Plaudernetz: Freiwillige schenken Zeit für gute Gespräche
Einfach mal nett mit jemandem plaudern? Genau dafür wurde das Plaudernetz gegründet. Die Initiative der Malteser und der Deutschen Telekom ist ein Angebot für alle Volljährigen, die plaudern möchten – sei es, weil sie sich einsam fühlen, oder weil sie gerne nette Gespräche führen.
So funktioniert das Plaudernetz
Das Plaudernetz ist noch ganz jung. Es startete im Sommer 2025 als gemeinsames Angebot der Malteser und der Telekom, die dafür eine kostenfreie Telefonnummer eingerichtet hat. Unter 0800 330 1111 können Sie täglich zwischen 10 und 22 Uhr anrufen und über alles sprechen, was Ihnen auf dem Herzen liegt oder durch den Kopf geht. Ziel dieser Initiative ist es, Menschen einen Raum zum Plaudern zu geben. Der Schlüssel dazu ist ein geselliges Gespräch. Am anderen Ende der Telefonleitung sitzen freiwillige Plauderpartnerinnen und -partner wie die 27-jährige Studentin Patricia oder der 64-jährige Betriebswirt Rainer, der sich ebenfalls für den Hausnotruf der Malteser engagiert. Wer mit wem am Telefon zusammenkommt, bestimmt der Zufall, sagt Patricia: „Die Plauderpartnerinnen und Plauderpartner schalten sich in der Plaudernetz-App verfügbar und dadurch können Anrufe per Zufall an sie weitergeleitet werden.“
So rufen Sie beim Plaudernetz an
Das Plaudernetz erreichen Sie täglich von 10 bis 22 Uhr unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 330 1111.
Das Gesprächsthema bestimmen die Anrufenden selbst. Es gibt keine Vorgaben, auch nicht bei der Dauer, wobei sich die meisten Telefonate in einem ähnlichen Zeitrahmen bewegen, sagt Rainer: „Die Gesprächslänge beträgt je nach Gesprächspartner und Gesprächspartnerin zwischen 20 und 40 Minuten“. Die Gespräche sind anonym. Die anrufende Person und ihr Plauderpartner oder ihre Plauderpartnerin sprechen sich mit Vornamen an. Wer möchte, kann auch einen anderen Namen nennen. Grundsätzlich duzen die Freiwilligen alle Anruferinnen und Anrufer zunächst, es geht aber auch anders, sagt Rainer: „Ich finde es sehr wichtig, zu fragen: Ist Ihnen ein respektvolles Sie lieber oder dürfen wir ins Du übergehen? Ich hatte schon Gespräche, bei denen die Anrufenden lieber im Sie-Modus bleiben wollten. Das ist auch völlig in Ordnung“.
Es gibt klare Regeln beim Plaudernetz
Das Plaudernetz verbindet auf unkomplizierte Weise Menschen miteinander, die sich gerne mit anderen unterhalten. Das Themenspektrum der Anrufe ist breit, sagt Rainer: „Es sind viele Alltagsthemen von der Frage: ‚Was will ich heute kochen?‘ bis hin zum letzten Urlaub oder einem Streit mit den Kindern – also alles, was die Menschen gerade so bewegt oder umtreibt und manchmal auch bedrückt“.
Für die Freiwilligen ist es wichtig, offen und flexibel zu bleiben, denn sie wissen nie, wen sie am Telefon haben werden. „Man sollte gut zuhören können“, sagt Patricia, „und nicht immer sofort einen gut gemeinten Tipp geben. Die Leute sollen einfach frei erzählen können, was sie beschäftigt, ohne eine Wertung oder sofort einen Ratschlag zu bekommen. Wenn sich jemand einen Ratschlag wünscht, dann gebe ich natürlich einen.
Das Plaudernetz ist grundsätzlich für Menschen gedacht, die sich unterhalten möchten. Die Grundlage für alle Gespräche ist ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander. Alle Gespräche sind anonym. Die Gesprächsteilnehmenden sprechen sich ausschließlich mit Vornamen an und verzichten darauf, persönliche Daten wie Telefonnummern oder Adressen auszutauschen. Außerdem dürfen die Gespräche nicht für kommerzielle Zwecke wie Werbung missbraucht werden.
Über Probleme darf gesprochen werden, aber hierbei gibt es eine klare Grenze. „Das Plaudernetz ist kein Sprachrohr für krisenbehaftete Gespräche oder Themen, die in eine professionelle Beratung gehören, wie sie bei Krisen- oder Notfallnummern angeboten wird!“, betont Rainer. Dafür sind die Freiwilligen nicht ausgebildet und es ist auch nicht die Idee des Angebots. „Wir sind kein Krisen- oder Beratungstelefon“, sagt Patricia. „Wenn es sich zeigt, dass jemand in einer Krise sein könnte, dann sagen wir offen, dass wir dafür nicht zuständig sind.“ Für solche Fälle haben die Freiwilligen eine Liste mit den wichtigsten Notrufnummern, die sie den Anrufenden bei Bedarf nennen. Rainer hat bereits erlebt, dass zu Beginn eines Gesprächs deutlich wurde: Der Anrufer hat eine psychische Erkrankung, über die er sprechen wollte. „Ich sagte sofort: Stopp! Hier bitte ich um Verständnis, damit sind Sie bei uns an der falschen Stelle. Ich habe ihn anschließend an die entsprechende Notrufnummer verwiesen. Wir sind ein Plaudernetz, nicht mehr, aber auch nicht weniger“.
Ein Geben und Nehmen im richtigen Verhältnis
Menschen ein gutes Gefühl geben – das möchte auch Patricia. Darum engagiert sie sich beim Plaudernetz. „Wenn die Menschen beim Auflegen ein positives Gefühl haben, dann denke ich mir: Ich hab alles richtig gemacht, mich als Plauderpartnerin zu engagieren.“ Manchmal müssen die Plauderfreiwilligen das Gespräch auch bewusst in eine positive Richtung steuern. „Bei den nicht ganz so tollen Themen achte ich darauf, das Gespräch schnell wieder auf eine positive Ebene zu bringen, sodass das ganze Gespräch generell positiv verläuft“, so Patricia. Aus manchen Gesprächen können auch die Freiwilligen etwas für sich und ihr eigenes Leben mitnehmen. „Manche Anrufende erzählen, wie sie ein Problem gelöst haben, das ich selbst schon einmal hatte, aber damals nicht lösen konnte. Beim Zuhören dachte ich mir: Tolle Idee! Es ist ein Geben und Nehmen im richtigen Verhältnis“, sagt Rainer.
Es geht um ein nettes Gespräch über Gott und die Welt, und manchmal brauchen Menschen einfach eine andere Sichtweise. „Die Motive, warum jemand anruft, sind sehr unterschiedlich“, so Rainer. „Manche rufen an, weil sie den Kontakt zu anderen Menschen suchen und manche möchten eine andere, eine unabhängige Meinung zu irgendetwas hören. Es tut den Menschen einfach gut, sich am Telefon so manches von der Seele zu reden. Viele bedanken sich zum Schluss für das Gespräch. Da spürt man wirklich ein Lächeln durch das Telefon und das ist ein gutes Zeichen“.
Werden Sie Plauderpartnerin oder Plauderpartner
Wenn Sie Freude am Austausch mit Menschen haben, mindestens 18 Jahre alt sind und gerne hin und wieder Gespräche im Plaudernetz annehmen möchten, sind Sie als Plauderpartnerin und Plauderpartner genau richtig.