Integrationsdienst

"Niemand ist gerne Flüchtling"

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„Ich habe gemerkt, dass es gut ist, wenn jemand sagt: Hier ist dein Weg, da musst du lang“, sagt Mohamad Osman, der seit 2016 hauptamtlich als Leiter des Integrationsdienstes der Malteser für Teile Hessens zuständig ist. Der 40-jährige Vater von zwei Kindern unterstützt täglich die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten und sich nun in Deutschland zurechtfinden müssen. „Die Geflüchteten kommen mit Anträgen und Briefen zu uns, und wir unterstützen sie“, erklärt er.

Mohamad Osman kam 2013 aus Aleppo, Syrien, nach Deutschland und weiß, worauf es ankommt. Er spricht vier Sprachen – Arabisch, Kurdisch, Englisch und Deutsch – und hat 2016 ehrenamtlich in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete als Dolmetscher angefangen. Schon sechs Monate später bekam er die hauptamtliche Stelle bei den Maltesern, wurde erst Integrationsdienstleiter für Wetzlar, 2020 kam Limburg-Weilburg hinzu. Als er damals nach Deutschland kam, gab es weniger Unterstützung von Organisationen und Behörden als heute. „In Syrien heißt es nicht ´Ausländer´, sondern ´Herzlich Willkommen´. Aber hier in Deutschland ist das manchmal anders. Niemand ist gerne Flüchtling.“ Und genau deswegen hilft Mohamad Osman, wo er kann. Als Malteser und auch in seiner Freizeit ehrenamtlich im Ausländerbeirat.

Projekte, die helfen

Nun arbeitet der gelernte Journalist also mit knapp 40 haupt- und ehrenamtlichen Malteserinnen und Maltesern zusammen daran, Probleme zu lösen und bei Schwierigkeiten zu unterstützen. Neben der Hilfe bei Amtsgängen und beim Ausfüllen der Formulare bieten Osman und sein Team auch Projekte, die bei der Arbeitssuche helfen, dazu Bewerbungstrainings oder Hilfe beim Schreiben eines Lebenslaufs: „Ich bin immer glücklich, wenn ich bei einem Lebenslauf helfe und dann höre: Sie haben eine Stelle. Dann kann man richtig gut schlafen.“

Besonders am Herzen liegt ihm ein Nachhilfe-Projekt für Kinder, das ihnen beim Deutschlernen hilft. Osman und sein Team haben außerdem für Wetzlar und Limburg ein Projekt speziell für ukrainische Geflüchtete ins Leben gerufen, damit auch sie beraten werden, wohin sie mit welchen Dokumenten gehen müssen oder wenn sie Probleme mit dem Jobcenter haben.

Was ihn begeistert

Was Mohamad Osman an der Arbeit als Malteser begeistert? „Das schöne Gefühl, wenn wir eine Lösung für ein Problem finden: eine Wohnung für eine Familie, oder einen Termin für eine schwangere Frau. Das Gefühl, wenn wir den Geflüchteten helfen und sehen, dass sie zum Beispiel Arbeit gefunden haben.“ Und sein Team begeistert ihn: „Ich habe tolle Kollegen. Wir sind wie eine Familie.“

Mohamad Osman ist selbst Geflüchteter, aber er ist eben auch Vater, und er ist Malteser – und er ist Fotograf. Wenn sein Terminkalender es zulässt, würde er gerne auch mal wieder ausstellen. „Ich habe schon viele Ausstellungen gemacht“, sagt er. Und einen Bildband zusammengestellt: Gaben des Augenblicks. Seine Fotografien zeigen auch Porträts von Geflüchteten – Kinder, Frauen, Männer – in schwarz-weiß. „Meine Bilder sind oft traurig. Wenn die Farbe nicht ablenkt, kann man die Geschichte hinter dem Gesicht lesen.“
 


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