Hochwasser in Celle: Voller Einsatz für die Malteser

Am 24. Dezember 2023 gibt es in der niedersächsischen Stadt Celle Hochwasseralarm. Mehrere hundert Einsatzkräfte kämpfen danach zwei Wochen lang gegen die Wassermassen. Mittendrin: Ehrenamtliche der Malteser Celle, die zusammen mit dem DRK die Einsatzkräfte versorgen. Einsatzleiter Joshua Stadie berichtet von diesem besonderen Einsatz.

Darum geht’s:


Hochwasseralarm am Heiligabend

Heiligabend 2023. In einigen Gebieten Deutschlands steigen durch anhaltende Niederschläge die Pegel der Flüsse. Auch in Celle. Es ist 20 Uhr, als Joshua Stadies Pieper losgeht: Einsatzalarm. Der 28-Jährige ist ehrenamtlicher Einsatzleiter der Malteser Celle und gerade auf dem Weg nach Hause, er kommt von einem Raclette-Essen. „Wir wurden alarmiert, weil wir kurzfristig 20 Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerkes mit kalten und warmen Getränken verpflegen sollten. Die Einsatzkräfte waren seit mehreren Stunden dabei, ein Pflegeheim in Celle mit Sandsäcken gegen das Hochwasser abzusichern – das zehrt an den Kräften und macht durstig, auch die Kälte setzt den Einsatzkräften zu“, erzählt Joshua. Das letzte Hochwasser in Celle liegt zehn Jahre zurück. 2013 ist ein Bach über die Ufer getreten, betroffen ist damals lediglich ein Stadtteil. „Deshalb waren wir alle recht entspannt und haben uns keine großen Gedanken gemacht“, erinnert sich Joshua. Dass der Weihnachts-Einsatz am Ende der längste und anspruchsvollste werden sollte, den er in seinen bislang zehn Jahren bei den Maltesern erlebt hat, ahnte Joshua zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Gemeinsam stärker

Die Malteser in Celle sind immer für vier Monate am Stück und gemeinsam mit dem DRK Kreisverband Celle im Bereitschaftsdienst. Wird wie zu Weihnachten 2023 ein MANV-B-Alarm ausgelöst (ein Alarm, bei dem eine große Anzahl von Betroffenen versorgt werden muss), arbeiten die beiden Organisationen Hand in Hand als ein großes Team. Alle vier Monate gibt es einen Wechsel und zwei andere Hilfsorganisationen übernehmen den Bereitschaftsdienst.

Die Malteser und das DRK versorgen die Einsatzkräfte

Joshua leitet den Einsatz am Heiligabend gemeinsam mit einer Kollegin vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Celle. „Die Malteser Celle und das DRK arbeiten bei diesen Verpflegungseinsätzen immer Hand in Hand. Das DRK hält dafür einen Grundstock an Verpflegung bereit. Es gibt aber auch Supermärkte, mit denen wir kooperieren, bei denen wir zur Not sogar nachts einkaufen könnten.“ Über das Alarmsystem der Malteser fragt Joshua weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer an. „Sie bekommen auf ihren Piepern einen Alarm. Zusätzlich gibt es eine Alarm-App, über die sie rückmelden können, ob sie am Einsatz teilnehmen können“, erklärt Joshua. „Heiligabend – das war natürlich eine denkbar ungünstige Zeit für einen Einsatz. Aber es haben sich direkt einige auf den Weg zum Pflegeheim gemacht.“ Die Malteser verteilen Wasser, Tee, Kaffee, Softgetränke und Snacks. Doch plötzlich spitzt sich die Lage zu. Das Wasser steigt und steigt. Immer mehr Einsatzkräfte versuchen, dem Hochwasser mit Sandsäcken etwas entgegenzusetzen. „Aus 20 Einsatzkräften, die wir versorgen mussten, wurden 40. Und dann hieß es plötzlich: Wir evakuieren jetzt das Pflegeheim!“, erzählt Joshua. „Ich habe dann Vollalarm ausgelöst. Ich wusste: Jetzt brauchen wir jede helfende Hand, die wir kriegen können.“

