Ein Monat nach dem Beben

Leiter der Nahostabteilung vom Malteser International: "Der Wiederaufbau wird Jahre dauern"

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Kirikhan/T. Weiss

Vor einem Monat bebte in der Türkei und in Syrien mehrmals die Erde, Gebäude stürzten ein und begruben Abertausende Menschen unter sich. Lebensgrundlagen wurden vernichtet. Auch vier Wochen später herrscht noch immer Ausnahmezustand in der Region. Tausende von Nachbeben versetzen die Überlebenden in ständige Angst und Schrecken, neben den materiellen sind die psychologischen Schäden unermesslich…

Laut der UN sind in beiden Ländern 29 Millionen Menschen von den Auswirkungen der Erdbeben betroffen, mehr als 50.000 verloren ihr Leben, mehr als 250.000 Gebäude sind eingestürzt oder unbewohnbar – eine Katastrophe wahrlich apokalyptischen Ausmaßes.

Mehr als eine Millionen Menschen haben die Erbebenregion inzwischen verlassen und sind in benachbarten Regionen untergekommen. Die Gebliebenen leben in Zeltlagern, in Syrien hat die Anzahl der Binnenflüchtlinge sprunghaft zugenommen. In Antakya ist die Atmosphäre in vielen Stadtvierteln gespenstisch, die Straßen sind leer, dafür hängen überall an den Laternenpfählen Fotos von Vermissten mit verzweifelnden Aufrufen der Angehörigen. Wir sehen sehr viel Traurigkeit – es ist herzzerreißend, und immer wieder werden wir von Menschen angesprochen, die uns ihr Leid beklagen. Auch im Nordwesten Syriens, wo aufgrund des Bürgerkriegs schon vor dem Erdbeben viele Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen waren, ist die Lage verzweifelt. Auf der syrischen Seite der tektonischen Bruchstellen, in Jindaris, Afrin oder Ad Dana, steht fast nichts mehr.

Auf beiden Seiten der etwa 200 km langen Straße von Kahramanmaras nach Antakya - dem biblischen Antiochia – sieht man auch Hilfe: Zelte und behelfsmäßige Unterkünfte die von den Behörden und internationalen Hilfsorganisationen aufgebaut wurden, Baufahrzeuge und Schaufelbagger für Aufräumarbeiten, Suppenküchen und Feldapotheken, sowie sehr viele Helfende.

Malteser International und unsere Partnerorganisationen in der Türkei und in Syrien sind mitten unter den vom Erbeben betroffenen Menschen und helfen mit Hilfsgütern wie Zelten, Decken, Generatoren, Medikamenten und Hygienepaketen, gesundheitlicher Grundversorgung und psychologischer Notversorgung. Am Tag nach den Beben war das MI Nothilfeteam eines der ersten internationalen Hilfsteams vor Ort. Im durch den Bürgerkrieg seit vielen Jahren schon leidgeprüften Syrien unterhalten MIs Partnerorganisationen Krankenhäuser und Gesundheitsstationen, die die einzige medizinische Versorgung für viele Zehntausende von Syrern repräsentieren.   

Der Wiederaufbau in beiden Ländern wird Jahre dauern, die Überlebenden werden auf Dauer in einer prekären Situation leben müssen. Aber wir können alle helfen, das Leid zu verringern und den Menschen ein bisschen Würde zurückzugeben: jede Spende zählt, unterstützen Sie unsere Hilfe für die Erdbebenbetroffenen.