie uns! Malteser Hilfsdienst e.V., Generalsekretariat  Erna-Scheffler-Straße 2, 51103 Köln  0221 9822-0  0221 9822-1499  ausbildung@malteser.org  malteser-ausbildung.de

4 | Erste Hilfe bei Kindern

Erste Hilfe bei Kindern | 5 Vorwort In der vorliegenden Broschüre haben wir für Sie die wichtigsten Notfallsituationen dargestellt. Sie soll Ihnen als Begleitung Ihres Lehrgangs und als Richtschnur für Ihr weiteres Verhalten dienen. Blättern Sie gelegentlich in der Broschüre, um Ihr Wissen aufzufrischen und halten Sie sie stets griffbereit. Wir haben die Broschüre so aufgebaut, dass Sie sich zunächst über akute Notfälle im Säuglings- und Kindesalter informieren können und dabei wiederholen, wie Sie bei Störungen der lebenswichtigen Funktionen vorgehen müssen. Anschließend können Sie sich über weitere Erkrankungen und Verletzungen informieren. Mit dem Besuch eines unserer Lehrgänge über Notfälle im Kindesalter haben Sie einen wichtigen Schritt getan, um Ihre ganz natürliche Unsicherheit in Notfallsituationen zu überwinden. Jeder ist angespannt und aufgeregt, wenn einem Kind etwas passiert ist. Viele haben Angst, etwas Falsches zu tun. So verständlich diese Angst ist, so gefährlich ist sie: Die Aufregung wird noch größer, dem Kind ist dadurch nicht geholfen; auch die Unsicherheit der anderen wird erhöht. Deshalb soll Ihnen diese Broschüre helfen, Notfallsituationen besser einzuschätzen. Dabei kommt es nicht darauf an, dass Sie lernen, perfekte Diagnosen zu stellen. Wichtig ist, dass Sie erkennen, wann Sie rasch handeln müssen; dass Sie einfache Maßnahmen beherrschen und sich trauen, diese anzuwenden. Unser Ziel ist, dass Sie mehr Sicherheit gewinnen und die wichtigsten Themen in unseren Lehrgängen besprechen und hier nachlesen können. Wir danken Ihnen für Ihre Bereitschaft zur Fortbildung und empfehlen Ihnen, Ihre Kenntnisse durch eine erneute Teilnahme an einem unserer Lehrgänge aufzufrischen. Unsere Dienststellen stehen Ihnen gerne zur Verfügung! Ihr Malteser Hilfsdienst

6 | Erste Hilfe bei Kindern Inhalt Vorwort ..................................................................................................................... 5 Impressum . .............................................................................................................. 8 Allgemeines Vorgehen .......................................................................................... 9 - Was müssen Sie bei einem Notfall tun? ....................................................... 10 - Wann ist rasches Handeln notwendig? ....................................................... 12 - Wie können Sie helfen? .................................................................................. 14 Die Sofortmaßnahmen ........................................................................................ 15 - Feststellen der Vitalfunktionen ..................................................................... 17 - Seitenlagerung bei Säuglingen . .................................................................... 19 - Seitenlagerung bei Kindern ........................................................................... 20 - Atemspende ..................................................................................................... 21 - Herz-Lungen-Wiederbelebung ..................................................................... 22 - Bedrohliche Blutungen . ................................................................................. 26 - Schock ............................................................................................................... 28 Notruf ...................................................................................................................... 30

Erste Hilfe bei Kindern | 7 Weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen . ..................................................................... 33 - Asthma . ............................................................................................................ 34 - Insektenstiche .................................................................................................. 35 - Beinahe-Ertrinken ........................................................................................... 36 - Fremdkörper im Auge .................................................................................... 38 - Gewalteinwirkung auf den Kopf .................................................................. 40 - Durchfall/Erbrechen ....................................................................................... 42 - Allergische Reaktion. .......................................................................................43 - Krampfanfälle . ................................................................................................ 44 - Plötzlicher Kindstod ....................................................................................... 46 - Pseudokrupp/Epiglottitis . ............................................................................. 48 - Sonnenstich ...................................................................................................... 51 - Stromunfälle .................................................................................................... 52 - Tierbisse . .......................................................................................................... 54 - Unterkühlung .................................................................................................. 55 - Verbrennung/Verbrühung ............................................................................. 56 - Vergiftungen .................................................................................................... 58 - Verletzungen Bauch/Bauchorgane . .............................................................. 60 - Verletzungen Knochen/Gelenke ................................................................... 61 - Verschlucken eines Fremdkörpers ............................................................... 64 - Wunden/Blutungen ........................................................................................ 66 - Zeckenbisse ...................................................................................................... 73 Anhang . .................................................................................................................. 75 - Normalwerte ........................................................................................................ 76 - Hausapotheke ...................................................................................................... 78 - Übersicht Gifte ..................................................................................................... 79 - Verzeichnis der Giftnotrufzentralen ................................................................. 82

8 | Erste Hilfe bei Kindern Impressum Herausgeber: © 03/2023 Malteser Hilfsdienst e.V. Generalsekretariat Erna-Scheffler-Straße 2 51103 Köln Alle Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung, vorbehalten. Vertrieb: H+DG Handels- und Dienstleistungsges. des Bayerischen Roten Kreuzes mbH Ledererstraße 10 85276 Pfaffenhofen a.d. Ilm Telefon: 08441 2799-0 Telefax: 08441 2799-440 E-Mail: info@h-dg.de Internet: h-dg.de Bestellnummer: 4422033000

Erste Hilfe bei Kindern | 9 Allgemeines Vorgehen

10 | Erste Hilfe bei Kindern Zunächst einmal: Bewahren Sie Ruhe! Sicherlich, dies ist leichter gesagt als getan. Versuchen Sie dennoch, ruhig mit dem betroffenen Kind umzugehen. Je ruhiger Sie sind, desto besser können Sie ... • erkennen, was überhaupt geschehen ist, • beurteilen, welche Gefahren drohen und • handeln, entsprechend der Situation. Bei vielen Notfällen können Sie bereits durch ein beruhigendes Einwirken auf das Kind dessen Zustand verbessern. Außerdem können Sie, indem Sie Sicherheit und Zuversicht ausstrahlen, Umherstehende dazu motivieren, Sie zu unterstützen. Was müssen Sie bei einem Notfall tun?

