Interview

Gelenkschmerzen: Was Sie über die Volkskrankheit Arthrose wissen sollten

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Körperliche Beweglichkeit ist Lebensqualität – nicht nur im Alter.

Woran erkennt man Arthrose?

Eine Arthrose, also den Gelenkverschleiß, erkennt man an zunehmenden Schmerzen (typisch ist der morgendliche Anlaufschmerz), eingeschränkter Beweglichkeit und eingeschränkter Funktion. Je nach Gelenk (Knie, Hüfte, Schulter, …) sind die Symptome etwas verschieden. Bei Verdacht auf eine Arthrose sollte für eine sichere Diagnose geröntgt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Prinzipiell sollte man bei länger anhaltenden Schmerzen (mehrere Wochen) sowie bei starken akuten Schmerzen immer einen Arzt aufsuchen. Neben der Arthrose gibt es ja noch viele weitere Erkrankungen, die der Arzt dann herausfinden kann und die teilweise zeitnah behandelt werden sollten. Prinzipiell ist die Arthrose aber eine langsam voranschreitende Erkrankung.

Wie sind die Therapiemöglichkeiten, und welche Erfolge sind zu erreichen?

Die Therapiemöglichkeiten bei Arthrose hängen sehr stark vom Ausmaß der Gelenkschädigung ab. Beim sehr fortgeschrittenen Gelenkverschleiß hilft nur der künstliche Gelenkersatz (Endoprothese), der heutzutage verlässliche Ergebnisse mit guter Funktion liefert. Leichter Sport ist in den meisten Fällen wieder möglich. In früheren Stadien helfen oftmals gezielte Physiotherapie zum Erhalt der Gelenkfunktion und zur Kräftigung der Muskulatur, Versorgung mit Orthesen, gelegentliche Einnahme von Schmerzmitteln, Injektion von entzündungsreduzierenden und knorpelunterstützenden Medikamenten und die Gewichtsreduktion. Eine umfassende konservative Therapie kann den künstlichen Gelenkersatz oft deutlich hinauszögern, gelenkerhaltende Operationen können ihn teilweise sogar verhindern.

Wie kann man der Arthrose vorbeugen?

Der Prävention von Arthrose kommt eine hohe Bedeutung zu, die auch volkswirtschaftlich immer wichtiger werden wird. Unsere Bevölkerung wird immer älter, wir werden schwerer, bewegen uns weniger, führen gleichzeitig aber mehr Risikosportarten aus. Alles Faktoren die das Risiko für Gelenkverschleiß erhöhen und bis ins Alter vorbeugend beeinflusst werden können. Zuerst ist es wichtig, sich regelmäßig zu bewegen. Dazu hat die Weltgesundheitsorganisation WHO gute Anhaltspunkte definiert. Über 65-Jährige sollten sich mindestens dreimal pro Woche moderat belasten. Dies reduziert auch das Sturzrisiko. Die Gewichtsabnahme ist ein weiterer wichtiger Faktor, vor allem um Kniegelenkverschleiß vorzubeugen.


Dr. med. Thomas Tischer, MBA, ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Malteser Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen.