Erdbeben in der Türkei und Syrien

Malteser International: „Die Eindrücke sind dramatisch“

/

HIHFAD/Malteser International
Helfer in der syrischen Stadt Afrin suchen nach Überlebenden.

„Die Menschen haben nach Hilfe gerufen, wir konnten sie hören, aber nicht zu ihnen durchkommen. Wir haben keine Ausrüstung, keine Maschinen und mussten mit den Händen graben – es war sehr, sehr schlimm“, sagt Hassan Alam, der bei der syrischen Partnerorganisation „Hand in Hand for Aid and Development (HIHFAD)“ von Malteser International in Nordwestsyrien arbeitet.

Die Bilder aus den betroffenen Regionen und die Berichte der syrischen Kolleginnen und Kollegen sind herzzerreißend. Doch es gibt auch immer wieder Geschichten, die Hoffnung machen: So wie die der 21-jährigen Fatima und ihre kleine Tochter, die Stunden unter Trümmern ausharren mussten, ehe sie gerettet und in das Krankenhaus der Independent Doctor’s Association (IDA) – ebenfalls eine syrische Partnerorganisation von Malteser International – gebracht wurden. Hier erhalten sie medizinische Hilfe und werden gut versorgt. Malteser International unterstützt derzeit sechs Krankenhäuser, eine Geburtsklinik mit Kinderkrankenhaus sowie acht Basisgesundheitsstationen in den Regionen Idlib und in Nord-Aleppo in Nordwestsyrien.

"Schon vor dem Beben war die Gesundheitsversorgung für die Menschen in der Region kaum zu stemmen"

„Die Krankenhäuser, die wir in Nordwestsyrien unterstützen, sind zum Glück nur leicht beschädigt und voll einsatzfähig, aber es fehlt an medizinischem Verbrauchsmaterial, Erste-Hilfe-Kästen, Trauma-Kits und Medikamenten. Gebraucht werden zudem orthopädische Hilfsmittel für die vielen Verletzten.  Die Ärztinnen und Ärzte arbeiten seit Montagmorgen am absoluten Limit. Schon vor dem Beben war die Gesundheitsversorgung für die Menschen in der Region kaum zu stemmen. Nun kommen die vielen Verletzten hinzu“, berichtet Oliver Hochedez, der die Hilfe mit seinem – aus der Malteser International-Zentrale in Köln eingeflogenen – Emergency Response Team von der türkischen Grenzstadt Kilis aus koordiniert. 
 
Wenige Stunden, nachdem am frühen Morgen des 6. Februars mehrere Erdbeben den Südosten der Türkei und den Nordwesten Syriens erschütterten, stelle er ein Nothilfeteam zusammen, das sich auf den Weg in die betroffene Region machte, um die Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu unterstützen. Von der Türkei aus steuern insgesamt 18 Mitarbeitende von Malteser International auch die Hilfsprojekte in der syrischen Grenzregion. Viele der Kolleginnen und Kollegen sind selbst betroffen und helfen dennoch, wo sie können.

Bild der Zerstörung

In der Türkei bot sich den Helferinnen und Helfern ein Bild der Zerstörung: „Wir sehen viele Menschen, die sich auf den Straßen hier eine Unterkunft eingerichtet haben. Wir sehen traumatisierte Menschen. Die Eindrücke sind dramatisch“ so Hochedez. „Wir unterstützen unsere Partnerorganisationen vor Ort bei der Beschaffung von Hilfsgütern. Zelte, Generatoren, Decken, Matratzen und Lebensmittel werden aktuell am dringendsten gebraucht. Die Verletzten, Kranken, Älteren und die Kinder brauchen jetzt besonders Schutz und eine gute Versorgung. Jeder Euro wird gebraucht, weil es so viele und massiv Betroffene gibt. Das Erdbebengebiet hat fast eine Größe von Deutschland. Die Logistik ist eine große Herausforderung“, so Hochedez. 


Im Krankenhaus von IDA erhalten Fatima und ihre Tochter medizinische Hilfe und werden gut versorgt.
IDA/Malteser International
Im Krankenhaus von IDA erhalten Fatima und ihre Tochter medizinische Hilfe und werden gut versorgt.
1 / 3
Oliver Hochedez, Leiter der Nothilfe bei Malteser International im türkischen Krisengebiet.
Malteser International
Oliver Hochedez, Leiter der Nothilfe bei Malteser International im türkischen Krisengebiet.
2 / 3
Die syrischen Partnerorganisationen von Malteser International – hier in Atarib – verteilen Zelten, Betten, Decken und Lebensmitteln an Bedürftige und kümmern sich um die medizinische und psychologische Versorgung der Betroffenen.
IDA/Malteser International
Die syrischen Partnerorganisationen von Malteser International – hier in Atarib – verteilen Zelten, Betten, Decken und Lebensmitteln an Bedürftige und kümmern sich um die medizinische und psychologische Versorgung der Betroffenen.
3 / 3