Erste Hilfe bei Kindern | 11 Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über die Situation und leiten Sie dann die Maßnahmen ein, die am wichtigsten sind. Diese Maßnahmen werden Sofortmaßnahmen genannt. Hierzu gehören die Überprüfung der lebenswichtigen Funktionen und alle Maßnahmen, die diese wiederherstellen. Anschließend müssen Sie durch einen Notruf den Rettungsdienst alarmieren. Bis das Rettungsdienstpersonal eintrifft, können Sie die Zeit mit einfachen Erste-Hilfe-Maßnahmen überbrücken, etwa mit dem Verbinden einer Wunde. In der Folge übernimmt der Rettungsdienst die erweiterte Erstversorgung des Kindes. Dabei stehen umfassende Möglichkeiten zur Verfügung. So umfasst ein Notarztwagen eine kleine Intensivstation mit vielen medikamentösen und technischen Möglichkeiten sowie qualifiziertem Personal. Deshalb ist für das betroffene Kind die Zeit entscheidend, die vom Notfallereignis bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes vergeht – und nicht die Zeit bis zum Eintreffen im Krankenhaus. Durch einen genauen Notruf können Sie die Zeit erheblich verkürzen. Die weitere Untersuchung und Versorgung des Kindes geschieht schließlich im Krankenhaus (Kinderklinik). Der Ablauf dieser einzelnen Hilfeleistungen kann als Kette gesehen werden, die aus fünf Gliedern besteht. Sie selbst werden in den ersten drei Gliedern dieser Rettungskette aktiv. Denken Sie dabei daran: Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, deshalb: Ihre Hilfe zählt! Absichern/ Eigenschutz Notruf/ Sofortmaßnahmen weitere Erste Hilfe Rettungsdienst Krankenhaus

12 | Erste Hilfe bei Kindern B A K das Bewusstsein die Atmung der Kreislauf Sie können sich unnötige Aufregung ersparen, wenn Sie wissen, wann eine lebensbedrohliche Störung vorliegt und wann Sie mehr Zeit für Ihre Maßnahmen haben. Deshalb finden Sie in dieser Broschüre zunächst die Kennzeichen des erkrankten oder verletzten Kindes, bei deren Auftreten Sie rasch handeln müssen. Anschließend können Sie sich über weniger bedrohliche Situationen informieren. Lebensbedrohlich gefährdet ist ein Kind dann, wenn eine der lebens- wichtigen Funktionen, eine Vitalfunktion, gestört ist oder eine Stö- rung zu erwarten ist. Diese Vitalfunktionen sind Wann ist rasches Handeln notwendig?

Erste Hilfe bei Kindern | 13 Deshalb ist es für Sie wichtig, eine solche Störung zu erkennen und die – überwiegend einfachen! – Maßnahmen einzuleiten. Um im Erkennen einer lebensbedrohlichen Situation sicherer zu werden, sollten Sie sich folgende Schritte einprägen, die immer durchgeführt werden müssen: B Sprechen Sie das Kind an! Rütteln Sie es so, als ob Sie es wecken wollten! Antwortet es Ihnen wie gewohnt? Solange Ihr Kind laut weint oder Ihnen sagt, wo es ihm weh tut, ist es meist nicht akut gefährdet. Reagiert es langsamer oder gar nicht, ist es bewusstlos. Das weitere Vorgehen beschränkt sich auf wenige Schritte, die Sie dem Flussdiagramm „Die Sofortmaßnahmen“ (s. ab S. 16) und den entsprechenden Kapiteln entnehmen können. A Kontrollieren Sie die Atmung des Kindes! Solange Sie eine der Fragen mit „Ja“ beantworten, atmet das Kind, und auch Sie können beruhigt durchatmen. • Sehen Sie Atembewegungen? • Hören Sie Atemgeräusche? • Fühlen Sie die Ausatemluft an Ihrer Wange? K Sichern Sie den Kreislauf! Haben Sie bei der Atemkontrolle auch keine Atmung feststellen können, dann müssen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (s. ab S. 21) beginnen. Doch zu Ihrer Beruhigung: dies ist der Extremfall, der nur sehr selten eintritt. Damit haben Sie die lebenswichtigen Funktionen überprüft. Überprüfen Sie diese lebenswichtigen Funktionen, und Sie können sicher sein, dass Sie keine akut bedrohliche Situation übersehen!

14 | Erste Hilfe bei Kindern Wie können Sie helfen? Mit dem Vorgehen nach diesem Schema haben Sie bereits eine wichtige Maßnahme erlernt, die stets richtig ist, wenn Sie zu einer Notfallsituation gerufen werden. Aus dem Zustand der lebenswichtigen Funktionen ergeben sich die Sofortmaßnahmen, die Sie der folgenden Übersicht und den anschließenden Kapiteln entnehmen können. Außerdem gibt es vier weitere Maßnahmen, die in Notfallsituationen immer richtig sind. Wenn Sie mit ihnen beginnen, werden Sie selbst ruhiger, weil Sie sehen, dass Sie helfen können! Während dieser ersten Maßnahmen können Sie sich Ihr weiteres Vorgehen überlegen. Deshalb empfehlen wir Ihnen, sich die folgenden vier Maßnahmen besonders einzuprägen. Ihr gesunder Menschenverstand hilft Ihnen dabei! 1. Überprüfen Sie die Vitalfunktionen! Hieraus ergeben sich die weiteren Maßnahmen. 2. Machen Sie andere auf den Notfall aufmerksam, veranlassen Sie den Notruf! 3. Verhindern Sie, dass das Kind auskühlt (zudecken)! 4. Beruhigen Sie das betroffene Kind! Hilfreich ist hierbei Körperkontakt. Lassen Sie das Kind nicht allein. Sorgen Sie auch für eine möglichst ruhige Umgebung. Geben Sie dem Kind nach Möglichkeit sein Lieblingsstofftier, das natürlich auch zum Arzt oder ins Krankenhaus mit darf.

Erste Hilfe bei Kindern | 15 Die Sofortmaßnahmen

16 | Erste Hilfe bei Kindern Die Sofortmaßnahmen Die meisten Notfälle mit Kleinkindern geschehen in der heimischen Umgebung. Deshalb ist eine Gefährdung der Helferin oder des Helfers im Allgemeinen ausgeschlossen. Wichtig ist dennoch, dass Sie sich zuerst einen Überblick verschaffen, was passiert ist und welche Gefahren drohen. Hier sollten Sie im Haus vor allem auf den Kontakt mit elektrischen Leitungen (Steckdosen!) und außerhalb des Hauses auf den Straßenverkehr achten: Schalten Sie gegebenenfalls Sicherungen aus. Um weitere Gefahren zu vermeiden und um zu verhindern, dass noch mehr Kinder zu Schaden kommen (z.B. Spielkameraden oder Geschwister), müssen Unfallstellen immer abgesichert werden. Auf der Straße kann dies mit einem Warndreieck geschehen, im Haushalt durch andere entsprechende Maßnahmen. Erst dann können Sie mit den Sofortmaßnahmen beginnen. Denken Sie dabei daran: Das betroffene Kind braucht Ihre Hilfe, und alles, was Sie tun, trägt zur Verbesserung seiner Situation bei! Auffinden eines Notfallpatienten nicht ansprechbar „Hilfe“ rufen Atemkontrolle Atmung vorhanden • Seitenlage • Notruf • Maßnahmen nach Notwendigkeit • Kontrolle der Vitalfunktionen Atmung nicht vorhanden 5 x beatmen erneute Atemkontrolle • Herz-Lungen- Wiederbelebung • Notruf (nach 1 Minute) • Fortführung HLW Atmung vorhanden Atmung nicht vorhanden ansprechbar Feststellen des Bewusstseins • Maßnahmen nach Notwendigkeit z.B. - Blutstillung - Schock- bekämpfung • Notruf

