Als Freiwillige in Südafrika

„Da wird so viel Hilfe gebraucht!“

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Maresi Rehder
Nicoleta Thiermeyer (Mitte): „Ich bin in Mandeni so offen und freundlich aufgenommen worden – es war sofort wie in einer Familie.“

Mit Urlaub hatte der knappe Monat nichts zu tun, den Nicoleta Thiermeyer Anfang des Jahres in Mandeni, Südafrika, verbrachte. In Eichstätt, wo die 48-Jährige lebt und seit fünf Jahren ehrenamtlich die Malteser unterstützt, hatte sie bei einem Vortrag Pater Gerhard Lagleder erlebt, den Gründer, Leiter und Motor der Malteser Südafrikas und ihres großen Hilfs- und Pflegezentrums in Mandeni im Osten des Landes nördlich von Durban. „Es war immer schon mein Traum, einmal in ein anderes Land, auf einen anderen Kontinent zu gehen, um den Menschen dort zu helfen“, erzählt die gebürtige Rumänin. Die vielfältige Hilfe der „Bruderschaft vom Seligen Gerhard“, wie die südafrikanischen Malteser in der Tradition des Gründers des Malteserordens heißen, begeisterte sie sofort. Die Eichstätter Malteser unterstützten ihre in hohem Maße engagierte Ehrenamtliche durch Übernahme der Flugkosten, und so kam sie wenig später in Mandeni an, um mitzuhelfen, die für uns fast unvorstellbare Not dort zu lindern.

Als gelernte Kinderpflegerin bei den „Babys“

„Angefangen habe ich im Kinderheim, ich bin ja gelernte Kinderpflegerin“, berichtet Thiermeyer, deren Ehemann und zwei erwachsene Kinder ebenfalls bei den Eichstätter Maltesern ehrenamtlich mitarbeiten. 65 ausgesetzte, vernachlässigte, misshandelte, HIV-positive, kranke, behinderte oder elternlose Kinder leben in dem Heim. „Wir waren viel draußen, wir haben gesungen, gespielt – völlig ohne Spielzeug wie wir es in Deutschland kennen. Aber die Babys, wie sie genannt werden, sind schon viel selbständiger als Kindern bei uns im gleichen Alter.“

Mit den Pflegeteams in den Townships

Nach der Heiligen Messe um 7.30 Uhr und anschließendem Frühstück darf sich die Volontärin jeden Morgen spontan aussuchen, wo sie an diesem Tag eingesetzt wird. Im Kinderheim ist Mumps ausgebrochen, und so begleitet sie die mobilen Pflegeteams, die jeden Tag mit dem Krankenwagen ein anderes Township oder entferntere Siedlungen anfahren. „Es gibt im Großraum Mandeni viele Alte oder Kranke, die sich Medikamente, Verbandmaterial oder Hygieneprodukte nicht leisten können. Zu sehen, in welchen Verhältnissen die Menschen da teilweise leben, war schon sehr bedrückend für mich“, gesteht Thiermeyer. Doch andererseits bestätigt es sie auch, hier als ausgebildete Sanitäterin konkret Hilfe leisten zu können.

Im größten Hospiz Südafrikas

Das stationäre Hospiz des Care-Zentrums ist letzte Station des deutschen Gastes. Es ist mit 40 Betten das größte in Südafrika und nimmt bedürftige schwerstkranke Menschen, vor allem Aids-Kranke, auf, die sonst einsam sterben würden. „Es war sehr bewegend, aber auch erfüllend für mich, die Sterbenden zu begleiten“, erzählt Thiermeyer, die in Eichstätt auch in der Krisenintervention und beim Herzenswunsch-Krankenwagen hilft. „Ich habe die Sterbenden gefüttert, ihre Vorlagen gewechselt und mit ihnen gebetet – auf Deutsch, da ich kein Zulu spreche, und wir haben uns wunderbar verstanden.“

Auch Kranke, die noch eine Heilungschance, aber zu Hause keine Betreuung haben, sind im Hospiz willkommen. „Ich habe viel Zeit mit zwei jungen Frauen verbracht, die schon seit Jahren dort sind. Die eine hatte gelähmte Beine, die andere hatte nach einem Schlaganfall große Einschränkungen. Schön, dass ich hier meine Ideen und Erfahrungen in die Reha einbringen konnte, wie etwa Übungen mit einem improvisierten Thera-Band“, berichtet Nicoleta Thiermeyer. 

Kein Urlaub, aber empfehlenswert

Kann sie den Freiwilligendienst in Mandeni empfehlen? „Aber selbstverständlich“, antwortet Thiermeyer mit Nachdruck. „Es ist allerdings kein Urlaub, sondern harte Arbeit. Und es ist nicht ungefährlich. Die Kriminalität ist hoch, sodass man nicht allein auf die Straße gehen kann – und als Frau und Weiße schon gar nicht.“ Und sie selbst, würde sie wieder hinfahren? „Sehr gerne – dort wird so viel Hilfe gebraucht. Wenn die Flugkosten nicht wären, wäre ich einmal im Jahr vier Wochen in Mandeni!“


Die Bruderschaft des Seligen Gerhard

  • Gründer und Leiter: P. Gerhard T. Lagleder OSB
  • Care-Zentrum in Mandeni, Südafrika, Provinz kwaZulu/Natal
  • AIDS-Hilfe, Hospiz, Kinderheim, Hungerhilfe und vieles mehr
  • Jubiläums-Video: www.bit.ly/BBG_30_Jahre

Info: www.bsg.org.za

Jede Spende hilft!

  • 1,70 €: Anti-Retrovirale Therapie pro AIDS-Patient/in pro Tag
  • 4 €: Drei Mahlzeiten pro Tag pro Hospiz-Patient/in
  • 18 €: Ernährung eines Babys für einen Monat
  • 23 €: Ein Sandwich-Mittagessen für alle 90 Kinder im Kindergarten
  • 500 €: Schulgeld für ein Kind für ein Jahr
  • 66.000 € kostet der dringend erforderliche neue Notstromgenerator

Spendenkonten & Infos: www.bit.ly/bsgSpenden

Essen, Kleidung, Ausrüstung und ein liebevolles Zuhause finden die Kinder im „Blessed Gerard’s“ Kinderheim.
Maresi Rehder
Essen, Kleidung, Ausrüstung und ein liebevolles Zuhause finden die Kinder im „Blessed Gerard’s“ Kinderheim.
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Nicoleta Thiermeyer: „Ich war mit den mobilen Pflegeteams im Busch, und es hat weh getan, diese Armut zu sehen.“
Nicoleta Thiermeyer
Nicoleta Thiermeyer: „Ich war mit den mobilen Pflegeteams im Busch, und es hat weh getan, diese Armut zu sehen.“
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„Es war sehr bewegend und erfüllend, die Sterbenden zu begleiten.“
Maresi Rehder
„Es war sehr bewegend und erfüllend, die Sterbenden zu begleiten.“
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