Vor Ort

Reisetagebuch Teil 8: Es geht nur Hand in Hand auf dieser Welt

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Malteser
Fußball in der sengenden Sonne

Mittlerweile fliegen die Tage gefühlt an uns vorbei. Wir nähern uns dem Ende unserer Reise. Nach einer erholsamen Nacht und einem entspannten Frühstück geht es heute später los. Wir machen uns von der Grenzstadt Moyale auf den Weg nach Marsabit, unserer letzten Station vor Nairobi.

Wir besuchen zunächst das kleine Büro von PACIDA, unserer Partnerorganisation. Von hier aus koordiniert sie die Hilfe für die Region und für Äthiopien. Katharina Kiecol, Kati Nagel und ich dürfen uns ins Gästebuch eintragen. Dann geht es weiter auf dem Highway Richtung Süden.

50 Kamele versperren den Weg

Kurz nach dem Ortsausgang stecken wir plötzlich im Verkehr fest. Knapp 50 Kamele versperren uns den Weg und lassen sich vom Hirten erst langsam davon überzeugen den Weg freizumachen. Unser Fahrer Amos behält aber wie immer die Ruhe. So wie bei den Kühen, die über die Straße trotten, als auch bei den Ziegen. Eine ist jedoch widerspenstig und wäre dann fast doch noch vor das Auto gelaufen. Glück gehabt, es geht weiter.

Zwischendurch sehen wir viele weitere Kadaver von Kamelen, Ziegen und Schafen, die die Dürre nicht überlebt haben. Um die frischen Kadaver direkt am Straßenrand scharen sich riesige Geier. Nur die Affen, die wir bei den letzten Fahrten gesehen haben, lassen sich heute nicht blicken.

Die Menschen bitten darum, sie nicht zu vergessen

Unser erstes Ziel ist ein Brunnen, der mit Hilfe von PACIDA gebaut worden ist. Der Brunnen wird ähnlich wie der in Illeret vom Anfang unserer Reise mit Solarkraft betrieben. Er erleichtert den Menschen in der Umgebung den Alltag ungemein.

Die Menschen wollen es sich auch hier nicht nehmen lassen, uns zu danken. Und gleichzeitig sagen sie im Gespräch, dass man sie nicht vergessen solle. Es gehe nur Hand in Hand auf dieser Welt. Recht haben sie.

Wir fahren weiter in die Nähe von Turbi, etwa auf halber Strecke Richtung Marsabit, und schauen uns ein Internat an. 425 Kinder gehen hier in die Schule und schlafen in Doppelstockbetten mit vier bis sechs Kindern auf einem Zimmer. Die Zimmer haben keine Türen, sondern sind in alle Richtungen offen.

Die Malteser kommen für das Essen im Internat auf

Schon bei der Ankunft in der Schule dürfen wir uns beim Direktor ins Gästebuch eintragen. Die Malteser unterstützen das Internat, indem sie für das Essen aufkommen. Zumindest bis Mitte April reicht hier noch das Geld, danach macht die Schule für zwei Wochen Ferien. Was dann passiert, weiß noch keiner.

Knapp 4 Millionen kenianische Schilling kostet das Essen für einen Monat, umgerechnet etwa 30.000 Euro. Pro Tag macht das pro Kind 2,50 Euro. Aber auch hier bewundern wir, dass die Kinder alle brav und artig warten, bis sie an der Reihe sind. Kein Gedränge, kein Maulen, alles läuft gesittet ab. Viele Kinder, die hier auf die „The Tiigo School“ gehen, haben im Anschluss beste Chancen später zur Highschool zu gehen und vielleicht sogar zu studieren.

Fußball in der Mittagshitze - nicht die beste Idee

Ich darf nach dem Essen noch mit einigen Jungen Fußball spielen. Dazu gehen wir auf einen Fußballplatz 200 Meter von der Schule entfernt. Der Untergrund ist steinig und uneben. Wir bilden zwei Mannschaften. Die Schüler tragen alle Schuluniformen mit Hemd, Hose und Krawatte. Wer in meiner Mannschaft spielt, kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Es macht großen Spaß, die Jungs können teilweise echt richtig gut kicken.

Dass wir um halb zwei nachmittags spielen, ist aufgrund der Hitze nicht die beste Idee. Zumindest für mich. Denn ich bin es nicht gewohnt und froh, dass wir noch ein Gruppenfoto machen und ich alle abklatschen darf.  Dass wir 3:1 gewonnen haben, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Abschied vom Pacida-Team

Nassgeschwitzt steige ich ins Auto und wir fahren weiter nach Marsabit. Auf dem Weg genießen wir die Schönheit Kenias. Wir machen einen kurzen Stopp an einem erloschenen Vulkankrater, dann gibt es gegen 16 Uhr Lunch und im Anschluss fahren wir ins Hotel. Für uns ist es Zeit Abschied zu nehmen vom PACIDA-Team, von Ugur und Amos, unseren sensationellen Fahrern, die uns über die Maße unterstützt haben. Die immer für uns da waren, uns immer mit Wasser und anderen brausehaltigen Getränken versorgt haben und die uns vor allem sicher und souverän über Schotter, durch Wasser und offroad gefahren haben. Ihr habt einen Weltklasse-Job gemacht.

Auch von Boniface, dem Kommunikationsofficer müssen wir Abschied nehmen. Er hat Kati und mir die besten kenianischen Begrüßungen beigebracht, hat immer gelacht und uns auch super unterstützt. Wir haben ihm dafür Schnick Schnack Schnuck gezeigt. Boniface war immer mit seiner Kamera dabei und hat die besten Momente festgehalten, auch wenn er dabei ab und an durchs Bild gelaufen ist.

In die Reisevorbereitung ist viel Organisation geflossen, die Durchführung bereitete schlaflose Nächste

Und dann müssen wir uns auch von Patrick, dem Chef von PACIDA verabschieden. Patrick hat für uns alles organisiert, die Familien vermittelt, mit den Schulen gesprochen, jedes einzelne Projekt für uns vorbereitet. Er hat schaflose Nächte gehabt, als nicht klar war, wie wir aus North Horr herauskommen. Patrick, it was amazing.

Da Patrick bei Ugur, Kati und mir im Auto saß, fiel das Wort etwa 300-mal am Tag, weil die Straßen, die Landschaft und alles andere einfach nur amazing waren. Manchmal im Witz, meistens im Ernst.  Und morgen geht es dann um 6 Uhr in der Früh wieder zurück nach Nairobi. Wir werden den Äquator überqueren und hoffentlich vor der Rush-Hour da sein.


Kamele versperren den Weg
Patrick Pöhler/Malteser
Kamele versperren den Weg
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"Vergesst uns nicht", bitten die Menschen.
Patrick Pöhler/Malteser
"Vergesst uns nicht", bitten die Menschen.
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Die Zimmer im Internat
Patrick Pöhler/Malteser
Die Zimmer im Internat
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Die Malteser unterstützen das Internat, indem sie das Essen finanzieren
Patrick Pöhler/Malteser
Die Malteser unterstützen das Internat, indem sie das Essen finanzieren
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Ein erloschener Vulkankrater
Patrick Pöhler/Malteser
Ein erloschener Vulkankrater
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