Über Generationen

Düsseldorfer Malteser Familiendynastie besteht aus 18 Mitgliedern

/

Holger Bernert
Durch Johannes und Hildegard Saurbier ist ein Großteil der Familie auch bei den Maltesern gelandet.

Die 70-jährige Geschichte des Malteser Hilfsdienstes hat Familie Saurbier maßgeblich mitgestaltet. Angefangen hat alles im Jahr 1956, als Johannes Saurbier aus christlichen Motiven gemeinsam mit seiner Schwester Josefine die Gliederung der Malteser in seiner Heimatstadt Düsseldorf gründete. „Ich bin in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen und erzogen worden“, erinnert sich der mittlerweile 84-Jährige. „So lag es nahe, dass ich mich auch in der Jugendarbeit unserer Kirchengemeinde engagiert habe. Das waren für uns die Beweggründe, uns auch bei den Maltesern zu engagieren.“

Lebenslanges Engagement

Anfänglich hat sich Johannes Saurbier um den Aufbau der Gliederung gekümmert und den verwaltungstechnischen Part übernommen. „Doch ich habe auch dafür gesorgt, dass unser Materialkoffer zu den einzelnen Erste-Hilfe-Ausbildungen gelangt ist. Damals bin ich mit Fahrrad und Anhänger durch ganz Düsseldorf gefahren.“ So hat er dafür gesorgt, dass die Kurse professionell durchgeführt werden konnten.

Große Liebe gefunden

Doch was wäre ein echter Malteser ohne die richtige Frau an seiner Seite. „Wir haben uns bei den Maltesern kennen und lieben gelernt. Das muss so Mitte der 1960er-Jahre gewesen sein“, sagt Hildegard Saurbier. „Geheiratet haben wir dann 1966.“ Aus dieser glücklichen Ehe sind die Kinder Thomas, Ulrich, Barbara und Lioba entstanden, die wiederum Eltern von insgesamt elf Kindern geworden sind. „Wir haben auch schon einen Urenkel“, freut sich die 82-Jährige.

Vietnam: Menschenleben gerettet

Mit seiner frisch angetrauten Gattin, seinem kleineren Bruder Werner und einem Meisterbrief als Tischler in der Tasche, machte sich Johannes Saurbier auf nach Vietnam. „Wir waren zwischen 1966 und 1967 für acht Monate im Kriegsgebiet. Die Malteser waren dort im Einsatz, um humanitäre Hilfe zu leisten“, beschreibt Hildegard Saurbier die Situation. Als ausgebildete Schwesternhelferin war sie vor allem für die medizinische Versorgung der Menschen zuständig. Nach den verheerenden Bombenangriffen der US-Amerikaner konnte sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen von den Maltesern auch viele Leben von schwerverletzten Menschen retten. Ihr Mann kümmerte sich unterdessen um die Restaurierung eines Leprosoriums. „In diesem Haus wurden Leprakranke isoliert und behandelt“, erklärt Johannes Saurbier. „Darüber hinaus habe ich jugendlichen Vietnamesen den Umgang mit dem Werkstoff Holz beigebracht.“ Für dieses selbstlose Engagement bekamt das Ehepaar Saurbier das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Turiner Grabtuch

In den Folgejahren brachten es Johannes und Hildegard Saurbier noch zu vielen gemeinsamen Auslandseinsätzen. Gerne erinnern sich die beiden Malteser an die Begleitung von Wallfahrten nach Polen, Italien oder Bosnien und Herzegowina. Sieben Jahre lang begleitete Johannes Saurbier mit seinem Aufbauteam die Turiner Grabtuchausstellung. Gemeinsam mit seinen Düsseldorfer Kollegen transportierte er während dieser Zeit insgesamt über 650 Tonnen Ausstellungsmaterial. „Wir haben in Deutschland und Österreich 30 Ausstellungen betreut“, erzählt der Malteser. Auf diese Weise wurde 200.000 Menschen ermöglicht, dieses außergewöhnliche Exponat zu sehen. Als der Gerresheimer im Jahr 2020 diese Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr leisten konnte, wurde er für sein großes Engagement von Ausstellungsmacher Bernd Falk ausgezeichnet. Wer mehr über das Turiner Grabtuch erfahren möchte, sollte die Ausstellung vom 24. September bis 2. November in der Herforder Event-Kirche, Wilhelmsplatz 4, besuchen.

