Standpunkt

Unsere Grundüberzeugungen

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Hilfsdienst-Präsident Georg Khevenhüller und ich haben unlängst in einem Schreiben an alle Malteser unser Selbstverständnis und unsere Grundüberzeugungen in fünf Punkten zusammengefasst. Das Schreiben hat - innerhalb und außerhalb der Malteser - viel Beachtung und Zustimmung gefunden; bei Einzelnen sind indes auch Fragen offengeblieben.

Wir bleiben politisch unabhängig

Als Malteser sind wir aktiver Teil der Gesellschaft. Dabei steht für uns der konkrete Dienst am Nächsten im Vordergrund. Um unserem Auftrag zu vorurteilsfreier Hilfe gerecht zu werden, bleiben wir politisch unabhängig und halten uns in der Öffentlichkeit mit (tages-)politischen Äußerungen zurück. Eine Interessenvertretung der uns anvertrauten Menschen oder unserer Mitglieder gehört (anders als beispielsweise bei der Caritas) nicht zu unserem Auftrag. Wir beteiligen uns grundsätzlich nicht an öffentlichen Petitionen, Verlautbarungen oder Aktionen - auch nicht an solchen, die unsere Grundhaltung widerspiegeln. So sehr wir uns freuen, wenn viele Malteser an Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus teilnehmen, aber Malteser Bekleidung tragen wir nicht auf Kundgebungen, sondern im Dienst oder im Einsatz, und Malteser Banner schwenken wir im Gottesdienst. Dennoch haben (und entwickeln) wir klare Haltungen zu Fragen und Themen, die uns und unser Tun direkt betreffen. Soweit es unsere Arbeit berührt nehmen wir unsere Interessen im politischen und gesellschaftlichen Raum im Kontakt mit Entscheidungsträgern wahr.

Eine klare Haltung

In diesen Tagen war es uns ein besonderes Anliegen, unsere Grundüberzeugungen in Erinnerung zu rufen – „aus aktuellem Anlass“, wie es im Titel hieß. Anlässe gibt es derzeit viele: vor allem das bedrohlich wirkende Erstarken rechter und rechtsextremer Parteien und Gesinnungen sowie deren gezielte Versuche, andere Protestbewegungen zu unterwandern, aber auch der hinter einer vermeintlichen Israel-Kritik aufblitzende Antisemitismus im linken politischen Spektrum oder die Formierung einer linkspopulistischen Partei, die durch Äußerungen insbesondere zu Asylpolitik und Migration ebenfalls Empörung ausgelöst hat. Vor diesem Hintergrund wenden wir uns gegen jede Form von Extremismus und verurteilen jedwede extremistische, rassistische und völkisch-nationalistische Einstellung.

Unser Selbstverständnis

Unsere Grundüberzeugungen sind nicht neu; sie wurden uns in den Anfängen der Malteser vor fast 1.000 Jahren in die Wiege gelegt. Als ich die besagten fünf Punkte vor einigen Jahren formuliert habe, konnte ich viele Anleihen bei bestehenden Malteser Schriften nehmen. Seither haben wir sie immer wieder nach außen kommuniziert und uns damit klar und unmissverständlich positioniert. Die Punkte sind seit Jahren auf unserer Homepage zu finden, wir haben sie in unserem Jahresbericht veröffentlicht, und wir weisen in vielen Zusammenhängen auf sie hin.

Kein Raum für Diskriminierung

Nicht minder wichtig ist es, unser Selbstverständnis und unseren Auftrag auch nach innen immer wieder zu thematisieren. Wir müssen auch und gerade im Verbund deutlich machen, wofür wir Malteser stehen. Zum einen müssen wir leider beobachten, dass auch ehren- und hauptamtliche Malteser verbal, zuweilen auch tätlich angegriffen werden und sich mitunter bedroht fühlen. Wir stehen schützend vor unseren Helferinnen und Helfern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir sind in unseren Diensten für die Menschen da, und unsere Hilfe wird mehr denn je gebraucht. Zum anderen dürfen wir nicht die Augen davor verschließen, dass es auch in unseren eigenen Reihen vereinzelt ausländerfeindliche, rassistische oder diskriminierende Äußerungen und Vorfälle gab (und gibt). Dagegen müssen wir weiter angehen. Auf Bundesebene haben wir schon eine zentrale Anlaufstelle für Diskriminierung und eine Fachstelle für Vielfalt etabliert; das ist ein Anfang. Wir haben viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus vielen Nationen und Religionen. Niemand darf sich bei uns diskriminiert fühlen, aus welchem Grund auch immer. Bitte scheuen Sie sich also nicht, für diese Grundüberzeugungen einzutreten, zu werben und sie auch allen ins Bewusstsein zu rufen, die sich bei uns Maltesern engagieren.