Aschaffenburg/Unterfranken. Hospizarbeit, die einfühlsame Begleitung Schwerstkranker und Sterbender in ihrer letzten Lebensphase, das ist ein bekanntes und inzwischen anerkanntes ehrenamtliches Engagement in unserer Gesellschaft. Hospizhelferinnen und Hospizhelfer sind gern gesehene Ehrenamtliche in Seniorenheimen, auf Palliativstationen und bei Familien zuhause, wenn es darum geht, den letzten Weg mit einem Menschen gemeinsam zu gehen. Das war nicht immer so, wie sich Hannelore Erbacher und Irmi Trautmann vom Malteser Hospizdienst in Aschaffenburg erinnern. „Bei uns im Krankenhaus wird nicht gestorben – das habe ich am Anfang oft gehört, als ich in Kahl unseren Dienst bekannt machen wollte“, erzählt Erbacher von ihren ersten Aktivitäten im Jahr 2000. Die heute 87jährige ehemalige Justizsekretärin hatte gerade ihren mehrmonatigen Hospiz-Vorbereitungskurs bei den Maltesern beendet und wollte ihr neu erworbenes Wissen auch anwenden. Auf Unverständnis und sogar Ablehnung und Widerstand sei sie gestoßen. Manchmal habe sie den Eindruck gehabt, die Pflegekräfte hatten Sorge, man nähme ihnen etwas weg. Aber oft war einfach das Verständnis für Sterbebegleitung noch nicht da. „Patienten wurden zum Sterben in den Waschraum geschoben. Allein, ohne dass jemand dabei war“, erinnert sich Irmi Trautmann, die bereits 1997 ihren Hospizkurs absolviert hat. Kein Wunder, dass dann die Idee einer persönlichen Begleitung, bei der der sterbende Mensch mit all seinen Sorgen, Nöten, Erinnerungen und Wünschen im Mittelpunkt steht, Pflegekräften und anderen Verantwortlichen zunächst seltsam anmutete. „Die beiden Damen haben echte Pionierarbeit geleistet“, beschreibt Christina Neumann, Koordinatorin für die ehrenamtliche Hospizarbeit bei den Maltesern Aschaffenburg, das wertvolle Engagement der Ehrenamtlichen der ersten Stunde.
„Zusammen leben bis zuletzt“ ist der Leitsatz der Malteser Hospizarbeit, in dem sich diese Haltung widerspiegelt. Das Leben in den Blick zu nehmen, nicht das Sterben. Und das ist es auch, was die 90 Malteser Hospizhelferinnen und Hospizhelfer im Raum Aschaffenburg versuchen: „Wir hören hin, was die Begleiteten möchten, wir bleiben da und halten aus, wenn es den Menschen gesundheitlich oder psychisch schlechter geht“, erklärt Irmi Trautmann, die sich im Laufe der Zeit für die Begleitung von Trauernden fortgebildet und zehn Jahre den Trauertreff in Stockstadt geleitet hat.
Beide Ehrenamtlichen werden nun mit dem Hospizdienst aufhören: nach Hunderten von Sterbe- und Trauerbegleitungen in den letzten fast drei Jahrzehnten. Unzählige Stunden haben sie am Bett von Sterbenden verbracht, viele Gespräche mit trauernden Angehörigen geführt und Schmerz, Angst und Unsicherheiten mitgetragen. Es wurde viel geweint, aber auch viel gelacht – so wie das Leben eben ist. Hannelore Erbacher zieht demnächst nach Ulm, bei Irmi Trautmann setzt die eigene Gesundheit die Grenzen. Leider, wie sie beide betonen. „Ohne die Hospizarbeit wäre ich nicht die Person geworden, die ich bin“, sagen sie und ermutigen daher andere, sich in diesem Bereich zu engagieren: „Die Hospizarbeit gibt Dir einen anderen Blick auf das eigene Leben und ein tieferes Verständnis dafür, dass das Leben bei jedem Menschen anders ist.“ Wer möchte, kann sich bei den Maltesern zum Hospizhelfer oder zur Hospizhelferin ausbilden lassen. Der nächste Kurs in Alzenau beginnt am 18. Februar 2026. Infos und Anmeldung im Malteser Hospizbüro Aschaffenburg: hospiz-ab@malteser.org Telefon: 06021-4161-18
Stichwort Hospiztag
Im Oktober gibt es gleich zwei "Hospiztage": den Welthospiztag, zweiten Samstag im Oktober (in diesem Jahr am 11. Oktober) und den Deutschen Hospiztag am 14. Oktober. Beide Tage sollen die Öffentlichkeit für die Belange der Hospiz- und Palliativarbeit sensibilisieren und die Arbeit der vielen ehren- und hauptamtlichen Kräfte würdigen.
Stichwort: Malteser Hospizarbeit in Unterfranken:
Seit 1991 haben die Malteser in der Diözese Würzburg über 1000 Hospizhelfer und Hospizhelferinnen ausgebildet. Derzeit engagieren sich rund 350 Ehrenamtliche in mehr als 25 Gruppen unterfrankenweit aktiv unter ihrem Leitsatz „Zusammen leben bis zuletzt“. Neben der intensiven Vorbereitung sind den Maltesern Supervisionen für ihre Helfenden wichtig, die Sterbende oder Trauernde begleiten. Darüber hinaus sind Auszeiten nach besonders belastenden Begleitungen und regelmäßige Fortbildungen Standard.