Wie können Museen, Konzertsäle oder Theater auch für Menschen mit Demenz zugänglich und erlebbar werden? Mit dem Projekt „Mehr (er)leben“ entwickeln die Malteser gemeinsam mit Berliner Kultureinrichtungen neue Formate, die genau das ermöglichen. Ziel ist es, kulturelle Angebote sinnlich, verständlich und barrierearm zu gestalten und so neue Erfahrungsräume zu schaffen für Betroffene wie für Angehörige.
„Wir entwickeln Angebote, die an Erinnerungen anknüpfen und zugleich neue Impulse für Gespräche und Begegnungen geben“, sagt Kulturpädagogin Christine Gruschka, die das Projekt gemeinsam mit Stefanie Knebelspieß koordiniert. „Gleichzeitig möchten wir Kulturorte unterstützen, ihre Programme weiter zu öffnen und so neue Zielgruppen zu erreichen.“
Möglich gemacht wird das Projekt durch eine Förderung von 204.000 Euro aus Mitteln der Deutschen Fernsehlotterie, die bundesweit soziale Projekte in Deutschland unterstützt. Auch die Stiftung Berliner Sparkasse unterstützt das Projekt finanziell.
Internationale Beispiele zeigen Potenziale
Andere Länder sind beim Thema Kultur und Demenz weiter: In Großbritannien können Ärztinnen und Ärzte Museumsbesuche seit 2014 verschreiben, was nachweislich Lebensqualität und Gesundheit verbessert. Auch Kanada, Belgien und Frankreich haben ähnliche Programme etabliert. Deutschland steht hier noch am Anfang. Das neue Malteser-Projekt „Mehr (er)leben“ will dazu beitragen, Kulturangebote für Menschen mit Demenz auch hierzulande weiterzuentwickeln.
Das Projekt basiert auf drei Säulen: eigenen Veranstaltungsformaten, Schulungen für Kulturinstitutionen sowie dem Aufbau eines berlinweiten Netzwerks für Demenzkulturarbeit. Die Malteser bringen als Projektträger langjährige Erfahrung in der Demenzarbeit mit, die als Grundlage dient. Bereits umgesetzt wurden Formate wie:
- Erzählführungen im Naturkundemuseum, bei denen Tiergeschichten lebendig werden, Tierfelle ertastet und Tierlaute erraten werden können.
- Spaziergänge im Britzer Garten, die mit Farben, Düften und Naturgeräuschen Erinnerungen wecken.
- Konzerte junger Musikerinnen und Musiker (in Kooperation mit Live Music Now), die zum Zuhören und Mitsingen einladen.
- Mitmachführungen im Musikinstrumentenmuseum, bei denen alte Lieder gesungen und Instrumente ausprobiert werden.
Diese Angebote fördern die kulturelle Teilhabe und schaffen zugleich wichtige Entlastungsräume für pflegende Angehörige.
„Kulturelle Teilhabe ist ein Menschenrecht“
Nach Angaben der Alzheimer Gesellschaft leben in Berlin rund 65.000 Menschen mit Demenz. Noch sind viele Kulturorte für sie nicht gut zugänglich. „Dabei ist kulturelle Teilhabe ein Menschenrecht“, sagt Projektkoordinatorin Stefanie Knebelspieß. „Wir möchten die Lebensqualität von Menschen mit Demenz stärken und deutlich machen: Sie gehören dazu – mitten in unsere Gesellschaft.“
Weitere Informationen unter: www.malteser-berlin.de/demenz