Begegnung über Bewegung: Warum Klettern verbindet

Auch Bashir (l.), der mit seiner Familie aus dem Senegal nach Deutschland geflüchtet ist, hat durch das Kletterprojekt neue Kontakte geknüpft.
Ein gutes Team an der Kletterwand: Marye, Tahsin, Fanni, Bashir, Zeynep, Julius und Noor (v.l.n.r.) machen beim Bouldern der Malteser mit.
Vor dem Klettern wärmen sich alle gemeinsam auf.
Etwas Mut gehört beim Klettern dazu: Marye ist neu beim Klettern dabei.
Malteser Koordinatorin Zeynep Firdevsoglu organisiert auch andere Begegnungsprojekte für Menschen mit und ohne Fluchthintergrund.„Diese Begegnungen sind enorm wichtig. Sie geben das Gefühl, dazuzugehören.“

Berlin-Neukölln. Bashir zieht sich mit einem kräftigen Ruck an den nächsten Griff. Seine Finger klammern sich an den roten Stein, der Fuß findet Halt, noch ein Schritt, noch ein Griff, und schon ist er oben. Keine 30 Sekunden hat der 15-Jährige gebraucht, um die Kletterwand im Bouldergarten Berlin zu bezwingen. Spiderman wäre beeindruckt.

An fast jedem Dienstagabend kommt der Schüler hierher, um mit anderen jungen Menschen zu klettern. Organisiert wird das Treffen von den Maltesern in Berlin, die mit ihrem interkulturellen Kletterprojekt Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte schaffen wollen.

„Alle machen gemeinsam Sport und üben nebenbei die deutsche Sprache“, erklärt Zeynep Firdevsoglu, die das Projekt als Koordinatorin für den Malteser Integrationsdienst begleitet. Menschen aus der Türkei, der Ukraine, Syrien, Afrika, Südkorea und Deutschland kommen dort regelmäßig zusammen. Das Ziel: ihre neue Heimat Berlin besser kennenlernen, miteinander Spaß haben und voneinander lernen.

„Ich will Leute kennenlernen und Spaß haben“

Bevor es an die Kletterwand geht, wärmen sich alle gemeinsam auf. Jeder darf eine Übung vorschlagen: Hampelmänner, Dehnen, Schulterkreisen. Dann wird Magnesia auf die Hände gestäubt, damit der Griff besser hält. Das Ritual ist längst vertraut.

Einer der regelmäßigen Teilnehmer ist Tahsin, 32 Jahre alt, aus der Türkei. Seit sechs Jahren lebt er in Berlin. „Freunde zu finden war nicht leicht“, erzählt er. „Ich arbeite viel, und man kommt schwer in Kontakt. Ich will Leute kennenlernen und Spaß haben.“ Beim Klettern gelingt das.

Ehrenamtliche unterstützen beim Kletterprojekt

Auch für Bashir ist der Dienstagabend ein fester Termin geworden. Der 15-Jährige floh vor zwei Jahren gemeinsam mit seiner Mutter, seiner jüngeren Schwester und seinem kleinen Bruder aus dem Senegal nach Deutschland. Sport war schon immer seine Leidenschaft, in Berlin spielte er erst Fußball, dann Basketball. Über die Kirchengemeinde kam er in Kontakt mit dem Integrationsteam der Malteser und probierte das Bouldern aus. Seitdem ist er dabei.

Dort lernte er den Berliner Julius kennen, 28, Student der Erneuerbaren Energien, der seit 2025 ehrenamtlich im Projekt hilft. „Ich finde das Projekt sehr cool, weil man über den Sport auf eine entspannte Art und Weise miteinander in Kontakt kommen kann, Barrieren abbauen kann und einfach miteinander Spaß hat“, sagt er.

Mehr als Bewegung

Beim Klettern entstehen Gespräche, neue Kontakte und gegenseitiges Vertrauen. Viele der Teilnehmenden kommen inzwischen nicht mehr nur zum Sport, sondern auch wegen der Gemeinschaft.

Neben dem Bouldern bieten die Malteser weitere Projekte an, die Austausch und Integration fördern: eine Frauentheatergruppe, gemeinsames Kochen mit Gerichten aus aller Welt oder Thementage zu „deutschen Bräuchen“ wie Abendbrot, Oktoberfest oder Mülltrennung. Organisiert werden diese Projekte vom Integrationsteam der Malteser rund um Zeynep Firdevsoglu. Sie selber stammt aus der Türkei und kennt die Probleme von Neuangekommenen.

Integration sei schwierig, wenn Geflüchtete unter sich bleiben und keine Kontakte zu Einheimischen knüpfen, sagt sie. „Unsere Arbeit lebt davon, dass Menschen ihre Geschichten teilen und neugierig aufeinander sind.“  In den Projekten der Malteser lernen Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund andere Deutschen kennen. „Gerade in der Arbeit mit Geflüchteten erleben wir immer wieder, wie wichtig diese Begegnungen sind. Sie schaffen gegenseitiges Verständnis und geben das Gefühl, dazuzugehören.“

Damit es weitergehen kann

Damit das interkulturelle Bouldern auch in Zukunft stattfinden kann, sind die Malteser auf Spenden angewiesen. Sie finanzieren den Eintritt, die Organisation und die Begleitung durch Ehrenamtliche. Ein großer Dank geht an den Bouldergarten Berlin, der den Maltesern beim Eintritt entgegenkommt und so das Bouldern überhaupt erst ermöglicht.

Klettern verbindet und jeder Beitrag hilft, dass das so bleibt. Jetzt unterstützen!

Hier geht es zur Spendenmöglichkeit: www.malteser-berlin.de/spendenprojekte

Fotos: Julian Stähle/Text: Diana Bade


Zurück zu allen Meldungen