Erste Hilfe bei Kindern | 17 Die Sofortmaßnahmen Feststellung der Vitalfunktionen Bewusstsein Automatisch werden Sie auf das betroffene Kind zugehen und es fragen, was passiert ist und ob es Schmerzen hat. Indem Sie das Kind anschauen und ansprechen, überprüfen Sie bereits die Vitalfunktion Bewusstsein: Bewegt sich ein Säugling wie sonst auch? Reagiert er auf Ihr Ansprechen mit Bewegungen, Weinen oder seiner Entwicklung angemessenen Lauten? Sind Sie sich unsicher, ob das Kind schläft, rütteln Sie es an den Schultern. Bei einem älteren Kind verfahren Sie entsprechend. Überprüfen Sie das Bewusstsein durch Anschauen, Ansprechen und Anfassen des Kindes! Antwortet Ihnen das Kind, können Sie Näheres erfragen. Denken Sie daran, dass Kinder sich anders als Erwachsene ausdrücken. Achten Sie auf äußere Umstände, um die Situation besser einschätzen zu können. Knien Sie in Höhe des Kopfes des Kindes. Geben Sie ihm das Gefühl der Sicherheit, dass Sie es ernst nehmen und ihm helfen. Bleiben Sie möglichst ruhig, um das Kind nicht weiter zu verunsichern. Schicken Sie schaulustige Kinder oder Erwachsene weg. Dazu können Sie Aufgaben verteilen, etwa das Absetzen eines Notrufs oder die Bitte um eine Decke oder um ein Stofftier. Wenn keine dieser Maßnahmen zu einer altersgemäßen Reaktion führt, ist das betroffene Kind bewusstlos. In diesem Fall sollten Sie laut um „Hilfe“ rufen und anschließend einen Notruf veranlassen. Auffinden von Notfallpatienten Feststellen des Bewusstseins • Anschauen • Ansprechen • Anfassen

18 | Erste Hilfe bei Kindern Ist das Kind bewusstlos, müssen Sie die Atmung überprüfen. Legen Sie es dazu flach auf den Rücken. Bei Säuglingen heben Sie das Kinn an und überstrecken Sie den Kopf leicht. Diese Position bezeichnet man auch als Schnüffelstellung, welche die Atemwege freimacht. Bei Kindern, die älter als 1 Jahr sind, überstrecken Sie den Kopf, indem Sie mit einer Hand den Haaransatz, mit der anderen das Kinn fassen und anheben. • Knien Sie sich neben den Kopf des Kindes und beobach- ten Sie, ob sich der Brustkorb beim Ein- und Ausatmen hebt und senkt. • Halten Sie gleichzeitig Ihre Wange über Mund und Nase des Kindes. Bei vorhandener Atmung spüren Sie die Ausatemluft. • Hören Sie zusätzlich auf Atemgeräusche. Bei vorhandener Atmung legen Sie das Kind in Seitenlage. Wenn Sie keine Atmung feststellen, müssen Sie sofort 5mal beatmen. SEHEN FÜHLEN HÖREN Die Zunge verlegt die Atemwege... ...durch Überstrecken des Kopfes werden die Atemwege wieder frei.

Erste Hilfe bei Kindern | 19 Die Sofortmaßnahmen Seitenlagerung bei Säuglingen Wenn ein Säugling (bis 1 Jahr) • bewusstlos ist und • atmet dann legen Sie den Säugling auf den Bauch und drehen seinen Kopf leicht zur Seite. So erreichen Sie wieder die Schnüffelstellung. Durch diese Maßnahme wird gewährleistet, dass die Atemwege frei bleiben. Auffinden eines Notfallpatienten Feststellen des Bewusstseins nicht ansprechbar „Hilfe“ rufen Atmung vorhanden • Seitenlage • Notruf • Maßnahmen nach Notwendigkeit • Kontrolle der Vitalfunktionen Atemkontrolle • sehen • hören • fühlen

20 | Erste Hilfe bei Kindern Größere Kinder bringen Sie in die Seitenlagerung (wie bei Erwachsenen). • Kontrollieren Sie weiterhin die Vitalfunktionen bis der Rettungsdienst eintrifft. Seitenlagerung bei Kindern

Erste Hilfe bei Kindern | 21 Die Sofortmaßnahmen Atemspende Auffinden eines Notfallpatienten Feststellen des Bewusstseins nicht ansprechbar „Hilfe“ rufen Atemkontrolle Atmung vorhanden • Seitenlage • Notruf • Maßnahmen nach Notwendigkeit • Kontrolle der Vitalfunktionen Atmung nicht vorhanden 5 x beatmen erneute Atemkontrolle Säugling (bis 1 Jahr) Wenn der Säugling • bewusstlos ist, • trotz Überstrecken des Kopfes (Schnüffelstellung) nicht mehr atmet, • beatmen Sie 5mal. Umschließen Sie dazu mit Ihrem Mund Nase und und des Säuglings und hauchen Sie den Luftinhalt Ihres Mundrau- mes ein, dass sich der Brustkorb hebt. Kind Wenn das Kind • bewusstlos ist, • trotz Überstrecken des Kopfes nicht mehr atmet, • beatmen Sie 5mal. Dazu über- strecken Sie den Kopf des Kindes und verschließen die Nase des Kin- des mit Daumen und Zeigefinger. Setzen Sie Ihren Mund um den ge- öffneten Mund des Kindes. Beatmen Sie nur leicht, soviel, dass sich der Brustkorb hebt.

22 | Erste Hilfe bei Kindern Die Sofortmaßnahmen Herz-Lungen-Wiederbelebung Können Sie auch bei der wiederholten Atemkontrolle keine Atmung oder sonstige Lebenszeichen feststellen, müssen Sie mit der Herz-Lungen- Wiederbelebung beginnen. Das menschliche Gehirn reagiert besonders empfindlich auf einen Sauerstoffmangel. Nur etwa 5 Minuten kann es ohne Sauerstoff überleben. Bei einem Atem- und Kreislaufstillstand haben Sie als Ersthelferin oder Ersthelfer eine besondere Chance: Nur Sie können innerhalb der ersten 5 Minuten beim notfallbetroffenen Kind sein! Bis der Rettungsdienst alarmiert und angefahren ist, vergeht meistens eine längere Zeitspanne. Deshalb ist Ihre rasche Hilfe notwendig, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken. In den allermeisten Fällen ist nur mit Ihrer Hilfe eine erfolgreiche Wiederbelebung möglich. Da diese Maßnahme nur an geeigneten Übungsgeräten trainiert werden kann, frischen Sie Ihre Fertigkeiten in regelmäßigen Abständen in einem unserer Lehrgänge auf! Auffinden eines Notfallpatienten Feststellen des Bewusstseins nicht ansprechbar „Hilfe“ rufen Atemkontrolle Atmung vorhanden • Seitenlage • Notruf • Maßnahmen nach Notwendigkeit • Kontrolle der Vitalfunktionen Atmung nicht vorhanden 5 x beatmen erneute Atemkontrolle Herz-Lungen- Wiederbelebung Notruf (nach 1 Minute) Fortführung HLW Atmung vorhanden Atmung nicht vorhanden

