Eigentlich, so erinnert sich Helmut Meindl von den Nürnberger Maltesern, war er mit zwei Kollegen aus Waischenfeld mit zwei Fahrzeugen nach Polen an die ukrainische Grenze gefahren, um aus einem „Safe House“ für Flüchtlinge eine ukrainische Familie abzuholen und in eine Bayreuther Klinik zu bringen. „Es waren aber auch eine Frau und zwei Männer da, die nach Finnland gebracht werden mussten.“ Dort hatten die drei, allesamt querschnittgelähmt und im Rollstuhl, Asyl erhalten. „Also haben wir ausgetüftelt, wie wir mit einem KTW nach Bayreuth und mit dem anderen Fahrzeug nach Finnland fahren könnten. Am Ende ist uns das tatsächlich gelungen“, erzählt Meindl freudestrahlend von dem kleinen Umweg über Helsinki auf dem Rückweg in die fränkische Heimat.
Das Safe House Projekt entsteht
Wie war es zu diesem Safe House gekommen? Schon wenige Tage nach Beginn des Krieges in der Ukraine hatte sich eine Fahrgemeinschaft auf den Weg nach Ostpolen gemacht – mit dabei Frankfurter und Kelkheimer Malteser, die Freiburger Diözesanoberin Maresi Rehder sowie Felix Schulte, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft der Querschnittgelähmten in Deutschland (FGQ) und Teilnehmer bei Malteser Lourdes-Wallfahrten. Das Ziel: die Situation vor Ort erkunden und schwerbehinderte Flüchtlinge mit ihren Angehörigen nach Deutschland bringen. Schnell wurde klar, „dass die bestehenden Hilfsangebote völlig unzureichend für Schwerbehinderte und insbesondere Querschnittgelähmte waren“, so Felix Schulte. Es fehlte an Personal und Unterkünften, um sie adäquat versorgen zu können. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde – unter Federführung der European Spinal Cord Injury Federation (ESCIF), des europäischen Dachverbands für Menschen mit Querschnittlähmung, und mit logistischer Unterstützung durch die Malteser – das Safe House bei Chelm eingerichtet, das Anfang April 2022 seinen Betrieb aufnahm, um Schwerbehinderten und ihren Familien eine erste Zuflucht zu bieten, mit der nötigen medizinischen Versorgung zu beginnen und die Patientinnen und Patienten nach einer Erholungspause je nach Bedarf in andere Unterkünfte oder Kliniken zu verlegen.