München. Tierbesitzer wissen, welchen positiven Effekt ihre Vierbeiner auf die eigene Gefühlswelt haben. Auch die Forschung konnte inzwischen feststellen, dass Menschen mit Demenz aus der therapeutischen Interaktion mit Tieren profitieren. Verschiedene Theorien aus der sozialen Arbeit unterstützen die Forschungsergebnisse der Mensch-Tier-Interaktion. Diese Erkenntnisse sind Grundlage für ein Projekt der Münchner Malteser. Seit 2023 bietet die Fachstelle für pflegende Angehörige regelmäßig einen Angehörigentreff für Sorgende und Pflegende an in der Reitschule Matthof in Ismaning. Parallel dazu werden die Angehörigen mit Pflegebedarf oder mit einer demenziellen Erkrankung von Ehrenamtlichen betreut.
„Die Treffen finden bewusst in einem unkonventionellen Umfeld statt“, erklärt Martina Watzlaw, Leiterin der Fachstelle für pflegende Angehörige der Malteser in München. „Die Gruppe nimmt dabei Anteil am Leben des Hofes mit seinen vielen Tieren. Das schafft Raum für andere Gedanken und für einen Perspektivwechsel.“ Watzlaw weiß, dass der Einsatz von Tieren bei der Betreuung von Menschen mit kognitiven Einschränkungen eine positive Wirkung sowohl physiologisch als auch psychologisch erzielen kann. Die Reitschule Matthof in Ismaning bietet dazu einen geschützten Raum inmitten der Natur. Mit dem Projekt will die Fachstelle für pflegende Angehörige soziale Interaktionen in der Sorgearbeit fördern, um die Lebensqualität für Menschen in belasteten Situationen zu verbessern.
Nach einem gemeinsamen Frühstück findet ein Spaziergang über den Hof statt, immer in Begleitung von Hunden. Besucht wird das Kleintiergehege mit Hühnern, Ziegen und einem Hängebauchschwein. Auch die Ponys und Pferde mit ihren Fohlen werden besucht. „Tiere erreichen die Menschen auf der emotionalen Ebene“, weiß Watzlaw. Beim Beobachten werden oft Erinnerungen geweckt und eine andere Möglichkeit der Selbstreflektion findet statt. Die Gruppe spricht über die Tiere und ihr Verhalten, das Miteinander, der Aktion und Reaktion. „So ergeben sich teilweise neue Ansatzpunkte zum eigenen zwischenmenschlichen Umgang für die pflegenden Angehörigen“, meint Watzlaw. Ausgiebige Streicheleinheiten runden den Vormittag für Mensch und Tier ab. „Das ist gelebte Teilhabe!“, ist sich Watzlaw sicher.
Das niedrigschwellige Matthofprojekt der Malteser Fachstelle für pflegende Angehörige kann für die Betroffenen eine Stütze im Alltag sein: Pflegende Angehörige erleben Wertschätzung, Unterstützung und Gemeinschaft und können sich auch gegenseitig mit Tipps helfen und sich austauschen. Außerdem empfänden sie laut Watzlaw die inklusiven Treffen am Matthof als schöne gemeinsame Momente in der sonst sehr belastenden Versorgungssituation zu Hause. Die Initiative ist also nicht nur eine Bereicherung für die Teilnehmenden, sondern für die ganze Gemeinde. Alter und die damit verbundenen Herausforderung werden sichtbar an einem Ort mit vielen jungen Menschen. Es wird Toleranz und Respekt gelebt.
Wer sich für das Matthof Projekt der Münchner Malteser interessiert, ist herzlich willkommen. Es gibt noch freie Plätze. Interessierte am Angehörigentreff auf dem Matthof wenden sich an:
Malteser Hilfsdienst e. V. - München
Fachstelle für pflegende Angehörige
Martina Watzlaw
Mobil: 015163482438
Email: martina.watzlaw@malteser.org
Das Angebot steht allen Diversitäten frei. Die Betreuungskosten werden von der Pflegekasse getragen, der Angehörigentreff selbst ist kostenfrei.