Über Generationen

Eine echte Malteser Familie aus dem bayerischen Niederaichbach

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Fabian Helmich

Als Walter Zollitsch 2013 im Alter von nur 72 Jahren starb, hinterließ der Träger des Verdienstordens „Pro Merito Melitensi“ des Souveränen Malteser Ritterordens in Rom eine riesige Lücke. „Fast 43 Jahre war mein Vater ein Malteser durch und durch“, erinnert sich sein Sohn Rainer Zollitsch. Bis 1981 führte Walter Zollitsch als Ortsbeauftragter die Malteser-Gliederung in Niederaichbach. Anfang der 1990er-Jahre trat der gelernte Schlosser und spätere Betriebssanitäter hauptamtlich in die Dienste des Malteser Hilfsdienstes ein und leitete im nahegelegenen Regensburg die Bereiche Ausbildung und Fahrdienstleitung. 

In einem Nachruf auf den engagierten Malteser heißt es: Mit seiner Einsatz- und Hilfsbereitschaft sowie seinem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein erwarb sich Walter Zollitsch hohe Anerkennung und Vertrauen. Er lebte den 900 Jahre alten Leitsatz „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“. Die Malteser haben einen guten Freund und großen Förderer verloren. Sein Andenken werden wir in Ehren halten. Immer an seiner Seite war Ehefrau Dora Zollitsch, die als gelernte Altenpflegerin maßgeblich am Aufbau der Niederaichbacher Gliederung beteiligt war. Noch heute verfolgt die 79-Jährige gespannt die positive Entwicklung bei ihren Maltesern.

In die Wiege gelegt

Dora und Walter Zollitsch haben ihrem Sohn das Malteser Gen vererbt. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich der Polizeihauptkommissar bei der Bundespolizei ehrenamtlich bei den Maltesern engagiert. Bei der Bundespolizeiinspektion in Passau arbeitet der 59-Jährige als Präventionsbeauftragter. In seiner Freizeit schlüpft er dann in die Uniform der Malteser und kümmert sich als Ortsbeauftragter um die Geschicke der Gliederung in seiner niederbayerischen Heimatgemeinde. Anfang des Jahres hat er dieses Amt nach 21 Jahren als ehrenamtlicher Geschäftsführer übernommen. Darüber hinaus ist er im Regensburger Diözesanverband der Malteser als Leiter der Einsatzdienste tätig. „Im Katastrophenfall bin ich für die Koordination von insgesamt 450 zur Verfügung stehenden Maltesern aus unserer Region verantwortlich.“

„Wir tragen das Engagement für die Malteser in unserer Familie weiter“

Rainer Zollitsch

Doch was wäre Rainer Zollitsch ohne seine Frau Ingrid? Sie ist die Frau an seiner Seite – als Ehefrau, Mutter der gemeinsamen Kinder, Großmutter und Vorgesetzte. Seit 2016 ist die 57-Jährige stellvertretende Diözesanoberin der Malteser in Regensburg. „Und damit ist meine Frau faktisch auch meine Chefin“, sagt Rainer Zollitsch und lacht. Allerdings läuft bei dem Paar sowohl in der Ehe als auch bei den Maltesern alles basisdemokratisch ab. 

Familiensache

Mit Mario und Nadine Zollitsch ist mittlerweile auch die dritte Generation als Malteser unterwegs. Der 34-jährige Grundschullehrer ist als Ehrenamtler im Besitz eines Lehrscheins. Mit dieser Zulassung darf er Malteser zu Erste-Hilfe-Ausbildern qualifizieren. „Meines Wissens bin ich der einzige ehrenamtlich tätige Mitarbeiter mit Lehrschein in ganz Bayern.“ Seine Schwester Nadine hat sich früher in der Jugendarbeit der Gliederung in Niederaichbach engagiert. Mittlerweile ist die 32-jährige Zahnmedizinische Fachangestellte dort im Verwaltungsbereich der Malteser tätig. Beide besitzen auch rettungsdienstliche Qualifikationen und waren in den letzten Jahren bei vielen Einsätzen aktiv.

Papstbesuch

Ob Weltjugendtag 2005 in Köln oder die Besuche des bayerischen Papstes Benedikt XVI. in Regensburg – die Malteser Familie aus Niederaichbach war immer zur Stelle. Auch 2020, als der mittlerweile emeritierte Papst seinem kranken Bruder Georg nahe sein wollte. Während seiner viertägigen Reise konnte sich der 93-Jährige von seinem älteren Bruder verabschieden. Eine Woche nach dem Besuch starb Georg Ratzinger. „Wir haben nicht lange überlegt und damals sofort zugesagt, als die Anfrage aus dem Vatikan kam“, erinnert sich Rainer Zollitsch an die Vorbereitungen. „Wir durften als Malteser mit dem Ehrentitel ‚Sanitätsgarde des Papstes‘ die Betreuung des emeritierten Papstes planen und umsetzen. Eine große Herausforderung und Verantwortung gleichermaßen. Aber es hat alles wunderbar geklappt.“ Neben der medizinischen Betreuung stellten die Malteser ein Spezialfahrzeug für Rollstuhltransporte zur Verfügung. Damit wurde Benedikt XVI. während des Besuchs in der bayerischen Heimat zu seinem Elternhaus und zum Grab seiner Eltern gefahren.

Persönlicher Einsatz

Für Ingrid Zollitsch ist die Vielfalt der Malteser ihr persönlicher Motivationsmotor. „Zum einen ist es für mich der Dienst am Menschen und andererseits sind es die Menschen selbst, mit denen wir tagtäglich zusammenkommen. Ich liebe deren Vielfältigkeit und die Liebenswürdigkeit. Es macht einfach Spaß, anderen zu helfen und für sie da zu sein.“ Für ihren Sohn Mario ist es wichtig, als Ausbilder tätig zu sein. „Ich möchte anderen professionell zeigen, wie sie Menschen in Notfallsituationen helfen können. Diese Aufgabe erfüllt mich mit großer Genugtuung. Außerdem ist die Gemeinschaft innerhalb der Malteser einfach etwas Wundervolles. Diesen Zusammenhalt findet man woanders nicht.“

Nadine Zollitsch hat Freunde fürs Leben gefunden. „Daher schlägt mein Herz für die Malteser“, sagt sie. „Meine Kolleginnen und Kollegen bei den Maltesern sind stets hilfsbereit und stehen immer dann zur Verfügung, wenn man sie braucht. Und das in allen Lebenslagen.“ Vor fast fünf Jahrzehnten ist bei Rainer Zollitsch die innige Verbundenheit zu den Maltesern entbrannt: „Gemeinsam haben wir Freunde fürs Leben gefunden. Überall auf der Welt, wo wir auf Malteser treffen, werden wir mit offenen Armen empfangen. Das macht uns so glücklich. Ein sehr schönes Gefühl.“ 

Bis unter die Haut    

Bei Mario Zollitsch geht die Liebe zu den Maltesern im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut. „Ich habe mir den Namen meines Opas vor dem Hintergrund des Malteserkreuzes auf die linke Seite meiner Brust stechen lassen. Dieses Tattoo erinnert mich jeden Tag daran, was mein Großvater zu Lebzeiten für die Malteser getan hat.“ Nicht ganz so schmerzhaft ist die Zuneigung seiner Schwester zu den Maltesern. „Meine Oma hat mir einen Schal gestrickt, auf dem das Malteserkreuz zu erkennen und der Schriftzug ‚Gliederung Niederaichbach‘ eingearbeitet ist. Den Schal habe ich immer noch und trage ihn in der kalten Jahreszeit auch bei Einsätzen.“


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