Erste Hilfe bei Kindern | 23 Funktion der Herzdruckmassage Das Herz, die Lungenflügel sowie die großen Blutgefäße liegen im Brustkorb, der vom Brustbein, den daran fixierten Rippen und der Wirbelsäule gebildet wird. Bei der äußeren Herzdruckmassage wird das Herz zwischen dem flachen Knochen des Brustbeins und der Wirbelsäule zusammengedrückt. Auf diese Weise wird das Blut aus dem Herzen ausgepresst und das natürliche Zusammenziehen des Herzens, die Kontraktion, ersetzt. Sobald das Brustbein entlastet wird, dehnt sich das Herz aus und füllt sich erneut mit Blut. Durch den Wechsel von Be- und Entlastung des Brustbeins bei der Herzdruckmassage ersetzen Sie die Pumpfunktion des Herzens. Dies reicht aus, um die lebenswichtigen Organe mit Sauerstoff zu versorgen und so deren Überleben zu ermöglichen. Die von Ihnen durchgeführte Herzdruckmassage ist dann besonders wirksam, wenn Sie die folgenden Punkte berücksichtigen. Herz-Lungen-Wiederbelebung beim Säugling (bis 1 Jahr): Sie haben festgestellt, dass ein Säugling weder auf Ansprechen noch auf Rütteln reagiert. Nachdem Sie den Notruf veranlasst und den Kopf leicht überstreckt haben, sehen Sie keine Atembewegungen, fühlen keine Ausatemluft und hören keine Atemgeräusche. Daraufhin überstrecken Sie seinen Kopf leicht und beatmen 5mal über Mund und Nase des Säuglings. Wenn Sie, nach den 5 Beatmungen bei der wiederholten Atemkontrolle, keine Atmung feststellen können, entkleiden Sie den Oberkörper des Säuglings und legen ihn rücklings flach auf eine harte Unterlage. Legen Sie zwei Finger einer Hand auf das untere Drittel des Brustbeins. Ihre Fingerkuppen stehen dabei senkrecht auf dem Brustbein. Damit haben Sie den richtigen Druckpunkt für die Herzdruckmassage gefunden. Lassen Sie zwei Finger der einen Hand auf dem Druckpunkt ruhen, während Sie mit der anderen Hand den Kopf in der richtigen Position halten. So können Sie ohne große Pausen zwischen der Herzdruckmassage und der Atemspende im Verhältnis 30 zu 2 wechseln. So funktioniert die Herz-DruckMassage.

24 | Erste Hilfe bei Kindern Zur Herzdruckmassage drücken Sie mit zwei Fingern das Brustbein 30mal 4 cm tief in Richtung Wirbelsäule. Dabei sollten Sie eine Frequenz von 100 bis 120 Massagen pro Minute erreichen, um die normale Herztätigkeit zu ersetzen. Das bedeutet, dass Sie in jeder Sekunde annähernd zwei Herzdruckmassagen durchführen sollten. Anschließend beatmen Sie 2mal über Mund und Nase des Säuglings. Führen Sie diese Maßnahmen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen solange durch bis • Sie eine Eigenatmung des Säuglings sehen, hören oder fühlen. • der Rettungsdienst eintrifft und Ihre Maß- nahmen übernimmt. Sind Sie alleine und konnten keinen Notruf veranlassen, unterbrechen Sie nach einer Minute die Wiederbelebung, um den Notruf selbst durchzuführen. Anschließend setzen Sie die Wiederbelebung fort. So finden Sie den Druckpunkt beim Säugling.

Erste Hilfe bei Kindern | 25 Herz-Lungen-Wiederbelebung bei Kindern: Bei der Überprüfung von Bewusstsein und Atmung haben Sie festgestellt, dass das Kind • bewusstlos ist • nicht mehr atmet • nach den 5 Beatmungen, bei der wiederholten Atemkontrolle, keine Atmung hat. Legen Sie das Kind rücklings flach auf den Boden. Öffnen Sie anschließend die Oberkörperbekleidung des Kindes. Setzen Sie einen Handballen auf das untere Drittel des Brustbeins. Belassen Sie die erste Hand auf dem Brustbein und halten Sie Ihre Schultern senkrecht darüber. Strecken Sie Finger und Ellbogen durch und drücken Sie das Brustbein mit Ihrem Handballen 30mal etwa 5 cm in Richtung Wirbel- säule. Dabei sollten Sie eine Frequenz von 100 Massagen pro Minute erreichen. Entlasten Sie nach jeder Druckmassage das Brustbein, ohne die Hand vom Brustkorb abzuheben. Dadurch kann sich der Herzmuskel wieder mit Blut füllen. Beatmen Sie nach den 30 Herzdruckmassagen 2mal durch den Mund. Wenn Sie noch keinen Notruf verständigt haben, sollten Sie nach ca. 1 Minute Herz-Lungen-Wiederbelebung einen Notruf absetzen. Führen Sie die Maßnahmen im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen fort, bis • Sie eine Eigenatmung des Kindes sehen, hören oder fühlen. • der Rettungsdienst eintrifft und Ihre Maßnahmen übernimmt. Hinweis: Wenn die Kraft einer Hand nicht ausreicht, legen Sie Ihre zweite Hand gekreuzt über die erste auf den Brustkorb.

26 | Erste Hilfe bei Kindern Die Sofortmaßnahmen Bedrohliche Blutungen Stark blutende Wunden ziehen immer besondere Aufmerksamkeit auf sich, wenngleich sie meistens harmloser sind als sie aussehen. Stark spritzende oder fließende Blutungen können einen Schock verursachen, da sich dann die im Blutgefäßsystem fließende Blutmenge so stark verringert, dass das Blut die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen kann. Da lebensbedrohliche Blutungen deshalb Ihr rasches Handeln fordern, sind sie in hier im Kapitel „Sofortmaßnahmen“ beschrieben. Tipps zur Versorgung der häufigeren und meist harmloseren Schürf- und Schnittwunden finden Sie anschließend. Bei bedrohlichen Blutungen können Sie durch die folgenden Maßnahmen wirksam helfen. Denken Sie aus hygienischen Gründen daran, bei der Wundversorgung möglichst Einweghandschuhe zu benutzen. • Halten Sie den betroffenen Arm oder das betroffene Bein des Kindes hoch. • Pressen Sie eine sterile Wundauflage (Kompresse) so auf die Wunde, dass die Blutung durch den Druck zum Stillstand kommt. • Mit einem Druckverband kann ein weiterer Helfer die Wunde sichern, bis der Rettungsdienst eintrifft. Auffinden eines Notfallpatienten Feststellen des Bewusstseins nicht ansprechbar „Hilfe“ rufen Atemkontrolle Atmung vorhanden | Seitenlage | Notruf | Maßnahmen nach Notwendigkeit | Kontrolle der Vitalfunktionen Atmung nicht vorhanden 5 x beatmen erneute Atemkontrolle Atmung vorhanden Atmung nicht vorhanden ansprechbar • Maßnahmen nach Notwendigkeit, z.B. - Blutstillung - Schockbekämpfung • Notruf Herz-Lungen- Wiederbelebung Notruf (nach 1 Minute) Fortführung HLW

Erste Hilfe bei Kindern | 27 Druckverband: Sie können einen Druckverband am leichtesten mit Hilfe eines Verbandpäckchens und eines Dreiecktuchs anfertigen. Beide Materialien befinden sich in Verbandkästen. Gerade ein Verbandpäckchen eignet sich gut für verschiedene Wundversorgungen; nehmen Sie es deshalb bei Ausflügen immer mit! Verbandpäckchen gibt es in unterschiedlichen Breiten; immer bestehen sie aus einer sterilen Wundauflage, die fest mit einer Binde verbunden ist. Dreiecktücher sind nicht steril, sondern dienen ausschließlich zur Befestigung steriler Wundauflagen. Durch Aufrollen von der Basis zur Spitze können Sie aus einem Dreiecktuch eine Krawatte herstellen, die besonders beim Druckverband hilfreich ist. Druckverband mit Verbandpäckchen: • Öffnen Sie das Verbandpäckchen, ohne die sterile Wundauflage zu berühren. • Legen Sie die sterile Wundauflage, die an die Binde angenäht ist, auf die Wunde. • Befestigen Sie die Wundauflage mit einigen Bindengängen. • Legen Sie dann ein Druckpolster, etwa eine Binde oder notfalls eine Packung Taschentücher, über dem Wundbereich auf den Verband. • Wickeln Sie weitere Bindengänge unter Zug kreisförmig über das Druck- polster. • Verknoten Sie den Verband über dem Druckpolster.

