Präventive Hausbesuche für ein selbstbestimmtes Leben

Es gibt in Deutschland viele kommunale Hilfs- und Aktionsangebote für ältere Menschen. Das Problem: Nicht alle kennen sie. An dieser Stelle setzen die Präventiven Hausbesuche an. Sie helfen dabei, individuelle Bedürfnisse zu erkennen, ältere Menschen über Angebote zu informieren und sie bei ihrer selbstständigen Lebensführung zu unterstützen.

Wieso sind Präventive Hausbesuche wichtig?

Deutschland wird immer älter. So hat sich etwa die Zahl der Hochaltrigen, also der über 80-Jährigen, seit 1990 fast verdoppelt – auf mittlerweile 5,9 Millionen Menschen. Die meisten davon leben in den eigenen vier Wänden, manchmal zu zweit, oft allein. Genau an diese Seniorinnen und Senioren richtet sich das Angebot der Präventiven Hausbesuche. Es soll ihnen dabei helfen, auch im hohen Alter ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben in ihrer vertrauten Umgebung führen zu können. Denn häufig gibt es regionale Angebote und Hilfsmöglichkeiten speziell für Ältere – doch nicht alle, die sie nutzen könnten, wissen von ihnen.

Gleichzeitig gehören soziale Isolation und Einsamkeit im hohen Alter zu den wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland. Deshalb ist es einerseits wichtig, die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren, aber vor allem auch die älteren Menschen zu informieren und zu unterstützen. Da setzten die Präventiven Hausbesuche mit ihrem Potenzial an: Sie leisten konkrete Aufklärung und Hilfe und schaffen ehrenamtliche Engagement-Möglichkeiten, um Seniorinnen und Senioren gezielt zu unterstützen. Doch nicht nur das: Sie sorgen dafür, den Bedarf nach Hilfe und Unterstützung zu erkennen, noch bevor er entsteht. Die Präventiven Hausbesuche sollen Seniorinnen und Senioren frühzeitig mit Informationen versorgen, um vorbeugend Maßnahmen treffen zu können und ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter zu ermöglichen.

Das Potenzial der Hausbesuche

Die Hausbesuche werden von immer mehr Kommunen innerhalb der Seniorenarbeit angeboten – auch die Malteser engagieren sich hier. An mehreren Standorten bauen sie einen Informationsdienst für ältere Menschen auf. Das heißt: In Kooperation mit der jeweiligen Kommune besuchen qualifizierte Ehrenamtliche die Älteren zu Hause. Ziel ist es dabei, die oft schwer zu überschauenden Hilfs- und Unterstützungsangebote für Seniorinnen und Senioren zu erklären und zugänglich zu machen.

Dabei werden nicht nur Informationen vermittelt, sondern auch konkrete Hilfe beim Lösen von akuten Problemen angeboten. Diese Hilfestellung soll dazu beitragen, eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation der Seniorinnen und Senioren zu gewährleisten, auch indem dauerhafte und alltagstaugliche Beziehungen der älteren Menschen zu den Trägern der Seniorenhilfe vor Ort gefördert werden.

Das Ziel ist, die selbstständige Lebensführung im Alter zu ermöglichen und zu fördern. Doch nicht jedem ist klar, welche Hilfe sie in Anspruch nehmen können und welche kommunalen Angebote es für sie vielleicht schon gibt. Hier liegt das Potenzial der Präventiven Hausbesuche: Die Ehrenamtlichen zeigen Möglichkeiten auf und entwickeln mit den älteren Menschen Lösungen für etwaige Hürden. Trägerübergreifend werden den Seniorinnen und Senioren dabei Informationen zu Angeboten, Aktivitäten, Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten direkt nach Hause gebracht. Das Engagement ist präventiv – Pflegeheimaufnahmen oder Pflegebedürftigkeit sollen verzögert oder sogar vermieden, die Lebensqualität insgesamt verbessert werden.

Wie läuft ein Präventiver Hausbesuch ab?

Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der Malteser stellen einen Kontakt zu den älteren Menschen her, ermitteln in einem persönlichen Kennenlernen und Gespräch ihre individuellen Bedürfnisse und vernetzen  sie mit regionalen Angeboten und Hilfsmöglichkeiten. Der Kern des Besuchs ist dabei so individuell wie die älteren Menschen selbst – mal geht es beispielsweise mehr um Geselligkeit und Freizeitaktivitäten, dann wieder um pflegerische Aspekte oder um finanzielle Nöte.