Malteser Familien gesucht

Ihre Familie ist auch über Generationen hinweg bei den Maltesern aktiv? Stellen Sie sich vor! Schicken Sie uns eine E-Mail mit Foto an: malteser.magazin@malteser.org

„Bis heute engagieren wir uns für die ärmsten Menschen dieser Welt“

Johannes Saurbier legte den Grundstein für die Düsseldorfer Malteser

Die letzten Jahre als aktiver Malteser verbrachte Johannes Saurbier als Schirrmeister. In dieser Funktion war er in seiner Düsseldorfer Gliederung für das Material und die Fahrzeugwartung verantwortlich. Außerdem kümmerte er sich mit seiner Frau Hildegard bei Großeinsätzen im Rahmen des Katastrophenschutzes um die Verpflegung der Einsatzkräfte. Als seine Gesundheit nicht mehr mitspielen wollte, nahm Johannes Saurbier vor vier Jahren Abschied. In einer bewegenden Zeremonie wurde das Urgestein der Malteser in der Gerresheimer Basilika St. Margareta nach 62 Jahren Einsatz in Sachen Nächstenliebe in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Als stellvertretender Düsseldorfer Stadtbeauftragter der Malteser ist Thomas Saurbier in die Fußstapfen seiner Eltern getreten. Nicht ohne Sorge, die Zeiten haben sich geändert. Es ist schwieriger geworden, das Ehrenamt zu binden. „Bei der jüngsten Bombenentschärfung waren es nur fünf, die wir aktivieren konnten“, berichtet der 56-Jährige. Er wünscht sich mehr Unterstützung für den ehrenamtlichen Einsatz und für diejenigen, die ihn leisten wollen. „Das Ehrenamt muss an der Hand genommen werden. Wir brauchen mehr Wertschätzung und Anerkennung innerhalb der Organisation. Es gibt keine falschen Helferinnen und Helfer, nur ungeeignete Aufgaben.“ Er wünscht sich eine neue Struktur, die die Bedürfnisse des Ehrenamts noch stärker in den Fokus nimmt.

Nachwuchsarbeit wichtig

Das Herz des 56-Jährigen schlägt vor allem für sein Engagement im Jugendbereich auf Bundesebene – und das vererbt sich. Seine Tochter Pia war eine Wahlperiode lang Bundesjugendvertreterin bei den Maltesern. „Das siebentägige Bundeslager mit rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, das in diesem Jahr in der Nähe von Kassel stattfand, ist ein gelebtes Beispiel für gelungene Jugendarbeit“, sagt sie.

Kein Wunder, dass noch mehr Familiennachwuchs mitziehen will. Sehr zur Freude von Eltern und Großeltern ist auch Franziska Sterzel eine echte Malteserin geworden. Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Paula freut sich die zehnjährige Gymnasiastin aus Grevenbroich vor allem auf das Bundesjugendlager. „Es wäre toll, wenn es bei uns in der Stadt eine Jugendabteilung der Malteser geben würde. Dann könnten wir viele Dinge gemeinsam machen.“

Trauer um Hildegard Saurbier

Nicht lange nach Veröffentlichung dieses Artikels ist Hildegard Saurbier verstorben. Seit 1964 und damit fast sechs Jahrzehnte lang hat sie sich im Namen der Malteser ehrenamtlich für hilfsbedürftige Menschen eingesetzt. Zum Nachruf.