Wenn die Malteser bei „besonderen Lagen“ wie im Fall des Ukraine-Krieges einen Einsatzstab bilden, was bedeutet das?
Dass qualifizierte und einsatzerfahrene Personen aus ihrem regulären Tätigkeitsfeld herausgelöst werden und eine genau definierte Aufgabe in einer Stabsorganisation übernehmen. Denn ein derart großes Ereignis kann nicht alleine durch eine für die Operation hauptverantwortliche Person – den Einsatzleiter oder die Einsatzleiterin – bewältigt werden. Gerade im Fall der Ukraine-Krise konnten die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden des Bereichs Notfallvorsorge so die vielen Dimensionen dieser Lage koordiniert bearbeiten: die Betreuung der Geflüchteten hier in Deutschland, die Beantwortung von Spendenangeboten und -bedarfen – das waren über 2.500 Vorgänge in kurzer Zeit –, den Transport von Hilfsgütern sowie von Verletzten, um nur die wesentlichen Punkte zu nennen.
Wie ist so ein Stab aufgebaut?
Ein Führungsstab wird klassischerweise nach Sachgebieten gegliedert. Das sind in der Grundform das Sachgebiet 1: Personal und Innerer Dienst, das Sachgebiet 2: Lage, das Sachgebiet 3: Einsatz sowie das Sachgebiet 4: Versorgung. In der Regel werden dann noch weitere Sachgebiete eingerichtet: Sachgebiet 5: Presse- und Medienarbeit sowie Sachgebiet 6: Information und Kommunikation. Ergänzt wird solch ein Stab um Fachberaterinnen und -berater sowie Verbindungspersonen. Der Stab insgesamt und jedes Sachgebiet verfügen über eine Leiterin oder einen Leiter.
Welche Vorteile hat die Organisation eines Groß-Einsatzes mit einem Stab?
Erst der Stab ermöglicht die adäquate Einsatzleitung und -durchführung dank klarer Gliederung der Aufgaben und Vernetzung der Sachgebiete durch Personal mit dem passenden fachlichen Hintergrund. Im Fall des Ukraine-Krieges hat der Stab ein abgestimmtes Vorgehen von Notfallvorsorge, Auslandsdienst, Kommunikation, Fundraising ermöglicht und die Zusammenarbeit mit Malteser International und den Malteser Werken sichergestellt. Die Struktur allein kann den Erfolg aber nicht gewährleisten – das dort arbeitende Personal muss dafür gut ausgebildet sein und das Zusammenspiel trainiert werden.
Ein einzelner Hilfsgüter-Transport einer Gliederung und die Arbeit des Einsatzstabes in der Zentrale – wie hängt das zusammen?
Der Stab erfasst diese Aktion und fügt sie in das Gesamt-Lagebild ein. Er unterstützt die Gliederung, zum Beispiel durch Finanzmittel oder die Vermittlung von Sachspenden, koordiniert diesen Einsatz, indem er ihn mit anderen Aktionen abstimmt, und stellt Informationen etwa zu Grenzformalitäten oder Zollvorschriften zur Verfügung. Zudem ist er rund um die Uhr zur Stelle, falls beispielsweise ein Transport nicht planmäßig verlaufen sollte.
Gegen Ende des Jahres 2022 hat der Einsatzstab Ukraine seine Arbeit eingestellt. Was ist an seine Stelle getreten?
Nachdem sich die Lage im Inland – insbesondere im Bereich der Notunterkünfte für geflüchtete Menschen aus der Ukraine und im Hinblick auf die Durchführung von Hilfstransporten – stabilisiert und eingependelt hat, ist der Stab sukzessive verkleinert und durch eine Stabsstelle ersetzt worden. Diese wird nun bis auf Weiteres – aller Wahrscheinlichkeit nach bis zum Ende des Krieges – bestehen bleiben.