Welche Herausforderungen gibt es bei den Präventiven Hausbesuchen?

Die kommunalen Angebote und Leistungen für Seniorinnen und Senioren werden häufig nur unzureichend genutzt. Das liegt zwar häufig insbesondere an der Komplexität der finanziellen Leistungen, aber auch an den bürokratischen Hürden und unübersichtlichen Strukturen und Zuständigkeiten im Sozial-, Pflege- und Gesundheitssystem. Häufig sind weder Angebote noch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner ausreichend bekannt – oder Leistungen werden erst in Anspruch genommen, wenn Notfälle eingetreten sind.

Flächendeckender Aufbau von aufsuchenden Angeboten zur Information und Beratung von Seniorinnen und Senioren in der Häuslichkeit

Die Malteser bauen im Rahmen des Projektes Miteinander Füreinander den Malteser Hausbesuch als niedrigschwelligen, ehrenamtlich ausgeführten Senioreninformationsdienst aus. Das Angebot profitiert von den Erfahrungen der letzten 10 Jahre aus den diversen Projekten zum Präventiven Hausbesuch. Diese wurden unter der Leitung von Kommunen aufgebaut und waren in der Regel befristet. Im Malteser Hausbesuch führen geschulte Ehrenamtliche die Besuche durch. Hauptamtliche Koordinatorinnen und Koordinatoren sind für die Organisation, Vernetzung und Beratung zuständig. Kooperationen mit Kommunen dienen dabei als Basis für den Zugang zu hochaltrigen Menschen. Die derzeit gültigen Datenschutzregelungen erschweren es allerdings, Hausbesuchs-Projekte beispielsweise unter der Leitung von Wohlfahrtorganisation aufzubauen. Hier wären gesetzliche Regelungen als Grundlage für aufsuchende Dienste hilfreich, damit sie sich als Regelangebot etablieren können und gezielt diejenigen erreichen, die bereits sozial isoliert sind.

Gerade, um möglichst lange selbstbestimmt leben zu können, ist es wichtig, frühzeitig zu handeln, Seniorinnen und Senioren über Angebote zu informieren und rechtzeitig Hilfe zu organisieren. Hinzu kommt, dass Schamgefühle die Informationsdefizite noch verstärken können und Probleme wie Armut und Einsamkeit im Alter fördern.

Bundesweite Projekte für ältere Menschen

Nicht in jeder Region können die Malteser schon Hausbesuche anbieten. Aber: Im Rahmen des Projekts „Miteinander-Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter“ werden derzeit Projekte der Malteser an über 110 Standorten in ganz Deutschland geschaffen, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert werden.

Wer wird von den Maltesern daheim besucht?

Zielgruppe der meisten Projekte sind Menschen ab 75 beziehungsweise ab 80 Jahren. Die Malteser haben derzeit modellhaft an mehreren Standorten Informationsdienste für ältere Menschen aufgebaut; unter anderem in Berlin, im Ruhrgebiet, in Erlangen und in Bonn. Seniorinnen und Senioren können sich entweder selbst bei den Maltesern melden oder sie werden von den Kommunen vermittelt. Im Rahmen des Pilotprojekts „Berliner Hausbesuche“ machen etwa Plakate und Flyer auf das Angebot aufmerksam. Oder aber interessierte Ältere werden durch die Öffentlichkeitsarbeit – zum Beispiel über das Internet – der Hilfsorganisation oder Kommune aufmerksam. Diese Maßnahmen sollen künftig noch weiter ausgebaut werden, damit möglichst viele ältere Menschen von dem Angebot der Präventiven Hausbesuche erfahren und es für sich in Anspruch nehmen. In Berlin wird außerdem ein persönliches Anschreiben an die Einwohnerinnen und Einwohner über 70 verschickt, das über das kostenlose und freiwillige Angebot informiert und dazu einlädt, ein persönliches Gespräch zu vereinbaren. Die Gespräche finden meist zu Hause statt, können aber auch in Cafés, in Nachbarschaftszentren oder Senioren-Freizeiteinrichtungen durchgeführt werden.


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