Einsatzkleidung

Funktional und identitätsstiftend: Malteser Mode im Wandel

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Die Malteser Einsatzkleidung erfüllt mehrere Funktionen: Sie soll sich von der Kleidung anderer (Hilfs-)Organisationen unterscheiden, ihre Trägerin oder ihren Träger als Malteser zu erkennen geben und damit identitätsstiftend wirken. Sie soll kenntlich machen, welche Aufgabe ihrer Trägerin oder ihrem Träger zukommt, und zugleich im Einsatz schützen sowie durch Funktionalität in der Ausübung helfender Tätigkeiten unterstützen. Die Entwicklung der Malteser Einsatzkleidung ist Ausdruck zunehmender Professionalisierung und stets auch Zeugnis ihrer jeweiligen Zeit – eben: Mode im Wandel.

 


Daisy Gräfin von Bernstorff zur Malteser Mode

„Als ich 2012 zur Generaloberin berufen und zur Vizepräsidentin gewählt wurde, fragte man mich als Diplom-Modedesignerin, ob ich in der Malteser Dienstbekleidungskommission mitarbeiten wolle. Seitdem arbeite ich sehr gerne an der Weiterentwicklung unserer Bekleidung. 2012 waren dort mit dem ehemaligen Hilfsdienst-Vizepräsidenten Edmund Baur und dem inzwischen verstorbenen Benedikt Liefländer langjährige Malteser Experten federführend.

Die Dienstbekleidungskommission ist vom Präsidium beauftragt, es in Fragen der Dienstbekleidung zu beraten und Entscheidungen über grundlegende Änderungen (im Sinne von das Erscheinungsbild ändernden Regelungen) der Dienstbekleidungsordnung zur Beschlussreife vorzubereiten. Mir war die Dienstbekleidung gut bekannt, allerdings ist die Weiterentwicklung komplexer, als ich es mir 2012 vorstellen konnte. Meine Fachkenntnisse in Materialien haben mir geholfen, allerdings musste ich mich neben Modefragen vordringlich mit den „GUV Regeln“ (Regeln zu Sicherheit und Gesundheitsschutz) und der Reinigung im Desinfektionswaschverfahren befassen.

Wichtig ist uns, den Helferinnen und Helfern eine Bekleidung zu ermöglichen, die sie gerne im Einsatz tragen. Unsere Dienste und Helfer sind zunehmend divers und manchmal ist es schwierig, alle Wünsche zu erfüllen, weil die Anzahl an unterschiedlichen Bekleidungsstücken begrenzt bleiben muss, damit es wirtschaftlich darstellbar bleibt. 

Ich persönlich trage meine Dienstbekleidung gerne! Wir sind einfach zu erkennen, jeder weiß sofort, wer wir sind und wofür wir stehen. Das ‚Mausgrau‘ finde ich schön, Geschmäcker dürfen sich unterscheiden! Auf jeden Fall gefällt es mir besser als das Kaki unserer evangelischen Freunde. Momentan ist mein Lieblingsoutfit die neue Strickjacke, total gemütlich, passend für jeden Einsatz im sozialen Ehrenamt.“

1953 /1957

Links: Helferin aus den Anfängen des MHD in zeitgenössischer Garderobe. Es gab noch keine Einsatzkleidung, man trug zur Zivilkleidung lediglich eine Armbinde am linken Oberarm. Die Helferinnen und Helfer erkannte man außerdem an der damals bei allen Sanitätsorganisationen üblichen Sanitätstasche. Beide Accessoires trugen das damals noch runde Malteserabzeichen, das erst später durch die Wappenform ersetzt wurde. Daisy Gräfin von Bernstorff: „Die Armbinde (inzwischen mit Malteserkreuz auf rotem Wappen) wird auch heute noch auf verschiedenen Lourdeswallfahrten gerne genutzt. Damen tragen eine ‚altmodische‘ Schwesterntracht mit Ordensmantel und Herren oder/und Ärzte die bekannte Armbinde.“

Rechts: Sanitätshelfer im Luftschutzhilfsdienst. Ab 1957 wurden die ersten Arbeitsschutzanzüge an die Einheiten ausgeliefert, die aus einem sandfarbenen Stoff (entsprechend RAL 1002) gefertigt waren. Die Jacken und Mützen hatten eine Paspelierung sowie Kragenspiegel in der Fachdienstfarbe (hier: blau für Sanitätsdienst). Am linken Oberarm war das Abzeichen ZB (Ziviler Bevölkerungsschutz) angebracht. Zur Ausrüstung gehörte auch eine Tasche mit Zivilschutzmaske, Taschenlampe und Ersatzfilter.

1970

Helfer des Zivilschutzes im sogenannten Kälteschutzanzug in Blaugrau (RAL 7031), etwa 1970. Die für die kalte Jahreszeit gedachte Kleidung war aus einem graumelierten Wollstoff, der bei feuchtem Wetter das Wasser geradezu anzuziehen schien. Die Helferschaft bezeichnete ihn als „Pferdedecke“ oder „Filzlaus“ und vermied das Tragen nach Möglichkeit. Der hier abgebildete Aluminiumhelm war für Einheiten des erweiterten Katastrophenschutzes des Landes Nordrhein-Westfalen ausgegeben worden und nicht Bestandteil der Bundesausstattung. Die Hose wird hier unvorschriftsmäßig nicht als sogenannte „Überfallhose“ getragen. Das bevorzugten viele Helfer, da die Hose in der vorgeschriebenen Trageweise sehr unangenehm am Bein scheuerte. Zur persönlichen Ausrüstung gehörten noch Zivilschutzmaske und Sanitätstasche.

