Welcome Dinner: Hamburger laden zum Essen ein

Du bist neu in der Stadt? Dann weißt du, wie schwierig es ist, in dieser Situation neue Freunde zu finden. Genauso erleben es Geflüchtete: Oft leben sie einsam und isoliert. Mit dem Welcome Dinner Hamburg kann sich das ändern. „Wir glauben, dass Integration nur über persönliches Kennenlernen klappen kann“, schreiben die Initiatoren auf ihrer Website. Seit 2015 bringt der Verein Alteingesessene und Neu-Hamburger zusammen. Bei einem gemeinsamen Abendessen können Hamburger Flüchtlinge und Zugewanderte willkommen heißen, und zwar bei sich zu Hause – als Zeichen der Gastfreundschaft.

Darum geht's:


Pionierin aus Schweden: Ebba Akerman erfindet das „Welcome Dinner“

Die Idee für „Welcome Dinner“ hatte Ebba Akerman 2014 in Stockholm. Damals war sie Schwedisch-Lehrerin für Einwanderer. „Ich habe gesehen, wie schwierig es ist, eine neue Sprache zu lernen, wenn man mit niemanden reden kann“, erklärt sie.


Ich bin überzeugt, dass wir die Welt zu einem glücklicheren, integrativeren Ort machen können, wenn sich Menschen bei einer Mahlzeit zu Hause treffen.

Ebba Akerman


Diesen Gedanken nahmen auch vier Hamburger auf. „Wir lernten uns in der Weihnachtszeit 2014 während unserer Arbeit in einer Flüchtlingsunterkunft kennen“, erzählt Julia Wehmeier, eine der Mitbegründerinnen der ersten Stunde. Inspiriert von Ebba Akerman legten sie einige Monate später los. Planten, suchten sich Unterstützer, gingen mit ihrer charmanten Website online und organisierten die ersten Welcome Dinner in Hamburg. Mittlerweile kümmern sich rund 20 engagierte ehrenamtliche Helfer um das Projekt und haben schon 4.000 Gastgeber und Gäste zum Dinner zusammengebracht.

Wie erfahren die Neu-Hamburger vom Welcome Dinner?

„Anfangs haben wir die Sprachschulen abgeklappert, um auf unser Projekt aufmerksam zu machen. Wir haben Schülern und Schülerinnen davon erzählt, die schon ein Jahr Unterricht hatten. Mit ein paar Deutschkenntnissen klappt eine Unterhaltung“, sagt Julia. „Inzwischen läuft das Meiste über Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Leute sind gut miteinander vernetzt. Über Facebook oder WhatsApp informieren sie sich gegenseitig, auch über Welcome Dinner Hamburg.“ Das klappt so gut, dass es mittlerweile mehr Anmeldungen gibt als Einladungen. 

Wie es der Zufall so will, bekamen sie außerdem unerwartet Hilfe. Ein Filmemacher drehte auf eigene Kosten einen kurzen Film. Der Streifen lief in vielen Hamburger Kinos, um auf die Initiative aufmerksam zu machen.

Bitte beachten Sie: Sobald Sie sich das Video ansehen, werden Informationen darüber an Youtube/Google übermittelt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Google Datenschutzerklärung.

So klickst du dich zum Welcome Dinner!

Wer einlädt, kann online einen Termin festlegen. Vorab gibt es noch ein paar Details zu klären:

  • Wie viele Kinder dürfen mitkommen?
  • Wer ist an dem Abend noch dabei – Ehepartner, Freund oder Freundin?

 

„Wir achten darauf, dass die Leute keine weiten Anfahrtswege haben. Mittlerweile sind auch viele der Geflüchteten in der ganzen Stadt verteilt. Einige haben ja inzwischen ein Zimmer oder eine eigene Wohnung, insofern klappt das gut“, beschreibt Julia das Procedere.

Die Gäste und ihre Vorlieben

Damit alle einen schönen Abend miteinander verbringen, beantworten auch die Eingeladenen vorweg einige Fragen. Gäste, die die deutsche Sprache noch nicht sicher beherrschen, können den Fragebogen auf Englisch beantworten.

  • Welche Sprachen beherrschen sie?
  • Kommen sie allein oder in Begleitung?
  • Welche Essgewohnheiten haben sie? Essen sie Schweinefleisch? Fisch? Oder lieber vegetarisch?

Und dann: die erste Begegnung

Annette aus Hamburg war schon mal Gastgeberin. Die alleinerziehende Mutter traf Vivian von der Elfenbeinküste. „Vivian lebte mit ihren zwei Kindern bereits länger in Hamburg, hatte aber so gar keinen Kontakt zu Deutschen. Als wir telefonierten und ich sie fragte, was sie sich zum Essen wünschte, antwortete sie: ‚Lasagne‘.“ Welcome Dinner Hamburg ist eine geniale Idee, findet Annette: Sie ist überzeugt, dass es zu viele Berührungsängste in unserer Gesellschaft gibt und dass sich diese so abbauen lassen. „Nur das Zusammentreffen mit den ‚Fremden‘ mindert die irrationale Angst der Deutschen“, erklärt sie. Vivian war begeistert und die beiden Frauen planten, sich häufiger zu sehen. „Ich fand es total klasse, Vivian kennenzulernen.“

Gespräche über …?

Alles kann, nix muss – das ist die Herangehensweise von Julia. „Bei meinem ersten Dinner haben wir über alles Mögliche geredet. Ich spreche nie jemanden auf seine Flucht an und erwarte nicht, dass er darüber berichtet.“ Bei einem weiteren Abendessen erzählten die eingeladenen Männer von sich aus von ihrer Flucht, auch das war okay.

Google Impact Challenge 2018

„Kleine Taten können Großes bewirken“ – lautet das Motto der Google.org Impact Challenge 2018. Der Förderwettbewerb für gemeinnützige Organisationen und Vereine in Deutschland unterstützt viele ehrenamtliche Initiativen. Welcome Dinner Hamburg ist einer der Gewinner und will mit dem Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro viele weitere Dinner in Hamburg organisieren.

Gibt es nachfolgende Treffen?

Die letzte Umfrage ergab, dass sich etwa 60 % der Leute wiedersehen. Gelegentlich gibt es eine Gegeneinladung. „Dann koche ich etwas Syrisches“, heißt es dann. Oder sie gehen beim nächsten Mal einen Kaffee trinken oder zusammen spazieren.

„Wir haben schon von super Aktionen gehört, bei denen Lebensläufe erstellt wurden oder wo bei der Wohnungssuche unter die Arme gegriffen wurde“, freut sich Julia. Aber auch das ist allen Beteiligten freigestellt: Auch „nur“ zu einem Essen einzuladen ist völlig in Ordnung. So erleben zumindest an einem Abend Neu-Hamburger ein Dinner unter Freunden. Vielleicht bist du inzwischen angekommen in deiner neuen Stadt und hast auch Lust, Gäste aus einem anderen Land zum Dinner einzuladen? Alle Hamburger können sich hier anmelden. Außerdem gibt es Welcome Dinner unter anderem noch in diesen Städten:

#Integration

#Freizeitaktivitäten

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