½ Jahr im Amt: Interview mit dem neuen ehrenamtlichen Diözesanleiter Sebastian Kliesch

Sebastian Kliesch zur Bedeutung des Ehrenamtes in der heutigen Zeit. Foto: Malteser/Ulrike Berg

Sebastian Kliesch ist seit rund sechs Monaten ehrenamtlicher Diözesanleiter der Malteser im Oldenburger Land. Im Sommer 2023 war er in dieses Amt berufen worden und trat damit die Nachfolge von Ludger Ellert an, der nach fünf erfolgreichen Jahren als Diözesanleiter verabschiedet worden war. Seit fast fünf Jahrzehnten ist Sebastian Kliesch im Zeichen des achtspitzigen Kreuzes im Einsatz (siehe Zusatzinformationen).

Herr Kliesch, wie fühlt sich Ihr neues Ehrenamt an? Einleben mussten Sie sich ja nicht …
Es macht mir große Freude, wieder für die Malteser tätig zu sein. Bis 2016 war ich hier hauptamtlicher Geschäftsführer und bis Ende 2021 Regionalgeschäftsführer der früheren Region Nord-Ost. Es hat somit eine kurze Unterbrechung meiner aktiven Tätigkeit gegeben. Einleben? Nein. Es ist, als würde ich nach Hause kommen! Ich bin hier auf viele bekannte und liebgewonnene Menschen gestoßen. Und auch die erste Zusammenarbeit mit unserem neuen hauptamtlichen Geschäftsführer Manuel Hörmeyer ist vertrauensvoll und macht richtig Spaß.

Fast fünf Jahrzehnte sind Sie im Zeichen des achtspitzigen Kreuzes im Einsatz: Wie bringen Sie ihre Erfahrungen aus Ihren vorherigen Funktionen in Ihre neue Tätigkeit ein?
Eigentlich ist es ja auch ein Zurückkommen ins Ehrenamt. Ich hatte schon als Jugendlicher bei den Maltesern in Wilhelmshaven meine ehrenamtliche Arbeit begonnen.
Mir hilft bei meiner neuen Tätigkeit, dass ich aus meinen vielen Jahren im Dienst der Malteser die Verbandsstrukturen sehr gut kenne. Ich weiß um die unterschiedlichen Blickwinkel von Haupt- und Ehrenamt. Aus meinen Funktionen als Geschäftsführer auf Diözesan- und Regionalebene war ich immer bestrebt, die Belange unseres Offizialatsbezirks bzw. der Region bei den Beratungen auf Bundesebene einzubringen.
Jetzt bin ich wieder hier vor Ort tätig – im direkten Austausch mit unseren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Das ist wunderbar. Und meine Erfahrungen helfen mir dabei, ihre Belange in den entsprechenden Gremien der Malteser einzubringen und so Entscheidungen mit voranzutreiben.

Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgaben als ehrenamtlicher Diözesanleiter?
Ich sehe meine Hauptaufgaben darin, mich für die Bestärkung des Ehrenamtes und die Förderung ehrenamtlicher Führungskräfte in den Stadt- und Ortsgliederungen einsetzen. Zudem geht es mir auch um die Unterstützung der hauptamtlichen Führungskräfte in den Gliederungen. Denn unsere Stärke liegt im gemeinsamen, sich gegenseitig unterstützenden Handeln – so können wir unseren Auftrag, die Hilfeleistung für bedürftige Menschen, am besten erfüllen.
Dafür ist es aus meiner Sicht wichtig, die Rahmenbedingungen für die Arbeit unserer Ehrenamtlichen attraktiv zu halten und zukunftsfähig zu gestalten. Beispiele sind da eine gute Infrastruktur. Ebenso wichtig ist die menschliche Komponente: Der wertschätzende Umgang miteinander ist Grundstein für ein erfolgreiches Wirken im Sinne unserer Werte. Ich nenne es „das fröhliche Christsein“. Dazu gehört unter anderem, unseren engagierten Ehrenamtlichen Gehör zu schenken und Anregungen aufzunehmen.

