Dr. Maltus

Eine Zahl, die Leben rettet: 50 Jahre 112

/

Joachim Stretz/Malteser
Wenn der Malteser Rettungsdienst im Einsatz ist, fährt die „112“ stets mit.

3. Mai 1969: Der achtjährige Björn Steiger stirbt in Winnenden an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Erst nach einer Stunde trifft der alarmierte Krankenwagen ein. Keine Ausnahme damals – es gibt noch kein funktionierendes System der Notfallrettung in Deutschland: keine einheitlichen Notrufnummern, keine Rettungsleitstellen, keine mit medizinischen Geräten ausgestatteten Rettungswagen. Der Sanitäter schaut gelegentlich in den Rückspiegel, ob der Patient noch atmet.

Die Björn Steiger Stiftung

Nach dem Tod ihres Sohnes gründen die Eltern Siegfried und Ute Steiger die Björn Steiger Stiftung mit dem Ziel, das Rettungswesen in Deutschland zu verbessern. Zu tun gibt es genug: Die Zahl der Autos auf den Straßen steigt im Lauf der 60er-Jahre rapide an, und mit rund 20.000 Verkehrstoten im Jahr ist um 1970 ein bis heute nie mehr erreichter Höchststand zu konstatieren. Falls etwas passiert, muss mühsam aus dem Telefonbuch die vor Ort gültige Rufnummer des Rettungsdienstes herausgesucht werden. Viele segensreiche Entwicklungen – wie der Aufbau von Notruftelefonen an Straßen oder die Verbreitung von Laien-Defibrillatoren – gehen in den folgenden Jahren und Jahrzehnten auf Initiativen der Stiftung zurück. Am Anfang aber steht der hartnäckige Einsatz für die Einführung der bundesweiten Notrufnummer 112. Nach langem Zögern der Politik ist er 1973 von Erfolg gekrönt. Wie viele Menschen wohl seitdem der 112 ihr Leben verdanken?

Edmund Baur erinnert sich

Als der Stiftungsgründer Siegfried Steiger im Jahr 2022 – wenige Wochen nach seiner Ehefrau Ute – stirbt, nimmt bei seiner Beerdigung die versammelte Blaulichtgemeinde von dem Pionier des Rettungswesens in Deutschland Abschied. Schon früh hatten auch die Malteser vor Ort von der Arbeit der Stiftung profitiert. Edmund Baur, der langjährige Vizepräsident des Malteser Hilfsdienstes, erinnert sich: „Ich habe noch heute die Bilder vor Augen, als mir 1970 Siegfried Steiger die ersten Funkgeräte für die Malteser Krankenwagen überreichte.“ Für die Malteser in Göppingen markiert das damals den Beginn ihrer Arbeit im Rettungsdienst.

Kenia und Uganda: Malteser International führt einheitliche Notrufnummern ein

Inzwischen sind auch die Malteser bei der Einführung einheitlicher Notrufnummern tätig: Im Rahmen des vom BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) geförderten Programms zum Aufbau des Rettungswesens in Uganda und Kenia setzt sich Malteser International dafür ein, eine einheitliche dreistellige Notrufnummer in beiden Projektländern zu etablieren. In enger Kooperation mit dem Gesundheitsministerium wurde in Uganda die Kurzwahlnummer 912 eingeführt. In Kenia ist bereits die Notrufnummer 1508 in der von Malteser International unterstützten Leitstelle in Nairobi aktiv, jedoch soll die Notrufnummer zukünftig durch die international anerkannten Kurzwahlnummern 911 oder 112 ersetzt werden und in einem weiteren Schritt landesweit geschaltet werden.