Für die junge Familie von Sarah S. und Patrick S. wird der 31. Mai 2025 ein Tag, den sie nie vergessen werden: Ihr anderthalbjähriger Sohn Emil Maximilian muss reanimiert werden. „Emil wurde aus dem Mittagsschlaf wach und fing direkt an zu schreien. Aber es war ein eigenartiges, kraftloses Schreien. Dann fing er an zu würgen. Ich bin sofort mit ihm raus aus dem Laden und hab den Notarzt gerufen“, erinnert sich Sarah.
Nur Minuten später trifft der Notarzt ein, nur wenige Minuten danach der Rettungswagen der Malteser mit Notfallsanitäter Casper Unger und Rettungssanitäterin Jennifer Blume. Schnell ist klar: Es ist ernst. Emil wird noch auf dem Parkplatz reanimationspflichtig. „Ganz ehrlich: In dem Moment, als die Info einer bestätigten Kinderreanimation kam, hab ich gefühlt ganz kurz vergessen, was ich gelernt hab. Aber dann war da dieser Schalter, der sich einfach auf ‚Funktionieren‘ umgelegt hat“, sagt Casper Unger, der erst ein Jahr zuvor seine Ausbildung als Notfallsanitäter abgeschlossen hat.
Das Team setzt einen Funkspruch an die Leitstelle ab, fordert weitere Unterstützung an, um die Eltern gut betreuen zu können, und beginnt die Reanimation: Thoraxkompression, Beatmung, Zugang legen, EKG. Nach sechs Minuten hat Emil wieder einen Spontankreislauf, atmet selbstständig und wird wieder wach. Die Rettungskräfte legen noch einen Medikamentenzugang und bringen den kleinen Jungen ins Klinikum Wernigerode.
Ein Gendefekt hat Emils Leber geschädigt. Über einen künstlichen Ausgang muss deshalb Flüssigkeit abgeleitet werden. Doch diesmal ist es zu viel. Es kommt zu einem starken Ungleichgewicht der Blutsalze – und das führte zum Herzstillstand. „Aber wir hatten hier Menschen, die wussten, was zu tun ist. Menschen, die ihm das Leben gerettet haben“, sagt Vater Patrick.
Für die Rettungskräfte endet der Einsatz offiziell mit der Übergabe im Schockraum. Doch er wirkt nach. „Man hat zwei Herzen in der Brust. Das eine versucht, professionell zu handeln. Das andere … wir mussten alle mit den Tränen kämpfen. Aber wir haben funktioniert. Als Team. Das war entscheidend“, so Casper Unger.
Beim Wiedersehen mit Emil Wochen später ist die Freude groß. Der Junge ist aktiv und neugierig, bekommt von seinen Rettern einen Teddybeutel mit kleinen Geschenken. Für die Familie ist es wichtig, sich zu bedanken und Emil seine Lebensretter vorzustellen. „Auch wenn ich hier wieder an die Situation damals erinnert werde, ganz genau weiß, wo ich saß … Ich bin froh, mit den Menschen sprechen zu dürfen, die Emil das Leben gerettet haben. Ich würde den Kontakt gern halten, damit Emil weiß, dass er ihnen seinen zweiten Geburtstag zu verdanken hat“, sagt Sarah.
Schwere Kindernotfälle wie in diesem Fall sind selten im Rettungsdienst. Zumeist haben es die Rettungskräfte bei jungen Patienten mit Knochenbrüchen, Fieberkrämpfen oder Erklärungen zu tun.