Es gibt immer einen Weg

Doris Kammann engagiert sich ehrenamtlich als Hebamme in der Malteser Praxis für Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg. Foto: Malteser
Seit 2017 gibt es die Einrichtung der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg. Die ehrenamtlichen Ärzte behandeln die Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus und ohne Krankenversicherung kostenlos bei plötzlicher Erkrankung, Verletzung oder einer Schwangerschaft. Foto: Malteser

„Das da. Das ist, was ich will.“ Während Doris Kammann diesen Satz sagt, zeigt sie auf ein Foto, das eine junge Frau zeigt, die strahlend ihr Neugeborenes in den Armen hält.

Doris Kammann engagiert sich ehrenamtlich als Hebamme in der Malteser-Praxis für Menschen ohne Krankenversicherung im Ruhrbistum. Jeden Montag – immer dann, wenn die gynäkologische Sprechstunde stattfindet – macht sich die 70-Jährige auf den Weg nach Duisburg. Was sie an diesen Montagen erwartet, lässt sich nie so genau sagen. Umso sicherer ist sich die Essenerin aber darüber, was an diesem Tag von ihr verlangt wird. „Es geht in der Praxis nicht nur um die medizinische Versorgung der Menschen, sondern auch darum, zuzuhören und Verständnis zu haben.“

Die Malteser-Praxis in Duisburg gibt es seit nunmehr vier Jahren. Nicht von Anfang konnten die Menschen, die kamen, auch gynäkologisch versorgt werden. Erst später kam Doris Kammann als Hebamme ins ehrenamtliche Team der Praxis. „Kurz danach kam noch eine Gynäkologin hinzu“, erinnert die 70-Jährige an die Anfänge der Notfalleinrichtung.

Der Bedarf war groß – und ist es noch. Gab es anfänglich nur einen Öffnungstag, ist inzwischen ein zweiter hinzugekommen. Ein Tag, an dem sich das ehrenamtliche Team ausschließlich Schwangeren und anderen gynäkologischen Fällen widmet.

Bei der Versorgung von Müttern und ihren (ungeborenen) Kindern sind Empathie und Feingefühl gefragt, weiß Doris Kammann. „Eine wichtige Säule unserer Arbeit ist natürlich die medizinische Versorgung. Dazu zählen die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft, Ultraschalluntersuchungen, der Mutterpass.“ Die zweite unverzichtbare Säule sei allerdings die psychosoziale Unterstützung der Frauen. Die Malteser-Praxis sei längst nicht nur ein Ort für medizinische Behandlungen, sondern biete Raum für die Ängste und Nöte der Patientinnen. 

Die schwangeren Frauen, die zu den Maltesern kommen, sind meistens sehr jung – im Durchschnitt 24 Jahre. Eine Zahl, die zunächst gar nicht so jung klingt. „Häufig ist es für die Frauen, die in diesem Alter zu uns kommen, allerdings schon das dritte, vierte oder auch fünfte Kind“, erklärt Doris Kammann.

„Da treffen oft unterschiedliche Welten aufeinander. Das muss man vorher wissen“, sagt die 70-Jährige ganz klar. Wichtig sei eben auch Akzeptanz. Es gehe bei der Versorgung der Schwangeren nicht darum, in deren Lebenswelten einzugreifen, sondern in der jeweiligen Situation bestmöglich zu helfen und das zu tun, was eben möglich sei. „Es gibt Grenzen. Die muss man akzeptieren.“

Die dritte unabdingbare Säule, von der Doris Kammann spricht, sei die Vernetzung. Denn auch bei der medizinischen Versorgung in der Praxis gibt es Grenzen. Manchmal seien die Patientinnen und Patienten auf Untersuchungen angewiesen, die in der Notfalleinrichtung nicht geleistet werden könnten. Eben dann sei es gut, wenn man vernetzt sei. „Irgendjemand von uns kennt immer jemanden. Oft genügt ein Anruf“, sagt die Essenerin. Ihr oberstes Anliegen sei schon immer die gute Versorgung von Mutter und Kind gewesen. Und das gelte bis heute. Ihre ehrenamtliche Arbeit mache ihr große Freude. Die Dankbarkeit der Patientinnen sei unwahrscheinlich groß.

Die Ausstattung der Praxis in Duisburg ist komplett spendenfinanziert. Das Team arbeitet ehrenamtlich – jeden Montag und Donnerstag. „Wir alle tun, was in unserer Macht steht – immer“, sagt Doris Kammann.

 

 

 

Seit 2017 gibt es die Einrichtung der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung in Duisburg. Die ehrenamtlichen Ärzte behandeln die Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus und ohne Krankenversicherung kostenlos bei plötzlicher Erkrankung, Verletzung oder einer Schwangerschaft. Die Einrichtung erhält keinerlei finanzielle Unterstützung durch Krankenkassen oder Kommune und wird durch Spenden finanziert. Spendenkonto: DE 5437 0601 2012 0120 6010 Stichwort: MMM