Helferinnen und Helfer im Dauereinsatz

48 Bewohnerinnen und Bewohner des Pflegeheims müssen wegen des Hochwassers evakuiert werden. Um die 70 Ehrenamtlichen der Malteser und des DRK sind inzwischen im Einsatz. „Die Bewohnerinnen und Bewohner des Heims wurden auf andere Heime verteilt, einige kamen in einer nahen gelegenen Notunterkunft unter. Eine Turnhalle wurde mit Feldbetten zu einer weiteren Notunterkunft umfunktioniert. Wir haben die gesamten Unterkünfte betreut und verpflegt“, sagt Joshua. Bis sieben Uhr am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages geht der Einsatz. Doch als Joshua um 7.30 Uhr nach Hause kommt, meldet sich sein Pieper erneut. Das Hochwasser hat inzwischen große Teile der Stadt im Griff. 120 Einsatzkräfte der Feuerwehr müssen nun im gesamten Stadtgebiet mit Getränken und Essen versorgt werden. „Wir waren also direkt wieder im Einsatz – und das bis 20 Uhr am Abend des 25. Dezember“, erzählt Joshua. „Einige der Helferinnen und Helfer waren 24 Stunden nonstop auf den Beinen. Für den 26. Dezember haben wir deshalb die Johanniter und den Arbeiter-Samariter-Bund gebeten, zu übernehmen, damit unsere Leute mal durchatmen können.“

Landkreis Celle ruft „besonderes Ereignis“ aus

Doch die Ruhe währt nicht lange. Am Abend des 26. Dezember bekommen die Malteser den Auftrag, ab dem nächsten Morgen um sechs Uhr die Verpflegung aller Einsatzkräfte von Feuerwehr, THW, DLRG, ASB und JUH im gesamten Celler Landkreis zu übernehmen. „Zwei Tage am Stück arbeiteten wir im 24-Stunden-Betrieb und versorgten die Einsatzkräfte mit Frühstück, Mittagessen und Abendbrot“, erinnert sich Joshua. „Danach im 16- bis 18-Stundenbetrieb.“ Der Landkreis Celle hat damals relativ schnell das sogenannte ‚besondere Ereignis‘, eine im Niedersächsischen Katastrophenschutzgesetz festgeschriebene Vorstufe eines Katastrophenalarms, festgestellt. Dann müssen Arbeitgeber Angestellte, die ehrenamtlich arbeiten, wenn möglich freistellen. Das Gehalt zahlt der Landkreis weiter. „Das war wichtig, denn nur so haben wir genug Leute freigestellt bekommen, um diesen Mammut-Einsatz stemmen zu können“, sagt Joshua, der neben seiner ehrenamtlichen Arbeit bei den Maltesern als Rettungssanitäter beim DRK angestellt ist. Und auch von anderer Seite wurden die Einsatzkräfte unerwartet unterstützt: „Ein Supermarkt in Celle war vom Hochwasser bedroht. Die haben uns angerufen und gesagt: Bevor wir am Ende alles wegwerfen müssen, weil es vom Wasser zerstört wurde, spenden wir es lieber an euch. Da sind wir mit zwei Lastern hin und haben den halben Laden leergeräumt“, sagt Joshua. „Das war eine unglaublich große Entlastung für uns!“ Erst am 6. Januar 2024 endet der Hochwasser-Einsatz. „Wir haben bis zu 900 Einsatzkräfte im gesamten Landkreis täglich mit drei Mahlzeiten versorgt. Das war wirklich krass!“ sagt Joshua rückblickend.

Es werden immer Ehrenamtliche gebraucht

Nach Einsatzende durften am 7. Januar alle Helferinnen und Helfer einen Tag Pause genießen. Danach hieß es: aufräumen, Autos reinigen, Zelte verstauen. Und für Joshua: Jede Menge Papierkram erledigen. „Das gehört zum Job des Einsatzleiters eben auch dazu“, sagt er. Er bestreitet nicht, dass das Ehrenamt auch mal anstrengend sein kann. „Aber im Team solche Dinge auf die Beine zu stellen, das ist einfach ein tolles Gefühl und entschädigt für sämtliche Strapazen.“ Anderen helfen – das ist genau sein Ding. Und er freut sich über jeden und jede, die ebenfalls ehrenamtlich hilft. „Wir sind ein tolles und ganz gemischtes Team – von 18 bis ins Rentenalter. Wir brauchen immer engagierte Leute, die Lust haben, uns zu unterstützen. Denn seien wir mal ehrlich: Mit Blick auf den Klimawandel können wir davon ausgehen, dass Einsätze wie zu Weihnachten 2023 in Zukunft häufiger werden.“

Du willst dich ebenfalls engagieren?

Du möchtest dich ebenfalls ehrenamtlich bei den Maltesern engagieren? Alle Infos zum ehrenamtlichen Einsatz bei den Maltesern Celle findest du hier. Wenn du noch unentschlossen bist, welches Engagement zu dir passen könnte, dann fülle doch einfach das Ehrenamtsformular der Malteser aus.


#Engagement

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