1970

Notärztin im Einsatzanzug mit Arztkoffer, Anfang 1970er-Jahre. Der „Arztkittel“ wurde über der Zivil- oder Dienstbekleidung getragen und war bis in die 1980er-Jahre die Regel für Ärztinnen und Ärzte im Einsatz. Mitte der 1970er-Jahre wurden sogenannte „Fliegerjacken“ aus Leder in Weiß, Grau oder Orange bei Notärzten im Einsatz populär. Auch Rettungsdienstmitarbeiter beschafften sich diese und trugen sie im Einsatz. Reguläre Rettungsdienstbekleidung wurde erst Mitte der 1980er-Jahre eingeführt.

1980

Schwesternhelferin in der Tracht, wie sie bis Mitte der 1980er-Jahre von Frauen in sämtlichen Einsatzgebieten getragen wurde: graues Schwesternkleid, weiße Schürze und Schwesternhaube. Die Tracht wurde zum Dienst im Krankenhaus, bei Sanitätsdiensten oder auch bei Kocheinsätzen getragen. Erst als Anfang der 1980er-Jahre die Einsätze beispielsweise bei Demonstrationen rauer wurden, griffen auch die Helferinnen zu maskulinerer Bekleidung und ließen sich die grauen Katastrophenschutz-Arbeitsanzüge ihrer männlichen Kollegen verausgaben, zusammen mit Stiefeln, Parka, Handschuhen, Helm und ABC-Schutzmasken. Daisy Gräfin von Bernstorff: „Die Schürzen waren sehr praktisch, da sie schnell und unkompliziert auszutauschen waren. Heute werden die Schürzen auch noch im Dienst an den Kranken auf einigen Wallfahrten genutzt. Die hübsche Malteserbrosche, ursprünglich etwas kleiner, bekamen damals die erfolgreichen Absolventinnen der Schwesterhelferinnen-Ausbildung von den jeweiligen Diözesanoberinnen mit dem Zertifikat sehr feierlich überreicht.“

1985

Helferin im „Einsatzanzug“ Mitte der 1980er-Jahre. Zum Dienstrock trug sie die sogenannte „Einsatzjacke“, ein Blouson, das von der Helferschaft zum Einsatz als Alternative zur Dienstjacke getragen werden konnte. Ergänzt wurde der Anzug durch das schwarze Barett, das Anfang der 1980er-Jahre eingeführt wurde. Die Sanitätstasche, hier mit neuerem Logo, gehörte ebenfalls noch zur üblichen persönlichen Ausrüstung.

1985

Rettungsdienstmitarbeiterin Mitte der 1980er-Jahre. Zu diesem Zeitpunkt kam erstmalig Bekleidung in Signalfarbe in Gebrauch. Frauen waren allerdings im Rettungsdienst noch kaum vertreten, nur sehr wenige absolvierten die Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Erst Ende der 1990er-Jahre „eroberten“ sich mehr und mehr Frauen eine Position im Rettungsdienst.

1990

Helfer im Rettungsdienst, 1990er-Jahre. Zur weißen Hose trug er eine rote Einsatzjacke mit Reflexstreifen. Bei der Jacke handelte es sich um einen Prototyp. Eingeführt wurde eine rote Jacke ohne blaue Schulterpatte.

2020

Neue Einsatzkleidung in Leuchtendrot/Dunkelblau mit mehreren Reflexstreifen im Malteser Rettungsdienst ab 2020. Jacke mit Klimamembrane sowie Nässeschutz unter den Frontleisten, für das Einzippen einer Fleece-Innenjacke sowie die Reinigung im Desinfektionswaschverfahren geeignet. Daisy Gräfin von Bernstorff: „Schon vor einigen Jahren haben wie die Reflexstreifen im Schulterbereich eingeführt. Später bekam die Hose auch einen neuen Look mit erhöhtem Leuchtendrot-Anteil. Beides nötige Weiterentwicklungen zum Schutz der Helferinnen und Helfer im Einsatz.“

2023

Feldkoch in der Sonderbekleidung für Küchenpersonal, aktuelle Ausführung Stand 2023

Anekdote aus frühen Tagen

Der ehemalige Paderborner Diözesanarzt Dr. Gerhard Markus erinnerte sich vor einigen Jahren: „Bei dem ersten internationalen Sanitätswettbewerb, an dem der MHD 1961 in London teilnahm, fiel den englischen Sanitätern und Zuschauern die Ähnlichkeit der Malteser Kleidung mit einer Uniform auf. Man hielt die MHD Abordnung, wohl auch aufgrund der Schirmmütze, für Gebirgsjäger der deutschen Bundeswehr.“

Ein herzlicher Dank

für die Unterstützung an die beiden Malteser Models Lisa Neher und Björn Horenkamp sowie an den Förderverein Melitensia e.V. in Paderborn!