Malteser International Americas feiert im November zehnjähriges Bestehen. Mit welcher Intention wurde das Büro in den USA damals gegründet?
Tripptrap: Wir waren insbesondere nach dem großen Erdbeben in Haiti im Jahr 2010 dabei, unsere Programme in der Region stärker auszubauen, und es ging uns darum, näher bei den Menschen in unseren Projektgebieten zu sein. In den Americas gibt es viele nationale Assoziationen des Malteserordens, für die wir eine unterstützende Rolle in der humanitären Hilfe einnehmen sollten. Ein weiteres Ziel war es, den Malteserorden und die Arbeit von Malteser International in den USA – wo der Orden die meisten Mitglieder weltweit hat – bekannter zu machen und bei den Vereinten Nationen zu positionieren. Auch wirtschaftliche Gründe spielten eine Rolle: Wir wollten einen neuen Markt erschließen und die Einkommensquellen für Malteser International erweitern.
Das sind viele Ziele auf einmal. Wo stehen Sie heute?
Wenn ich damals gefragt wurde, wo ich mit MIA in zehn Jahren stehen wolle, dann habe ich immer gesagt, dass ich in zehn Jahren ein Volumen von 10 Millionen Euro erreichen möchte. Im Jahr 2021 lagen wir bereits bei einem Volumen von 14 Millionen Euro und wir erreichen jährlich in unseren Projekten in Haiti, Guatemala, Mexiko, Peru, Kolumbien, Venezuela, auf den Bahamas und in den USA rund 750.000 Menschen mit unserer Hilfe.
Was waren rückblickend die größten Herausforderungen bei der Gründung von Malteser International Americas?
Am schwierigsten war es, unsere in den USA komplett unbekannte Marke zu positionieren. Der Malteserorden ist dort in der Öffentlichkeit kaum sichtbar und mit dem deutschen Begriff „Malteser“ konnte niemand etwas anfangen. Das wurde allenfalls mit einer Süßigkeit in Verbindung gebracht. Es war sehr viel Öffentlichkeitsarbeit und ein langer Atem notwendig. Was uns sehr geholfen hat, ist die hervorragende Arbeit, die wir in unseren Projekten leisten. Jeder UN-Vertreter eines unserer Projektländer kennt und schätzt Malteser International. Das – gemeinsam mit verstärkter Lobbyarbeit in Washington – hat uns dann Türen geöffnet, und wir zählen heute viele namenhafte amerikanische Stiftungen, aber auch die US-Regierung, zu unseren Gebern.
Die hohe Qualität haben Sie schon angesprochen. Was würden Sie sagen macht die Arbeit der Malteser zudem im Besonderen aus?
Die Nähe zu den Menschen ist weltweit ein besonderes Merkmal der Malteser. „Weil Nähe zählt…“, ist nicht nur ein Slogan, das leben wir in unseren Projekten. Unsere Hilfe erfolgt immer mit den betroffenen Menschen gemeinsam, nicht von oben herab. Das ist für mich auch die einzige Möglichkeit, damit die Hilfe nachhaltig wirkt. Außerdem ist Malteser International bis heute eine der effektivsten Organisationen, die ich in mittlerweile mehr als 20 Jahren Arbeit in der humanitären Hilfe kennengelernt habe. Besonders macht uns auch unser katholischer Hintergrund und damit verbundenen und täglich gelebten Werte und insbesondere unsere Menschlichkeit. Unsere Verlässlichkeit ist unser auszeichnendes Merkmal. Damit haben wir in vielen unserer Projektländer Zugang zu Menschen, die andere nicht erreichen.