Die 1990er

JAHRESWECHSEL

89/90

  • Am Morgen des 2. Weihnachtsfeiertages brechen um 5.30 Uhr drei Aschaffenburger Fahrzeuge des Katastrophen­schutzes mit acht Helfern in Richtung Ungarn auf, um sich an der Rumänienhilfe zu beteiligen. Da eine Fahrt ins Landesinnere zu gefährlich ist, beschließen die Helfer, die Sendung dem ungarischen Malteser-Hilfsdienst (MMSZ) zum Weitertransport zu überlassen. Die internationale Zusammenarbeit unter den Maltesern bewährt sich: Dem ungarischen MMSZ gelingt es zu einem späteren Zeitpunkt, die gesamte Ladung in ein rumänisches Krankenhaus zu bringen.

1990

  • Februar/März – Nach dem Umzug des Klinikums erhalten die Malteser Aschaffenburg als Dank für die vielseitige Unterstützung einen großen Teil der alten Krankenhausausstattung. Auf Anraten von Czilla Freifrau von Boeselager, der Mitbegründerin des „Ungarischen Malteser-Caritasdienstes“, wollen die Aschaffenburger Malteser diese Spende dem Semmelweis Korhaz in Miskolc zukommen lassen, da eine Städtepartnerschaft seitens der Stadt Aschaffenburg geplant ist. Sie bereiten alles für den „Umzug“ vor. Das größte Problem ist die Demontage und der Abtransport der Röntgenanlagen. Dies meistern die extra aus Ungarn angereisten Techniker problemlos. Auch der Abbau der Großwäschereianlage bereitet den Fachleuten des Semmelweis-Krankenhauses keine Schwierigkeiten. Mit Unterstützung durch die Malteser Arnsberg und die ungarischen Malteser können elf Lkw mit Inventar und Geräten des alten Krankenhauses auf die Reise geschickt werden.
  • Oktober – In Würzburg eröffnet die erste Malteser Senioren-Tagespflegeeinrichtung. Wochentags von 8 bis 17 Uhr betreuen Pflegekräfte bis zu 15 Tagesgäste. Die Einrichtung ist die erste und bis dahin einzige Tagespflegeeinrichtung in Stadt und Landkreis Würzburg. Ziel dieser teilstationären Einrichtungen ist es, betreuungsbedürftigen Personen während der Woche die Möglichkeit zu bieten, den Tag gemeinsam mit anderen Menschen zu verbringen und dabei versorgt zu sein. Abends kehren die Gäste jeweils in ihre eigenen Wohnungen zurück, wo ebenso wie an den Wochenenden die Betreuung durch die Angehörigen erfolgt. Diese Tagespflegeeinrichtung stellt eine Ergänzung zu den ambulanten und stationären Diensten dar und bedeutet neben der Hilfe für ältere Menschen auch Entlastung für pflegende Angehörige.
  • Dezember – Ein Hilfskonvoi der Malteser Aschaffenburg bringt unter abenteuerlichen Bedingungen Hilfsgüter (u. a. Lebensmittel­pakete und der Bekleidung für Kindergärten, Kinderheime und Schulen) nach Seredne und Ushgorod in Russland.

