Ingolstadt. Als Franz Weigl im Jahr 2002 die Leitung des Fahrdienstes bei den Ingolstädter Maltesern übernahm, bestand sein Personal aus 80 Festangestellten und 20 Zivildienstleistenden. Nun wurde der 62-Jährige in den Ruhestand verabschiedet – und kann stolz auf eine Flotte von 170 Fahrzeugen mit 240 Fahrern und Beifahrern und neun Mitarbeitenden im Bereich Verwaltung blicken.
Hauptsächlich befördert der Malteser-Fahrdienst Schüler mit körperlicher und geistiger Behinderung, daneben auch Erwachsene mit Einschränkungen. Auch für Kindergärten und Förderschulen ist der Dienst im Einsatz. Eine Menge Logistik - aber: „Als ich angefangen habe, hatten wir noch nicht mal einen PC - unsere Linienpläne wurden auf der Schreibmaschine getippt. Bis uns ein Zivi seinen alten PC überlassen hat“, schmunzelt Franz Weigl. „Im Laufe der Zeit ist der Dienst dann ständig gewachsen.“
In den vergangenen 23 Jahren hat Weigl bei seiner Arbeit viel erlebt - große Herausforderungen waren der Wegfall der Zivildienstleistenden nach dem Ende der Wehrpflicht und, natürlich, die Corona-Pandemie. „Der Wegfall der Zivis war aus zwei Gründen dramatisch. Zum einen habe ich gerne mit den jungen Männern zusammengearbeitet, das waren Menschen mit moderner Auffassung. Zum zweiten konnten wir damals verschiedene Touren aus Personalmangel nicht mehr fahren und mussten den Individualfahrdienst einstellen.“
Als „einschneidend“ und „heftig“ hat Franz Weigl vor allem die Anfangszeit der Corona-Pandemie im Gedächtnis behalten. Nicht nur wegen der finanziellen Einbußen für den Fahrdienst: „Gefühlt täglich änderte sich etwas, das war vor allem für unser älteres Personal eine Herausforderung. Es gab Kündigungen, vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Und wir hatten auch Todesfälle unter den Mitarbeitenden.“
Die Mitarbeitenden sind ihm wichtig, das spürt man, auch Malteser-Geschäftsführer Christian Alberter lobte bei Weigls Verabschiedung: „Dein Einsatz war vorbildlich und immer von Herz, Menschenverstand und Loyalität zu Deinen Mitarbeitenden geprägt.“ Folgerichtig, dass Franz Weigl seinem Nachfolger vor allem ans Herz legt, sich gut um das Personal zu kümmern: „Sich in die Leute hineinzuversetzen, das ist wichtig. Jeder ist anders und jeder hat das Recht, dass er auch dementsprechend behandelt wird. Das Personal ist unser größtes Kapital.“
Sein Nachfolger, Steffen Schleußner, ist dankbar, nicht unvorbereitet in die großen Fußstapfen zu treten: Bereits seit April konnte er sich als Weigls Stellvertreter einen Überblick über seine zukünftigen Aufgaben verschaffen. Als größte Herausforderung sehe er es an, auch in Zeiten des Arbeitskräftemangels eine ausreichende Personalstruktur zu erhalten, so Schleußner. Der 55-Jährige will sich daher immer Zeit für seine Mitarbeitenden nehmen: „Präsent sein in der Dienststelle, ansprechbar sein und zuhören.“
Das freut den scheidenden Fahrdienstleiter Franz Weigl. Auch er will sich zukünftig Zeit nehmen - allerdings nicht mehr fürs Personal, sondern für seine Bienenvölker: „Jetzt kann ich mein Hobby, die Imkerei, in Ruhe machen. Das werde ich genießen.“