Die Altkleidersammlung in Deutschland steht unter massivem Druck. Immer mehr Sammelcontainer verschwinden aus dem Stadtbild. Auch die caritative Sammlung der Malteser im Bistum Limburg steht auf der Kippe. Deshalb bitten die Malteser Bevölkerung und Kommunen um Mithilfe.
Nur gute Kleidung, nichts vor die Container stellen
„In die Altkleidercontainer gehören gut erhaltene, qualitativ hochwertige Kleidungsstücke und Schuhe, keine kaputten oder verschmutzten Textilien und auch keine Möbel, Matratzen, Teppiche, Kindersitze oder Schulranzen“, erklärt Gudrun Preßler.
Als Referentin für Altkleider erhält sie täglich mehrfach Meldungen von Containern, die überfüllt sind oder vor denen Hausmüll abgelagert wird. „Wir verstehen, dass es ärgerlich ist, seine Kleidung wieder mitzunehmen, wenn der Container voll ist. Doch alles, was davorgestellt wird, ist witterungsbedingt nicht mehr zu verwenden und muss kostenpflichtig entsorgt werden. Das möchten wir vermeiden.“ Denn nur gut erhaltene Textilien können auch weiterkauft oder dem Recyclingsprozess zugeführt werden. Deshalb bitten die Malteser darum, einfach ein paar Tage später erneut vorbeizukommen, wenn der Container geleert ist und Textilmüll im Restmüll zu entsorgen.
Finanzielle Überbrückungshilfe
Die Vermüllung und Überfüllung der Containerstandorte ist das eine, der Wegfall der Erlöse durch den eingebrochenen Weltmarktpreis ist der zweite Aspekt, den es zu lösen gilt, damit die Malteser und andere Sammler die derzeitige Krise überstehen. „Unser Ziel ist es, als caritative Sammlung am Markt zu bleiben. Dafür braucht es eine vorübergehende finanzielle Unterstützung“, so Preßler. Deshalb sprechen die Malteser bundesweit mit den zuständigen Kreisen und kreisfreien Städten. „Wir waren den Städten und Gemeinden über viele Jahre ein verlässlicher Partner in diesem Bereich und möchten dies gerne bleiben“, betont Gudrun Preßler. Dafür braucht es eine Übergangsfinanzierung, bis entweder der Marktpreis wieder steigt oder eine langfristige europaweite Finanzierung der Branche umgesetzt ist.
Warum bricht das System jetzt zusammen?
Ursächlich für den schnellen und drastischen Zusammenbruch sind mehrere Aspekte, die nahezu gleichzeitig eingetreten sind: ein Überangebot an Alttextilien bei gleichzeitig stagnierender Nachfrage, der Wegfall wichtiger Exportmärkte durch Kriege und Krisen, die sinkende Qualität der abgegebenen Kleidung und ein steigender Anteil an nicht verwertbarem Müll.
Folglich steigen die Kosten für Sammlung, Sortierung, Lagerung und Entsorgung – und können durch die Erlöse nicht mehr wie bisher gedeckt werden. Deshalb mussten erste gemeinnützige und gewerbliche Sammlungsunternehmen bereits Container abbauen. Gleichzeitig nimmt die Menge abgegebener Kleidung weiter zu. „Wo früher zwei Container standen, steht heute oft nur noch einer. Das erhöht natürlich den Druck auf die noch bestehenden Container und Sammler und belastet diese zusätzlich“, erklärt Gudrun Preßler.
Gemeinnützigkeit ist die Grenze
Die gemeinnützige Sammlung, wie sie die Malteser und andere Hilfsorganisationen betreiben, basiert auf den Erlösen, die durch den Verkauf, die Wiederverwertung und das Recycling der Alttextilien erzielt werden können. Durch deren Wegfall, stehen die Malteser vor einem doppelten Problem: Einerseits fehlen die Einnahmen für die nachhaltigen sozialen Projekte – von Seniorendiensten über die Jugendarbeit bis hin zur Ausbildung von Ehrenamtlichen; andererseits steht die Textilsammlung als Ganzes auf der Kippe. „Als gemeinnützige Organisation dürfen wir kein Minusgeschäft betreiben. Ohne Unterstützung müssten wir deshalb unsere Container abziehen“, warnt Preßler.
Im Bistum Limburg betreiben die Malteser derzeit 389 Container sowie einen Anziehpunkt, der Kleidung direkt an Bedürftige ausgibt. Bundesweit sind es rund 7.700 rote Container, in denen jährlich 25.000 bis 30.000 Tonnen Alttextilien gesammelt werden. Die Malteser hoffen, gemeinsam mit ihren lokalen Partnern diese Krise zu meistern und stehen bei Fragen und Anregungen gerne zu Gesprächen bereit.
Fragen und Kontakt:
Gudrun Preßler, Referentin für Altkleider
Tel.: 06431 9488-541 bzw. E-Mail: Altkleider.limburg@malteser.org