Spende der alten Krankenhausausstattung

Spende der alten Krankenhausausstattung

Eröffnung der ersten Malteser Senioren-Tagespflegeeinrichtung

Malteser Senioren-Tagespflegeeinrichtung

1991

  • Januar – Diözesanfinanzkurator Herbert Kiesel übernimmt die Stelle des Diözesangeschäftsführers in Würzburg. Gleichzeitig wird diese Position von der des Stadtgeschäftsführers getrennt. 1997 wird Kiesel außerdem Vorsitzender der Regionalgeschäftsführung der Malteser Werke gGmbH in der (Pilot-)Region Franken/Thüringen (vom 01.01.2001 bis 31.12.2021 Bayern/Thüringen, seitdem Region Bayern). Er hat dieses Amt bis zu seinem Ruhestand im Juli 2007 inne.
  • März – Der „Malteser-Seniorentreff Zehnthof“, der seit seiner Eröffnung vom Stadtverband Würzburg personell und organisatorisch betreut wird, feiert seinen 10. Geburtstag. In einer Feierstunde ehrt Diözesanleiter Baron Bechtolsheim die langjährige Leiterin, Elisabeth Seitz, und auch die zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer für ihre unermüdliche Tätigkeit für die Senioren im Zehnthof.
  • Juni – Weihbischof Alfons Kempf segnet die neuen Diensträume der Malteser Würzburg in der Mainaustraße 45. Hier verfügt der Stadtverband über rund 1000m² Bürofläche sowie ca. 1500m² Hallenfläche. Daneben stehen drei moderne Lehrsäle zur Verfügung. Neben der Stadtgeschäftsstelle ist in den Räumen die Diözesangeschäftsstelle untergebracht, von 1995 bis 2003 auch die Regionalgeschäftsstelle Bayern/Thüringen.
  • August – Malteser Helfer aus Würzburg und Rimpar helfen beim Papstbesuch in Ungarn.
  • September – Die Diözesanleitung beschließt als erste Diözese in Deutschland den Aufbau von Hospizarbeit. Im Mai 1992 lässt sich eine erste Gruppe zu Hospizhelferinnen und -helfern ausbilden. Seitdem (Stand 2022) sind in der gesamten Diözese über 1000 ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und -begleiter ausgebildet und zu ihrer Unterstützung fünf hauptamtlich besetzte Hospizbüros aufgebaut worden.

Herbert Kiesel

Segnung der neuen Diensträume

Helfende beim Papstbesuch in Ungarn

1992

  • Februar – Auf Initiative der Malteser in Würzburg und Bamberg eröffnet in St. Petersburg die Sozialküche der Malteser. Anfangs werden dort rund 400 Essen pro Tag ausgegeben, das steigert sich kurzfristig auf über 1000. Derzeit sind es rund 250 Essen am Tag, die dort frisch zubereitet und ausgegeben werden. Daneben organisieren die inzwischen vom Malteserorden rechtlich anerkannten Malteser St. Petersburg zahlreiche Hilfsprojekte für die Ärmsten der Armen der russischen Gesellschaft.
  • April – Die sterblichen Überreste des Aschaffenburger Helfers Georg Bartsch werden aus Vietnam nach Aschaffenburg gebracht und dort beigesetzt. Weggefährten aus den Gründungsjahren der Aschaffenburger Malteser gaben ihm das letzte Geleit.
  • Oktober – Die Schweinfurter Malteser unter der Leitung von Bernhard und Hildegard Reinhart übernehmen bei der Pilgerreise nach Lourdes erstmals die Betreuung der Kranken. Diese Krankenwallfahrt findet von nun an alle zwei Jahre statt und wird – einmalig in Deutschland – ausschließlich von Ehrenamtlichen des Malteser Hilfsdienstes begleitet.

1993

  • In Würzburg organisieren die Malteser zum ersten Mal einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder.
  • In Mellrichstadt wird der Grundstein für die neue Dienststelle gelegt.
  • Juli – Zwölftes Bundeslager der Malteser Jugend in Hammelburg auf dem Zeltplatz „Schloss Saaleck“. Das Lagermotto „Fest der Völker“ weist auf die Internationalität der Malteser Jugend hin – wie auch die Teilnehmer, die unter anderem aus Rumänien, Ungarn, der Ukraine, Litauen, Lettland und Irland kommen.