28 | Erste Hilfe bei Kindern Die Sofortmaßnahmen Schock Ein Schock kann verschiedene Ursachen haben: eine starke Blutung ebenso wie starken Durchfall oder eine allergische Reaktion. Am besten können Sie verstehen, was bei einem Schock passiert, wenn Sie von einer starken Blutung ausgehen. Durch den Blutverlust steht dem Kreislauf nicht mehr genügend Blut zur Füllung der Blutgefäße und damit zum Transport des lebensnotwendigen Sauerstoffs zur Verfügung. Während das Blutgefäßsystem unverändert groß bleibt, nimmt die darin zirkulierende Blutmenge ab. Deshalb fällt der Blutdruck genauso wie der Druck in einem Rohr, durch das Sie weniger Flüssigkeit gießen. Der Körper versucht, diesen Mangel auszugleichen, indem er den Herzschlag erhöht, um die noch vorhandene Blutmenge schneller durch den Körper zu pumpen. So gelangt mit weniger Trägerflüssigkeit für Sauerstoff doch relativ viel des lebenswichtigen Gases an die Organe. In einem nächsten Schritt stellt der Körper die Blutgefäße der Muskulatur und der Haut enger; Arme und Beine werden schwächer durchblutet. Die wichtigsten Organe – Gehirn, Herz, Lunge und Nieren – werden weiter mit Blut und Sauerstoff versorgt. Deshalb sieht das betroffene Kind blass aus und friert, die Haut fühlt sich kalt an. Der Körper kann diese Maßnahmen aber nur vorübergehend durchführen; ohne Behandlung versagt das Kreislaufsystem. Deshalb sollten Sie beim Auftreten von Schockkennzeichen rasch einige einfache Maßnahmen ergreifen. Auch bei starkem Flüssigkeitsverlust durch Verbrennungen, anhaltenden Durchfall oder Erbrechen kann es zu vergleichbaren Schockkennzeichen kommen. Auffinden eines Notfallpatienten Feststellen des Bewusstseins nicht ansprechbar „Hilfe“ rufen Atemkontrolle Atmung vorhanden | Seitenlage | Notruf | Maßnahmen nach Notwendigkeit | Kontrolle der Vitalfunktionen Atmung nicht vorhanden 5 x beatmen erneute Atemkontrolle Atmung vorhanden Atmung nicht vorhanden ansprechbar • Maßnahmen nach Notwendigkeit, z.B. - Blutstillung - Schockbekämpfung • Notruf Herz-Lungen- Wiederbelebung Notruf (nach 1 Minute) Fortführung HLW

Erste Hilfe bei Kindern | 29 Zusammenfassend ergeben sich 5 typische Schockkennzeichen: • kalte Haut • Blässe • Frieren • Kalter Schweiß auf der Stirn • Auffallende Unruhe Die sinnvollen Maßnahmen können Sie sich jetzt selbst ableiten: • Überprüfen Sie Bewusstsein und Atmung. • Ist das Kind ansprechbar, legen Sie es in die Schocklage, indem Sie es flach auf den Rücken und seine Beine 20 bis 30 cm erhöht lagern. Sie können auch den ganzen Körper in Schräglage bringen. Dadurch fließt Blut aus den Beinen zum Körperstamm zurück. Schocklage • Da das Kind friert, decken Sie es warm zu. • Da es Angst hat und unruhig ist, beruhigen Sie es. Sorgen Sie auch am Notfallort für Ruhe, schicken Sie Herumstehende weg. • Veranlassen Sie dabei einen Notruf. • Kontrollieren Sie weiter die lebenswichtigen Funktionen. Sollte das Kind bewusstlos werden, bringen Sie es bei erhaltener Eigen- atmung in die Seitenlagerung. Die Seiten- lagerung hat Vorrang vor der Schocklage, da nur die Seitenlage vor einem möglichen Ersticken schützt! • Bei einem Schock besteht Ess- und Trink- verbot. Wenden Sie die Schocklage nicht an bei: • Bewusstlosigkeit • Schädelverletzungen • Atemnot • Rückenverletzung • Beinbruch • Beckenverletzung • plötzlichen Schmerzen im Brust- und/oder Bauchraum.

30 | Erste Hilfe bei Kindern Notruf Immer wenn Sie eine Störung der lebenswichtigen Funktionen feststellen oder eine solche – etwa beim Verschlucken eines Fremdkörpers – erwarten, müssen Sie möglichst rasch für einen Notruf sorgen. Am besten bitten Sie eine zwei- te Person, den Notruf durchzuführen, damit Sie als Bezugsperson beim Kind bleiben kön- nen. Veranlassen Sie den Notruf, sobald Sie sich einen Überblick über das Geschehen und über den Zustand der lebenswichtigen Funktionen verschafft haben. Je schneller Rettungsdienst oder Notarzt alarmiert werden und je genauer Ihre Angaben über den Notfall sind, desto rascher und angemessener kann fachkundige Hilfe bei Ihnen eintreffen. Die einfachste Möglichkeit, einen Notruf abzugeben, ist das Telefon. Einheitlich gelten folgende Notrufnummern: Feuerwehr/Rettungsdienst 112 (europaweit) Polizei 110 In einigen Regionen gelten neben den hier genannten, einheitlichen Rufnummern zusätzliche Telefonnummern, unter denen der Rettungsdienst erreichbar ist. Bitte erkundigen Sie sich in Ihrer Gemeinde oder schlagen Sie im Telefonbuch nach. Rettungsdienst: Tel. Per Handy können Sie auch ohne Guthaben über die 112 den Notruf absetzen. Einzige Voraussetzung hierbei ist eine eingelegte SIM-Karte.

Erste Hilfe bei Kindern | 31 An Autobahnen und einigen Bundesstraßen finden Sie Notrufsäulen. Wenn Sie den Pfeilen auf den Leitpfosten entlang der Autobahn folgen, gelangen Sie zur nächsten Notrufsäule. Heben Sie die Klappe hoch und warten Sie, bis sich die Gegenstelle meldet. Dies dauert einige Sekunden – also beunruhigen Sie sich nicht, sondern warten Sie ab. Bei älteren Modellen müssen Sie einen Telefonhörer abnehmen und auf die Verbindung warten. Notrufsäule Pfeile weisen auf die nächste Notrufsäule

32 | Erste Hilfe bei Kindern Die 5 Ws des Notrufs Damit die richtige Hilfe schnell zu Ihnen gelangen kann, muss jeder Notruf einige wichtige Informationen enthalten, nach denen die Rettungsleitstelle fragen wird. Wo ist der Notfall geschehen? Geben Sie den Ort genau an! Denken Sie nicht nur an Straße und Hausnummer, sondern auch an den Namen an der Klingel und an das Stockwerk. Befindet sich die Hausnummer versteckt hinter einer Hecke, beschreiben Sie die richtige Anfahrt. Besonders bei Dunkelheit sollten Sie nach Möglichkeit eine Person an die Straße schicken, um den Rettungsdienst einzuweisen. Auf diese Weise können Sie herumstehende Personen sehr sinnvoll beschäftigen. Was ist geschehen? Beschreiben Sie kurz das Notfallgeschehen. Wenn erforderlich, weisen Sie auf Besonderheiten hin, etwa bei Einbrüchen in eine Eisfläche, bei Stromunfällen, Vergiftungen oder eingeklemmten Personen bei Verkehrsunfällen. Welche Art der Erkrankung oder Verletzung liegt vor? Beschreiben Sie kurz den Zustand des betroffenen Kindes. Denken Sie dabei an die lebenswichtigen Funktionen! Wieviel Betroffene gibt es? Warten Sie auf Rückfragen! Beenden Sie den Notruf nicht von sich aus, damit Ihr Gesprächspartner wirklich über alle wichtigen Informationen verfügt.