Warum ist das Ehrenamt gerade heute wichtig?
Mit dem Ehrenamt werden das gesellschaftliche Miteinander und der Zusammenhalt gestärkt und gefördert. Es trägt den Kern unserer christlichen Werte in sich – füreinander da zu sein, mitmenschlich zu sein, Nächstenliebe. In der heutigen, sehr unruhigen Zeit ein immanent wichtiger Aspekt.
Bei den Maltesern kann sich jeder und jede nach seinen und ihren Fähigkeiten einsetzen und weiterentwickeln – je nach Interessenlage und Zeit. Wir bieten viele Möglichkeiten, hilfebedürftige Menschen zu unterstützen, so Gutes zu tun, Neues zu entdecken und den Zusammenhalt zu stärken.

Laut Ehrenamtsmonitor der Malteser vom Juni 2023 ist unter den deutschlandweit Befragten das Bewusstsein für die Bedeutung des Ehrenamtes durchaus vorhanden. Zugleich bleibt die eigene Engagement-Bereitschaft aber zurückhaltend. Wie sieht die Situation bei den Maltesern im Oldenburger Land aus?
Im Oldenburger Land engagieren sich derzeit rund 1.800 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Aus meiner Betrachtung engagiert sich der Großteil von ihnen langfristig und mit ganzem Herzen – ich kenne ja viele von ihnen persönlich. Viele sind Malteser und Malteserin durch und durch. Teilweise reicht das Engagement sogar über Generationen einer Familie hinweg. Parallel gibt es auch zahlreiche Helfende, die sich projektbezogen engagieren, mit eben so viel Herzblut. Das ist für unser Tun genauso wichtig. Oftmals ist das projektbezogene Engagement der Einstieg für ein längerfristiges Ehrenamt – vielleicht nur mit Unterbrechungen…

Bedarf es aus Ihrer Sicht eines neuen Konzeptes, um Menschen wieder stärker für ehrenamtliche Arbeit zu begeistern?
Natürlich ist es ratsam, sich immer wieder zu überprüfen, zu schauen, wo wir noch besser werden können, damit sich Menschen für ehrenamtliche Arbeit begeistern. Ich denke, wenn wir einladend sind, offen und authentisch und unsere Werte leben, dann kommen die Menschen zu uns. Das ist ein gutes Eingangstor. Und dann müssen wir Interessierten flexible Möglichkeiten für ein Engagement im Ehrenamt bieten und unterstützend wirken.

Was sind ihre Wünsche für die Jahre Ihrer Amtszeit – und darüber hinaus…
Ich möchte meinen Beitrag leisten, dass die Malteser im Oldenburger Land für die Menschen ein lebendiger und einladender Verband sind und bleiben und dabei natürlich den jeweiligen gesellschaftlichen Nöten begegnen. Damit wir das sein und tun können, gehört auch dazu, dass wir ein wirtschaftlich gesunder Verband sind und bleiben.

Zusatzinformationen zu Sebastian Kliesch

  • 1974: Beginn der ehrenamtlichen Tätigkeit bei den Maltesern in Wilhelmshaven
  • dadurch Entschluss, den Zivildienst bei den Maltesern zu absolvieren
  • 1981: Jugend- und Ausbildungsreferent bei den Maltesern im Oldenburger Land
  • von 1989 bis Anfang 2016: Geschäftsführer der Malteser im Oldenburger Land
  • 1998 bis Ende 2021: Regionalgeschäftsführer der früheren Region Nord/Ost danach feierliche Verabschiedung in den Ruhestand
  • seit April 2022 Träger des Offizierskreuzes des Malteserordens
  • seit Ende August 2023: ehrenamtlicher Diözesanleiter der Malteser im Oldenburger Land  

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