Erst-Hillfe-Kurs für Kinder

Zwölftes Bundeslager der Malteser Jugend

1994

  • Juni – Maria Lahner (Würzburg) und Rainer Helfrich (Aschaffenburg) sind gemeinsam mit 3500 Ehrenamtlichen aus ganz Deutschland Gast beim Empfang von Bundespräsident Richard von Weizsäcker im Garten von Schloss Bellevue in Berlin. Helfrich wird geehrt für sein 24-jähriges Engagement beim Malteser Hilfsdienst; Maria Lahner ist Zugführerin des SH-Zuges und arbeitet als Hospizhelferin.
  • Oktober – Die Dienststelle in Mellrichstadt wird eingeweiht. Im Gewerbegebiet „Loh“ hat der Caritasverband für rund fünf Mio. DM auf einem Grundstück der Malteser das neue „Malteser-Haus“ errichtet. Der Neubau bietet Platz für die Rettungswache, Schulungsräume und Büroräume für Malteser und Caritas. Die Malteser in Mellrichstadt beschäftigen zu diesem Zeitpunkt 19 hauptamtliche und 43 nebenberufliche Mitarbeiter sowie 20 zivile Helfer. 60 Fahrzeuge zählt der Fuhrpark.
  • November – In Würzburg bieten die Malteser „Essen auf Rädern“ an. Je nach Wunsch werden einmal täglich warme oder einmal wöchentlich tiefgekühlte direkt in die Wohnung geliefert. Das Angebot richtet sich vor allem an Senioren. Sie können die Auswahl aus einer Reihe von Sonderkostformen treffen. Im Oktober 1995 übernimmt Aschaffenbug das Modell, im Juni 1998 auch Schweinfurt.

Empfang von Bundespräsident Richard von Weizsäcker

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Essen auf Rädern

1995

  • Februar – Die Malteser in Würzburg nehmen ihr neues Beleuchtungsfahrzeug in Betrieb. Das 60.000 DM teure Lichtmobil mit Allradantrieb auf der Basis eines VW T4 besitzt einen sechs Meter hohen Lichtmast mit insgesamt 3000 Watt Lichtleistung, vier Halogenscheinwerfer mit jeweils 1000 Watt und zwei Notstromaggregate mit 9000 und 2800 Watt. Das Fahrzeug ist Kernstück der neu eingerichteten „SEG-Beleuchtung“ und soll bei Unfällen und Großschadenslagen sowie bei Hubschrauberlandungen bei der Uni-Klinik für eine ausreichende Beleuchtung der Einsatzstelle sorgen.
  • Mai – Der „Malteser Reisedienst Bad Kissingen“ startet. Einmal im Monat entführen die Malteser Senioren an einen attraktiven Ausflugsort.
  • Juli – In Aschaffenburg stellen die Malteser und das BRK gemeinsam je einen Einsatzleiter Rettungsdienst, der bei größeren Unfällen den Einsatz am Unfallort organisiert, koordiniert und dokumentiert. Dies ist eine Entlastung der Rettungsdienstmitarbeiter, die sich so besser auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können.
  • August – Als Antwort auf geänderte Bedürfnisse bieten die Malteser in Würzburg einen Grundkurs Pflegehilfe an. Die Teilnehmenden können dort den richtigen Umgang mit Pflegefällen erlernen; für viele ist es die passende Gelegenheit, fachliches Zusatzwissen, Orientierung bei der Berufswahl sowie praktische Fertigkeiten im Umgang mit einem Pflegefall in der Familie zu gewinnen.
  • November – Mehr als 1000 Musikfans besuchen ein Benefizkonzert, das die Malteser in Mellrichstadt organisiert haben. Mit dem Erlös von rund 10.000 DM unterstützen die Malteser unter anderem eine Armenküche für kroatische Flüchtlinge in der ungarischen Grenzstadt Pecs.
  • Heiligabend – Zum ersten Mal führen die Abersfelder Malteser ihre Heilig-Abend-Kinderbetreuung durch. Zahlreiche Malteserhelferinnen und –helfer beschäftigen die Kinder aus der Großgemeinde Schonungen mit Singen, Geschichtenerzählen, Spielen und Basteln, damit deren Eltern in Ruhe zuhause die letzten Vorbereitungen für das Christkind treffen konnten.

Neues Beleuchtungsfahrzeug

Malteser Reisedienst Bad Kissingen