Erste Hilfe bei Kindern | 33 Weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen

34 | Erste Hilfe bei Kindern Da die Ausatmung aufgrund der Eigenelastizität des Gewebes geschieht, die verengten Bronchien aber diesem Vorgang einen erhöhten Widerstand entgegensetzen, ist die Ausatmung zeitlich verlängert. Aus der Verengung der unteren Atemwege erklärt sich das mitunter pfeifende Atemgeräusch während der Ausatemphase. Somit stellt sich das typische Krankheitsbild folgendermaßen dar: • Das Kind ist unruhig und hat Angst. • Sie hören ein pfeifendes, keuchendes Ausatemgeräusch. • Das Kind zeigt zunehmende Atemnot. • Seine Lippen, später das Gesicht verfärben sich bläulich. Asthma ist eine chronische Erkrankung, bei der es zu Atemnotfällen kommt. Durch eine gezielte medikamentöse Therapie und eine Vermeidung der auslösenden Faktoren ist zumindest Linderung der Beschwerden möglich. Bei einem Asthma-Anfall verengen sich die Bronchien, weil die Muskulatur sich zusammenzieht; zäher Schleim wird ausgesondert. Ausgelöst werden kann der Anfall durch Allergene, durch Viren oder Bakterien oder durch psychische Belastung. • Die Haut ist kaltschweißig. • Besonders wichtig ist, dass Sie das Kind beruhigen. • Lagern Sie es so, wie es das Kind möchte, am besten mit erhöhtem Oberkörper. • Veranlassen Sie einen Notruf. • Öffnen Sie das Fenster, damit kühle Luft hereinströmt. • Ermutigen Sie das Kind zur langsamen, tiefen Ein- und Ausatmung. • Wird das Kind bewusstlos, denken Sie an die Über- prüfung der lebenswichtigen Funktionen. Treffen Sie die sich daraus ergebenden Maßnahmen. Asthma-Anfall

Erste Hilfe bei Kindern | 35 Insektenstiche a) im Mund-Rachen-Raum Vor lauter Begeisterung über das Eis oder die Limonade übersehen Kinder leicht Wespen, die sich darauf niedergelassen haben. Getränkedosen stellen eine besonders große Gefahr dar, da man beim Trinken nicht sehen kann, ob sich eine Wespe im Inneren befindet. Da die meisten Stiche die Zunge betreffen, ist die Angst oft größer als die tatsächliche Gefahr. Bei nicht allergischen Kindern kommt es nur zu einer Anschwellung der Einstichstelle, meist der vorderen Zunge. Eine lebensgefährliche Verlegung der Atemwege entsteht dadurch kaum. Bei einem Stich im hinteren Rachenraum jedoch schwellen die Schleimhäute stark an und dadurch verengen sich die Atemwege. Immer bedrohlich sind Insektenstiche bei Kindern und Erwachsenen, die auf Insektenstiche allergisch reagieren. Bei jedem Insektenstich im Mund-Rachen-Raum sollten Sie folgendes tun: • Beruhigen Sie das Kind. • Lagern Sie das Kind mit erhöhtem Oberkörper. • Geben Sie dem Kind möglichst viel Eis zu lutschen oder lassen Sie es mit kaltem Wasser gurgeln. • Legen Sie kalte Umschläge an. • Achten Sie auf Kennzeichen eines Schocks. • Veranlassen Sie einen Notruf. b) am übrigen Körper: Insektenstiche am Körper sind überwiegend harmlos, verursachen aber besonders bei Kindern einen heftigen Juckreiz. Deshalb empfiehlt es sich, bei Ausflügen ein kühlendes Gel mitzunehmen, das die Schwellung wie den Juckreiz verringert. Kinder, die auf bestimmte Insektenstiche allergisch reagieren, können ungeachtet der Einstichstelle allergische Reaktionen entwickeln.

36 | Erste Hilfe bei Kindern Beinahe-Ertrinken Wasser übt bereits auf Kleinkinder eine große Anziehungskraft aus. Eine Fehleinschätzung von Gefahren kann in Seen oder Schwimmbädern zum Ertrinkungsunfall führen. Der frühkindliche Erkundungsdrang lässt jedoch auch Planschbecken, Gartenteiche oder Regentonnen zu einem Risiko werden. Daher ist es wichtig, Kinder frühzeitig Schwimmen lernen zu lassen und auf mögliche Gefahren und Verhaltensregeln hinzuweisen. Erschöpfung und Unterkühlung durch zu langes Schwimmen sind die häufigste Ursache von Ertrinken. Zunächst dringt Wasser in Mund und Rachen ein, der Atem wird angehalten, eine erhebliche Wassermenge geschluckt. Dadurch kann Erbrechen ausgelöst werden. Anschließend kommt es zu heftigen Atembewegungen, wodurch Wasser und möglicherweise Erbrochenes angeatmet – aspiriert – wird, was zu Schädigungen der Lungenbläschen führt. Es kann jedoch auch sein, dass das Wasser, welches in Mund und Rachen eindringt, einen Stimmritzenkrampf auslöst. Jetzt besteht die Gefahr des Erstickens, wenn sich der Krampf nicht rechtzeitig löst. Da in diesem Fall die Lunge durch Wasser nicht geschädigt ist, bestehen besonders hier gute Überlebens- und Wiederbelebungschancen. Aber auch nach dem Verschlucken von Wasser begünstigt das Absinken der Körpertemperatur durch das kühle Wasser eine erfolgreiche Wiederbelebung, zumal Kinder einen Sauerstoffmangel eine längere Zeit überleben als Erwachsene. Nach jeder Form des Beinahe-Ertrinkens besteht die Gefahr der Lungenschädigung und des Kreislaufversagens. Anzeichen dafür (Atemnot) können sich 15 Minuten oder auch noch 48 Stunden nach dem Unfallereignis herausbilden. Deshalb ist in jedem Fall eine ärztliche Behandlung notwendig. An erster Stelle Ihrer Maßnahmen steht die Rettung des betroffenen Kindes aus dem Wasser. Befindet es sich in tieferem Gewässer, schwimmen Sie von hinten an, rufen ihm zu und fassen es von hinten an Kinn und Wangen. Ziehen Sie das Kind, auf dem Rücken schwimmend, an Land. Achten Sie dabei darauf, dass Mund und Nase nicht unter der Wasseroberfläche liegen. An Land orientieren Sie sich an dem bereits bekannten Vorgehen bei Notfallpatienten. Legen Sie das Kind flach auf den Rücken und überprüfen Sie sofort die lebenswichtigen Funktionen. Wasser, Erbrochenes und andere Fremdkörper müssen Sie aus dem Mund entfernen, indem Sie den Mund öffnen und den Kopf zur Seite drehen.

