Vor Ort

Reisetagebuch Teil 2: Ziegenmilch und Fußball

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Pöhler/Malteser
Patrick Pöhler hält seine Eindrücke in einem Reisetagebuch fest.

Tag zwei startete wieder früh morgens nach einer kurzen Nacht in North Horr, von der ich bereits beim letzten Mal berichtete.

Wieder stand die Fahrt im Zeichen einer elend langen Buckelpiste. Mit dem Unterschied, dass die Fahrt zum einen noch länger dauerte, zum anderen die Straße, wenn man sie so bezeichnen möchte, noch schlechter war, als am Tag zuvor. Unser Tagesziel war Ileret, ganz im Norden von Kenia am wunderschönen Lake Turkana. Durchgeschüttelt kamen wir pünktlich zum Lunch an und konnten unsere Zimmer im Turkana Basin Institute beziehen.

90 Ziegen für die Gemeinschaft in Illeret - und jede Menge Milch

Nach dem Lunch ging es zum Büro von unserer Partnerorganisation PACIDA, wo wir uns über ein Ziegenprojekt informierten. Viele Familien hatten in Folge der Dürre Ziegen verloren und die Malteser haben für die Gemeinschaft in Illeret insgesamt 90 Ziegen angeschafft, die deutlich widerstandsfähiger sind und doppelt so viel Milch am Tag geben. Aus diesen 90 Ziegen sind mittlerweile viele mehr geworden und sie sorgen dafür, dass die Familien mehr Milch bekommen, um ihre Lebensgrundlage zu erhalten.

Drei Stunden, um Geld zu verdienen, vier Stunden, um Wasser zu holen

Sehr beeindruckend war im Anschluss der Besuch in einer der Hütten. Eine einfache aus Stöcken und Wellblech gebaute Hütte, in der eine Frau und ihre fünf Kinder sowie die Jungziegen wohnen. Ihr Hab und Gut besteht aus wenigen Sachen, die sie in ihrer Hütte aufbewahrt. Geld verdient sie damit, dass sie drei Stunden am Tag Holz für sich und für andere Leute holt und dieses Holz dann für 300 kenianische Schilling (etwa 2,50 Euro) verkauft. Damit versorgt sie sich und ihre Familien mit drei Mahlzeiten am Tag.

Vier weitere Stunden des Tages ist sie damit beschäftigt, Wasser zu holen. Wie viele Frauen im Norden Kenias ist sie Mutter von vielen Kindern. Insgesamt hat sie neun, von denen vier aber schon nicht mehr in ihrer Hütte wohnen.

Es ist das einfachste Leben, das die Menschen hier führen. Sie nutzen kaum Latrinen, essen fast ausschließlich Reis und Bohnen, kochen Tee und trinken Wasser. Die meisten haben kein Zeitgefühl, wissen nicht, wie alt sie oder ihre Kinder sind und haben keinen Ausweis. Und dann ist da dieses Lächeln.

Fußbälle aus festem Papier

Besonders die vielen Kinder lächeln einen mit ihren strahlend weißen Zähnen an und winken einem zu. Viele tragen Trikots von europäischen Fußballmannschaften und freuen sich, wenn man mit einem „Ball“ mit ihnen Fußball spielt. Der „Ball“ ist im Optimalfall aus Leder, aber in einem ganz schlechten Zustand oder eben aus festem Papier gefertigt. Aber die Augen leuchten, wenn der Ball rollt und wir gemeinsam Fußball spielen. Meine Augen auch.

Während wir in unsere Unterkunft fahren, weil die Dunkelheit einbricht, gehen die Menschen hier in ihre Hütten und bereiten das Abendessen zu. Und wir essen unsere Linsen, den Fisch und Melone und betrachten abends den wunderschönen Sonnenuntergang über dem Lake Turkana. Auch das ist Kenia. Aber es ist eine verrückte Welt. Sie ist nicht fair.

Hier geht es zu Teil 3 des Reisetagebuchs


Tag zwei führt die Reisenden nach Ileret.
Patrick Pöhler/Malteser
Tag zwei führt die Reisenden nach Ileret.
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Die Malteser Partnerorganisation PACIDA betreibt in Illeret ein Ziegenprojekt.
Patrick Pöhler/Malteser
Die Malteser Partnerorganisation PACIDA betreibt in Illeret ein Ziegenprojekt.
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Die Malteser haben für das Projekt 90 Ziegen angeschafft. Aus ihnen sind mittlerweile viele mehr geworden. Sie sorgen dafür, dass die Menschen ausreichend Milch haben.
Patrick Pöhler/Malteser
Die Malteser haben für das Projekt 90 Ziegen angeschafft. Aus ihnen sind mittlerweile viele mehr geworden. Sie sorgen dafür, dass die Menschen ausreichend Milch haben.
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Die Hütten bestehen aus Wellblech und Stöcken.
Patrick Pöhler/Malteser
Die Hütten bestehen aus Wellblech und Stöcken.
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Die Reisenden dürfen einen Blick in eine der Hütten werfen.
Patrick Pöhler/Malteser
Die Reisenden dürfen einen Blick in eine der Hütten werfen.
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