Die Sammlung von Alttextilien in Deutschland steht vor dem Kollaps. Die Zahl der Sammelcontainer schrumpft rapide, da Sortierunternehmen die gesammelten Textilien kaum noch gewinnbringend weiterverkaufen können. Ihre Lager sind überfüllt, die Erlöse für gemeinnützige Sammler wie die Malteser liegen bei nahezu null. „Die Erlöse aus der Altkleidersammlung fließen direkt in soziale Projekte der Malteser – etwa in die Versorgung obdachloser Menschen, die Unterstützung von Familien in Notlagen, die Hospizarbeit oder die Ausbildung von Ehrenamtlichen. Jeder gespendete Pullover hilft also doppelt: ökologisch durch Wiederverwertung und sozi-al durch konkrete Hilfe vor Ort“, sagt Elisabeth Ziemer, Referentin für Altkleider von den Maltesern in der Pfalz und Saarpfalz.
Die Ursachen für den Preisverfall sind vielfältig: Überangebot an Alttextilien infolge steigender Sammelmengen und stagnierender Nachfrage; wegbrechende Exportmärkte, insbesondere in Osteuropa und Afrika, aufgrund wachsender lokaler Regulierungen und Importbeschränkungen; sinkende Qualität der abgegebenen Kleidung, verbunden mit einem höheren Anteil an nicht verwertbarem Müll. Die Folge: Steigende Kosten für Sammlung, Sortierung und Entsorgung, die nicht mehr durch Verkaufserlöse gedeckt werden können.
Erste gemeinnützige Organisationen haben bereits Container abgebaut. Gleichzeitig nimmt laut Branchendienst EUWID die Menge abgegebener Textilien weiter zu – mit gravierenden Folgen: Wo früher zwei Container standen, steht heute oft nur noch einer. Um diesen herum stapeln sich Säcke, die häufig aufgerissen werden – die Plätze verkommen zu Müllhalden.
Die Malteser unterstützen die Forderung des Dachverbands Fairwertung an die deutschen und europäischen Umweltminister, kurzfristig befristete Überbrückungszahlungen einzuführen, um das System zu stabilisieren. Ziemer sagt: „Erst 2028 werden Textilunternehmen eine Recyclinggebühr zahlen müssen. Bis dahin braucht es eine Zwischenfinanzierung. Ein späterer Neuaufbau wäre deutlich teurer – und die Verbrennungsquote würde drastisch steigen.“ Und weiter: „Für uns steht die Sammlung von Alttextilien leider auf der Kippe. Als gemeinnützige Organisation dürfen wir kein Minusgeschäft betreiben – sonst verlieren wir unsere Gemeinnützigkeit. Ohne Unterstützung müssten auch wir unsere Container abziehen.“
In Frankenthal, Ludwigshafen und Landau zahlen die Malteser bereits jetzt Sondergebühren und müssen den Abbau von Containern in Betracht ziehen. Bundesweit betreiben die Malteser rund 7.700 rote Container, in denen jährlich 25.000 bis 30.000 Tonnen Alttextilien gesammelt werden.
„Wir fahren in dieser schwierigen Situation auf Sicht und sind mit Städten und Landkreisen im Gespräch, um Lösungen zu finden. Ohne eine Zwischenfinanzierung werden wir aber wohlmöglich bald ausscheiden müssen“, so Elisabeth Ziemer.
Info:
Öl- und Farb-verschmutzte Textilien bitte weiterhin ausschließlich in den Restmüll geben. Matratzen und Teppiche sind als Sperrmüll bei Ihrem Abfallwirtschaftsbetrieb zur Abholung anzumelden. Bitte keine Säcke neben volle Container stellen – sie werden häufig aufgerissen und verschmutzen die Umgebung.
Weitere Informationen zum Thema Altkleider gibt es im Malteser Podcast: „Malteser HRS, der Talk“ – überall wo es Podcasts gibt.
Lokale Ansprechpartnerin:
Malteser Hilfsdienst e.V.
Elisabeth Ziemer, Referat Altkleider
Tel. 0621- 5861617
Mail: Elisabeth.Ziemer@Malteser.org