Erste Hilfe bei Kindern | 37 Möglicherweise in die Lunge gelangtes Wasser können Sie nicht entfernen; alle Versuche dazu sind verlorene Zeit! Statt dessen ergreifen Sie ohne Zeitverlust folgende Maßnahmen: • Überprüfen Sie Bewusstsein und Atmung und führen Sie ggf. die notwendigen Sofort- maßnahmen durch. • Veranlassen Sie einen Notruf. • Denken Sie an die Wärmeer- haltung durch Zudecken. • Bei ansprechbaren Beinahe- Ertrunkenen: Beruhigung, Wärmeerhaltung und Notruf (Gefahr eines Lungenödems!)

38 | Erste Hilfe bei Kindern Fremdkörper im Auge Fremdkörper aus Metall, Holz oder hartem Kunststoff Belassen Sie den Fremd körper im Auge, um weitere Verletzungen zu vermeiden! Beruhigen Sie das Kind und erklären Sie ihm genau Ihre Maßnahmen. Legen Sie vorsichtig eine keimfreie Zellstoffmullkompresse auf das verletzte Auge. Sandkorn, Insekt, Wimper oder ähnliches Beruhigen Sie das Kind und erklären Sie ihm Ihre Maßnahmen. Befindet sich der Fremdkörper unter dem Oberlid: Lassen Sie das Kind nach unten blicken. Ziehen Sie vorsichtig das Oberlid über das Unterlid, damit die Unterseite des Oberlids von den Wimpern des Unterlids abgewischt wird. Befindet sich der Fremdkörper unter dem Unterlid: Lassen sie das Kind nach oben sehen. Ziehen Sie vor- sichtig das Unterlid herunter und wischen Sie den Fremdkörper mit einem sauberen Taschentuchzipfel nach unten oder zur Nase hin weg. Flüssigkeit Beruhigen Sie das Kind und erklären Sie ihm Ihre Maßnahmen. Drehen Sie den Kopf des Kindes zur Außenseite des betroffenen Auges. Spülen Sie mit Wasser das betroffene Auge von innen nach außen – also von der Nase weg! – aus

Erste Hilfe bei Kindern | 39 Legen Sie vorsichtig eine Dreiecktuchkrawatte über beide Augen und befestigen Sie damit sanft die Kompresse. So stellen Sie beide Augen ruhig und verhindern, dass der Fremdkörper bei Drehbewegungen des Auges reibt. Vermeiden Sie jeden Druck auf das Auge und erklären Sie dem Kind, was gerade geschieht. Veranlassen Sie einen Notruf oder verständigen Sie den nächsten Augenarzt. Führen diese Maßnahmen zu keinem Erfolg, so veranlassen Sie einen Notruf oder verständigen Sie den nächsten Augenarzt. Veranlassen Sie einen Notruf oder verständigen Sie den nächsten Augenarzt.

40 | Erste Hilfe bei Kindern Gewalteinwirkung auf den Kopf Auch nach „harmloseren“ Stürzen sollten Sie Ihr Kind genau beobachten. Durch einen Sturz vom Wickeltisch, von einer Schaukel oder dem Fahrrad kann es zu einer Gehirnerschütterung kommen; es besteht auch die Gefahr, dass es zu einer Blutung im Gehirn und dadurch zu schwerwiegenden Störungen der lebenswichtigen Funktionen kommen kann. Bei einer Bewusstlosigkeit kann es zu einer Verlegung der Atemwege durch die eigene Zunge oder angeatmete Fremdkörper kommen. Besonders achten sollten Sie auf • Veränderungen im Allgemeinverhalten wie Quengeleien, scheinbar unmotiviertes Weinen, Schläfrigkeit oder Verzicht auf Leckereien, • Veränderungen der Bewusstseinslage: Reagiert das Kind langsamer als sonst oder gar nicht? • eine Erinnerungslücke, • Kopfschmerzen, • Übelkeit bis zum Erbrechen, • Veränderungen der Atmung. Wenn sich ein Kind nach einer Gewalteinwirkung auf den Kopf nicht mehr an das Unfallgeschehen erinnern kann, weist diese Erinnerungslücke auf eine Gehirnerschütterung hin!

Erste Hilfe bei Kindern | 41 • Führen Sie bei Störungen der lebenswichtigen Funktionen die im ent- sprechenden Kapitel erklärten Sofortmaßnahmen durch und • veranlassen Sie einen Notruf! • Eine Wunde im Schädelbereich sollten Sie anschließend mit einem Ver- bandpäckchen oder einer Kompresse keimfrei bedecken. Bei Veränderungen des kindlichen Verhaltens, die nicht akut bedrohlich erscheinen, verständigen Sie sofort Ihren Kinderarzt. Ist dieser nicht erreichbar, wenden Sie sich an die Rettungsleitstelle. Meistens sind Kinder nach einem Sturz bei Bewusstsein. Lagern Sie es dann nach dessen Wunsch, am besten mit leicht erhöhtem Kopf. Wenn Sie sich unsicher sind, verständigen Sie den Rettungsdienst. Jedes Kind mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung muss in ärztliche Behandlung gebracht werden, nur so kann ernsten Folgen vorgebeugt werden!

42 | Erste Hilfe bei Kindern Durchfall und Erbrechen Durch starkes Erbrechen oder anhaltende Durchfälle kann ein Kind so große Flüssigkeitsmengen verlieren, dass es in einen lebensgefährlichen Zustand kommt. Je jünger das Kind, desto kritischer ist ein Flüssigkeitsverlust oder zu geringe Flüssigkeitszufuhr, da die Gefahr der Austrocknung (Exsikose) besteht. Daher gelten folgende Empfehlungen: • Je jünger ein Kind ist, desto eher müssen Sie es bei Krankheitszeichen wie Durchfall, Erbrechen oder Nah- rungsverweigerung einem Kinder- oder Hausarzt vor- stellen. • Je früher das Kind einer Behandlung zugeführt wird, desto eher ist ein Krankenhausaufenthalt zu vermeiden. • Bei anhaltendem Erbrechen sollten Sie frühzeitig einen Kinderarzt aufsuchen, da sich dahinter auch andere Erkrankungen, wie beispielsweise ein eingeklemmter Leistenbruch, verbergen können. Achten Sie auf die, meist auffälligen, Anzeichen: • Appetitlosigkeit • Durst • Fieber • Erbrechen • Dünner Stuhlgang • Gewichtsverlust: Bei einem Flüssigkeitsverlust, der mehr als 10% des Körpergewichts beträgt, ist mit einer ernsten körperlichen Störung zu rechnen. Im Vordergrund steht bei Kindern meist nicht die medikamentöse Beendigung des Durchfalls (die nur auf ärztliche Anordnung erfolgen sollte), vielmehr kommt es auf einen zuverlässigen Ersatz der verlorenen Flüssigkeit und der verlorenen Körpersalze an. Zu empfehlen sind Fertigpräparate, die Flüssigkeit, Traubenzucker und Salze in einem ausgewogenen Verhältnis enthalten. Sie können diese Lösungen mit anderen Getränken mischen, da der Geschmack der Lösungen für Kinder oft wenig überzeugend ist. Die Flüssigkeitszufuhr sollte in kleinen Mengen – zu Beginn löffelweise – erfolgen, dafür in kurzen Zeitabständen. Durch diese einfachen Maßnahmen kann der weitaus größte Teil der Magen-Darm-Infektionen im Kindesalter erfolgreich behandelt werden.

