Ukraine-Krieg

Wege zur Integration: Wie die Malteser Geflüchteten in Deutschland helfen

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Malteser Mainz
Mit dem 9-Euro-Ticket reiste der Malteser Integrationsdienst in Mainz mit einer Gruppe ukrainischer Geflüchteter diesen Sommer zur Loreley. „Die Kinder konnten sich austoben und die Familien ein Stück rheinische Kultur kennenlernen“, sagt der Koordinator ehrenamtliche Integrationsdienste Alexander Gladkov (vorn).

„Die Menschen aus der Ukraine sind nicht mit einem gereiften Entschluss gekommen, auf längere Sicht in Deutschland leben zu wollen“, sagt der Malteser Vorstandsvorsitzende Elmar Pankau. Doch viele werden sich darauf einstellen müssen, lange oder gar auf Dauer zu bleiben. Darum braucht es Angebote, um ihre Integration zu fördern – Unterstützung beim Spracherwerb, bei der Wohnungs- und Jobsuche und vieles mehr. Die Malteser können hier auf Know-how aus vielen bestehenden Integrationsdiensten zurückgreifen.

Zahlreiche Projekte in der Diözese Mainz

So wie in Mainz, wo es den Integrationsdienst seit 2016 gibt. Dort und an zwei weiteren Standorten in der Diözese, in Obertshausen und Büdingen, engagieren sich in der Ukraine-Hilfe aktuell 60 Ehrenamtliche, die 220 Schutzsuchende erreichen. Von 1:1-Begleitungen über Sprach-Patenschaften bis zu diversen Beratungs-, Sport- und Kreativ-Angeboten reicht die Palette. Auf Ausflügen und Infoveranstaltungen lernen die Neubürger ihre neue Umgebung kennen. „Die Hilfs- und Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist groß, sodass wir zahlreiche Ehrenamtsanfragen erhalten und mit Hilfe der Spendeneinnahmen unsere Projekte anbieten und erweitern können“, berichtet Linda Jansen, Diözesanreferentin Soziales Ehrenamt. Einige der Angebote werden von Frauen aus der Ukraine geleitet – in Büdingen etwa ein Yoga-Kurs für Frauen und das „SprachBastelWerk“, ein Kooperationsprojekt mit der Ehrenamtsagentur vor Ort, bei dem rund 20 Geflüchtete zwei Mal die Woche gemeinsam krativ werden.

Die Fahrradwerkstatt der Malteser in Obertshausen

Eine beliebte Anlaufstelle für Neuankömmlinge aus der Ukraine ist die Fahrradwerkstatt, die die Malteser in Obertshausen seit 2016 betreiben. Hier stellen sie von der Bevölkerung gespendete gebrauchte und instand gesetzte Fahrräder für die Schutzsuchenden zur Verfügung – für sie ist es ein wichtiges Verkehrsmittel und auch Teil ihrer Freizeitbeschäftigung. Seit April haben die beiden Malteser Kurt Müller und Wolf Weigelt, die ehrenamtlich in der Fahrradwerkstatt schrauben, Verstärkung gekommen: Olexander Melechko. Der 63-Jährige war einer der ersten Geflüchteten aus der Ukraine, die ein Fahrrad aus der Werkstatt erhalten hatten. Er wollte, wie schon in der Heimat, wieder im Handwerk arbeiten. Und seitdem kommt er aus Rödermark regelmäßig zu den Öffnungszeiten mit seinem Rad nach Obertshausen gefahren und hilft als gelernter Mechaniker bei der Reparatur und Ausgabe der Fahrräder. „Über Frühjahr und Sommer wurden in der Fahrrad-Werkstatt viele Fahrräder repariert und verteilt“, berichtet Linda Jansen. „Derzeit ist die Fahrradwerkstatt geschlossen, nicht nur wegen der Wintersaison, sondern auch weil eine geeignetere und größere Werkstatt gesucht wird. Die Stadt Obertshausen hat uns zugesichert, dass sie bis Frühjahr eine Lösung finden wird.“

Jobmentoring in München

In der Diözese München kann der Malteser Integrationsdienst auf ein seit 2017 bestehendes Jobmentoring-Programm aufbauen. Ein neues Projekt speziell für ukrainische Schutzsuchende ist am 15. Mai gestartet. „Unsere Ehrenamtlichen unterstützen Geflüchtete, indem sie mit ihnen Deutsch üben, Computerkenntnisse vermitteln, nach Jobs suchen und Bewerbungsunterlagen erstellen“, erklärt Ehrenamtskoordinatorin Zarina Gatina (33). Die in Kasachstan geborene promovierte Historikerin wurde eigens für das Projekt eingestellt. „Die Nachricht über unser Angebot verbreitet sich erstaunlich schnell – über Social Media, Migrationsberatungsstellen und durch Mundpropaganda.“ Besonders erfreulich: Nicht nur aufseiten der Schutzsuchenden – auch bei Freiwilligen, die ehrenamtlich mitmachen wollen, steigt die Nachfrage.


Der Malteser Integrationsdienst vermittelt Orientierung in der neuen Umgebung wie hier bei einem Besuch der Stadtbücherei Obertshausen.
Omidabanu Islamowal
Der Malteser Integrationsdienst vermittelt Orientierung in der neuen Umgebung wie hier bei einem Besuch der Stadtbücherei Obertshausen.
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Die ehrenamtlichen Schrauber der Malteser Fahrradwerkstatt in Obertshausen (v.l.): Kurt Müller, Oleksander Meleshko und Wolf Weigelt
Die ehrenamtlichen Schrauber der Malteser Fahrradwerkstatt in Obertshausen (v.l.): Kurt Müller, Oleksander Meleshko und Wolf Weigelt
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Zarina Gatina, die für die Ukraine-Hilfe zuständige Ehrenamtskoordinatorin, präsentiert das Plakat, mit dem die Münchner Malteser über ihr Jobmentoring-Programm informieren.
Marina Silberbauer
Zarina Gatina, die für die Ukraine-Hilfe zuständige Ehrenamtskoordinatorin, präsentiert das Plakat, mit dem die Münchner Malteser über ihr Jobmentoring-Programm informieren.
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