Gedankenspiel

Wie soll ich das Leben wählen, wenn die Welt mir mein Leben gerade so schwer macht? 

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Das diesjährige Jahresthema der Malteser lautet „Wählt das Leben, damit ihr lebt!“ Das Zitat aus dem alttestamentlichen Buch Deuteronomium wird in der aktuellen Ausgabe des Malteser Magazins besonders greifbar: Da werden Mädchen und Jungen in der Schule begleitet und erhalten eine Perspektive. Da engagieren sich Kinder und Jugendliche in einem Jugendverband und geben dem „Glauben und Helfen“ ein Gesicht. Da werden junge Menschen darin unterstützt, ein Leben ohne Drogen führen zu können. 

Immer wieder werden wir vor die Wahl gestellt, das Leben zu wählen. Aber wenn ich die Wahl habe, könnte ich ja auch etwas anderes wählen. Was aber wäre das dann? Etwa das Gegenteil des Lebens? Um Gottes Willen!  

Doch wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, gibt es in meinen Alltagen durchaus Situationen, wo ich nicht immer das Leben wähle: Da gehe ich einem Konflikt aus dem Weg, verliere kein Sterbenswörtchen und mache aus meinem Herzen lieber eine Mördergrube. Da sterbe ich tausend Tode, nur weil ich mich mit meiner Angst niemandem anvertraue. Oder ich komme um vor Sorge, weil mir gerade mein Gottvertrauen abhandengekommen ist. Und dann gibt’s noch die kleinen Alltagslügen, mit denen ich die Wahrheit sterben lasse. 

Die engsten Vertrauten Jesu – die Apostel und Jünger – ließen Jesus in seinen dunkelsten Stunden allein. Sie hatten nicht die Kraft, sich für das Leben zu entscheiden. Und das, obwohl sie drei Jahre lang die größte Gottesnähe erfahren hatten. Diese Nähe erfuhren die Jünger wieder neu nach der Auferstehung: Die Zweifelnden und Traurigen, die Tatkräftigen und Zugewandten, die Frauen und Männer wurden in den Begegnungen mit dem Auferstandenen bestärkt, das Leben zu wählen. Diese Bestärkung gilt auch uns. Jeden Tag neu. 


Zum Autoren

Patrick Hofmacher ist Leiter des Geistlichen Zentrums in Ehreshoven. Zuvor war er Geschäftsführer der Malteser Werke. Hofmacher hat Theologie und Philosophie studiert und stieg nach vier Jahren Seelsorge 1993 bei den Maltesern als Betreuungsleiter der Einrichtungen in Hamm ein.