​​​​​​​Neuer Begleitservice für Geflüchtete in Tegel: Gemeinsam Wege gehen

Gabriel Olinga arbeitet im Ankunftszentrum Tegel und begleitet heute die Ukrainerin Olha H. zum Arzt. Für ihn ist jeder Weg mit einer geflüchteten Person mehr als nur ein logistischer Auftrag. Zuhören, Begegnung und echter Austausch - darin sieht er seine Aufgabe.
Besonders ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Menschen wie Olha H. profitieren von der Unterstützung.
Angekommen beim Arzt: Die beiden Helfer Ahmed Al Tekreeti und Gabriel Olinga haben die Geflüchtete Olha H. auf dem Weg begleitet.
In der Apotheke muss noch das Rezept eingelöst werden.
Mehr als 1.000 Mal haben die Malteser in Tegel inzwischen Menschen auf ihren Wegen begleitet, sie sind bei Gesprächen im Jobcenter dabei, lotsen durch den Behördendschungel und gehen mit zu Bankterminen in Berlin. Fotos: Julian Stähle/Malteser Berlin

Berlin-Tegel. Mit einem kurzen Ruck hält die U-Bahn an. Türen öffnen sich. Zwei Männer helfen einer älteren Frau im Rollstuhl beim Einsteigen. Die Frau atmet erleichtert durch. Ihr Name ist Olha H., 70 Jahre alt, geflüchtet aus Kharkiw in der Ukraine. Seit sechs Monaten lebt sie im Ankunftszentrum auf dem ehemaligen Flughafengelände Berlin-Tegel – aktuell Deutschlands größte Notunterbringungseinrichtung für Geflüchtete.

Heute begleitet sie ein Team der Malteser zu einem Arzttermin in Charlottenburg. Für Olha ist dieser Begleitdienst mehr als nur praktische Unterstützung: Er gibt ihr Sicherheit und hilft ihr, Vertrauen in die neue Umgebung aufzubauen.

Alltagsbegleitung schafft Orientierung und Vertrauen

Mit dem neuen Begleitdienst der Malteser Berlin werden Geflüchtete aus Tegel zu wichtigen Terminen begleitet – sei es zum Arzt, zur Bank, ins Jobcenter, zur Krankenkasse oder zu Ämtern. Die Hürden im Alltag sind groß: fremde Sprache, unbekannte Wege, bürokratische Prozesse. „Viele Geflüchtete fühlen sich zu Beginn überfordert in der fremden Stadt“, berichtet Gabriel Olinga, einer der Begleiter im Team. „Es hilft enorm, wenn sie wissen, dass sie nicht allein sind.“

Besonders ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Menschen wie Olha profitieren von der persönlichen Unterstützung. Der Weg zu ihrer Ärztin führt sie heute über Bus, U-Bahn, Aufzüge, Kopfsteinpflaster und schließlich in die sechste Etage eines Ärztehauses – eine Herausforderung ohne Hilfe.

„Aber ich bin hier auf gute Leute gestoßen“, sagt Olha lächelnd. Es ist bereits das dritte Mal, dass sie von den Maltesern zum Arzt begleitet wird. Eines Tages kann sie den Weg vielleicht allein schaffen.

Unterstützung, die über den Weg hinausgeht

Mehr als 1.000 Mal haben die Malteser in Tegel inzwischen Menschen auf diesen Wegen begleitet, sie sind bei Gesprächen im Jobcenter dabei, lotsen durch den Behördendschungel und gehen mit zu Bankterminen. „Wir verstehen uns als unterstützende Begleiter, die helfen, Barrieren abzubauen – sei es sprachlich, organisatorisch oder ganz konkret auf dem Weg durch die Stadt“, sagt Gabriel Olinga. Der 39-Jährige arbeitet seit anderthalb Jahren im Ankunftszentrum Tegel. Für ihn ist jeder Weg mit einer geflüchteten Person mehr als nur ein logistischer Auftrag. „Manchmal braucht es einfach nur jemanden, der zuhört. Bei vielen Begleitungen merken wir, wie die Anspannung bei den Menschen unterwegs abfällt und sie anfangen, sich zu entspannen“

Er erzählt von kleinen Momenten, die ihm besonders im Gedächtnis bleiben: ein Lächeln nach einem anstrengenden Arzttermin, ein Dankeschön, das ohne viele Worte auskommt, oder das erste Mal, wenn jemand sagt: „Ich glaube, ich schaffe das das nächste Mal allein.“

Diese Erlebnisse zeigen, wie wichtig persönliche Begleitung ist. Nicht nur, um anzukommen, sondern um wieder Vertrauen ins eigene Handeln zu fassen. Für Gabriel ist das der Kern seiner Arbeit: Menschen ein Stück Alltag zurückgeben durch Zuhören, Begegnung und echten Austausch, bei dem alle Seiten voneinander lernen und miteinander wachsen.


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