Erste Hilfe bei Kindern | 43 Allergische Reaktion Eine Allergie ist eine übersteigerte, krankmachende Abwehrreaktion des Körpers auf in der Regel normalerweise harmlose Stoffe wie z.B. Pollen, Nahrungsmittel, Chemikalien oder Medikamente. Durch die Immunreaktion des Körpers können so verschiedene Symptome (z.B. zunehmende Atembeschwerden, Hautrötung, Schwellung, Quaddelbildung) ausgelöst werden. Häufig sind Allergien bereits bekannt und die Betroffenen wissen was zu tun ist. Nehmen Sie die vom Patienten geschilderten Symptome erst. Eine Versorgung sollte symptomorientiert erfolgen. Holen Sie ggfls. ärztlichen Rat ein. Bei lebensbedrohlichen Zuständen leiten Sie sofort lebensrettende Maßnahmen ein und verständigen den Notruf. Anaphylaktischer Schock Der Anaphylaktische Schock ist eine extreme allergische Reaktion, die sich innerhalb weniger Minuten zur akuten Lebensgefahr entwickeln kann. Durch eine massive Überrektion des Abwehrsystems des Körpers z.B. auf die Einnahme eines bestimmten Medikamentes, einen Stich durch Insekten oder Meerstiere oder Genuss bestimmter Nahrungsmittel setzt der Köper bestimmte Substanzen frei, die zu einer Erweiterung der Blutgefäße und einer Verengung der Atemwege führen. Häufige Symptome sind: • Angstzustände • rote, fleckige Haut • Schwellung von Hals und Gesicht • pfeifende Atmung • Atembeschwerden bis akute Atemnot Versuchen Sie das Kind bei Auftreten der o.g. Symptome zu beruhigen, setzen den Notruf ab und lagern sie es in der Schocklage (s.S. 28). Wird das Kind bewusstlos und atmet noch, lagern Sie es in der Seitenlagen, ist das Kind bewusstlos und atmet nicht mehr, müssen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen. Hinweis: Kinder mit einer bekannten Allergie tragen eventuell ein Notfallset bestehend aus einer Adrenalin-Fertigspritze bei sich. Fragen Sie das Kind danach, eventuell benötigt es auch Unterstützung bei der Injektion entsprechend der ärztlichen Verordnung (in der Regel in den Oberschenkelmuskel).

44 | Erste Hilfe bei Kindern Krampfanfälle Fieberkrämpfe Fieber ist ein natürlicher Abwehrmechanismus des Körpers gegen Krankheiten. Bei Säuglingen und Kleinkindern kann ein rascher Fieberanstieg zu einem kurzzeitigen Krampfanfall führen, dem Fieberkrampf. Er kommt am häufigsten bei Kindern zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem fünften Lebensjahr vor, da die körperliche Entwicklung Krampfanfälle in diesem Alter mehr begünstigt als bei Erwachsenen. Die Krampfanfälle können am ganzen Körper (generalisierte Krampfanfälle) oder nur an den Gliedmaßen einer Körperseite (seitenbetonte Krampfanfälle) auftreten. Obwohl derartige Fieberkrämpfe bedrohlich aussehen, da der Säugling mit den Extremitäten unkontrolliert zuckt und nicht wie gewohnt auf Ansprechen reagiert, verlaufen sie doch in den allermeisten Fällen ohne Folgeschäden. Meist dauern die Fieberkrämpfe kürzer als eine Minute. Diese beruhigenden Informationen sollten Sie sich merken, wenn Sie sich die folgenden Maßnahmen einprägen! Hohes Fieber sollten Sie durch kühle Umschläge oder vom Kinderarzt verschriebene Medikamente senken. Da diese Maßnahmen nicht sofort wirken, sollten Sie sich mit einigen Sofortmaßnahmen vertraut machen, denn bei einem länger andauernden, unbehandelten Fieberkrampf besteht die Gefahr der Bewusstlosigkeit und des Sauerstoffmangels. Nehmen Sie den Säugling auf den Arm oder legen Sie ihn so, dass er sich nicht verletzen kann. Lassen Sie den Säugling nicht unbeaufsichtigt, damit er etwa nicht von der Wickelkommode rollt. • Wenn der Fieberkrampf länger als 1 Minute dauert oder Sie sich unsicher fühlen: Verständigen Sie den Notarzt. • Halten Sie nach dem Krampf die Atemwege frei, indem Sie den Kopf eines Säuglings vorsichtig in die „Schnüffel- position“ bringen. • Kleinkinder, die älter als ein Jahr sind, drehen Sie nach beendetem Fieberkrampf in die Seitenlagerung. • Wenn der Fieberkrampf kürzer als 1 Minute dauert, ver- ständigen Sie Ihren Kinder- oder Hausarzt. Nach dem ersten Fieberkrampf wird Ihr Kinder- oder Hausarzt die weiteren Maßnahmen mit Ihnen besprechen und, wenn es sinnvoll ist, ein geeignetes Medikament verschreiben.

Erste Hilfe bei Kindern | 45 Hirnbedingte Krampfanfälle Krampfanfälle sind eine besondere Reaktion des Gehirns auf verschiedene Einflüsse. Sie geben keinen Hinweis auf die geistige Leistungsfähigkeit des betroffenen Kindes! Als Ursache kommen Stoffwechselstörungen oder Vergiftungen ebenso in Frage wie Schädel-Hirn-Verletzungen, eine Hirnhautentzündung oder andere Erkrankungen. Auch Sauerstoffmangel während der Geburt kann später Krampfanfälle verursachen. Die Krampfneigung kann medikamentös oder durch die natürliche Entwicklung des Kindes verringert werden. Sie sollten jedes Kind nach jedem Krampfanfall dem Kinderarzt vorstellen, damit dieser über die Notwendigkeit einer Therapie entscheiden und weitere Untersuchungen veranlassen kann. Hirnbedingte Krampfanfälle können zu folgenden Krankheitszeichen führen: • Plötzliches Umfallen. • Das betroffene Kind ist nicht ansprechbar. • Es kommt zu zuckenden Bewegungen oder Verkramp- fungen des ganzen Körpers oder einzelner Körperteile. • Einnässen. • Möglicherweise blutiger Speichelfluss aus dem Mund wegen eines Zungenbisses. So können Sie helfen: • Entfernen Sie Gegenstände, die das betroffene Kind verletzen könnten, aus dessen Umgebung. • Veranlassen Sie einen Notruf. • Halten Sie krampfende Extremitäten auf keinen Fall fest. • Kontrollieren Sie nach dem Krampfanfall regelmäßig die lebenswichtigen Funktionen. • Führen Sie die Seitenlagerung durch, sobald die Krämpfe beendet sind und das Kind atmet. Kinder oder Jugendliche, die bereits öfters einen Krampfanfall durchgemacht haben, spüren oft, wenn ein neuer beginnt. Bringen Sie dann das Kind nach Möglichkeit an einen ruhigeren Ort oder setzen Sie es rasch hin. In der Praxis kaum durchführbar ist der alte Tipp, der krampfenden Person einen Beißschutz zwischen die Zähne zu schieben, da es aufgrund der Verkrampfung der Muskulatur während eines Krampfanfalls meist unmöglich ist, den Mund zu öffnen.

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