Premiere

Wenn das FSJ das gesamte Leben prägt

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Tobias Büttner

Als Astrid Aschenbrenner nach dem Abitur ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) begann, war das auch für die Malteser in Straubing eine Premiere: Sie war die erste FSJlerin in der gesamten Diözese Regensburg. Die Malteser kannte sie schon durch die Malteser Jugend, und Strukturen für junge Menschen, die sich nach der Schule ein Jahr sozial engagieren wollten, gab es glücklicherweise auch schon: Sie landete bei den (männlichen) Zivildienstleistenden.

Gleichbehandlung? Auf jeden Fall!

„Am Anfang gab es schon ein paar blöde Sprüche wie ‚Du bist jetzt das Mädchen für alles‘ oder ‚Kannst du in unsere Dienststelle fahren und da kochen?‘ Aber damit war schnell Schluss und es herrschte absolute Gleichbehandlung“, erinnert sie sich. „Ich traue mich kaum, das zu erzählen, aber in der ganzen Zeit habe ich unseren Gemeinschaftsraum nur einmal gekehrt.“

Dafür ging es in den Fahrdienst, in den Pflegedienst, die Offene Behindertenarbeit (OBA) und die Erste-Hilfe-Ausbildung. „Hinterher war mir klar: Ich will etwas Soziales machen“, erinnert sie sich. Sie begann ihr Pädagogikstudium und verdiente nebenher weiterhin Geld durch Erste-Hilfe-Kurse und Arbeit in der OBA. Und irgendwie war es dann gar keine Frage mehr, ob sie den Maltesern treu bleiben würde. „Da kamen immer wieder Anfragen: Hast du nicht mal Lust, das oder das zu probieren?“, sagt sie. Sie hatte.

Ehe, Beruf, Hobbys: alles Malteser

Heute ist Astrid Aschenbrenner 47 Jahre alt und leitet die Heilpädagogi-sche Tagesstätte am Bildungszentrum St. Wolfgang der Katholischen Ju-gendfürsorge in Straubing, in der rund 180 Kinder und junge Erwachsene mit Förderbedarf im Alter von 3 bis 21 Jahren betreut werden. Ein Angebot, dort zu arbeiten, bekam sie, nachdem sie dort einen Erste-Hilfe-Kurs der Malteser gegeben hatte. Ihren Mann hat sie bei den Maltesern kennengelernt. Und ihre Freizeit widmet sie der PSNV, der psychosozialen Notfallversorgung. Sie leitet das Kriseninterventionsteam (KIT) Straubing und ist seit Ende Mai auch noch stellvertretende Ortsbeauftragte.

Nachsorge für Einsatzkräfte

Hobbys außerhalb der Malteser gibt es nicht, schließlich wollen Kater Tassilo und die Familie auch etwas Zeit mit ihr verbringen. Halb so schlimm: Astrid Aschenbrenner brennt für die PSNV, besonders für die PSNV-E, die Einsatzkräftenachsorge. „Schon im Pädagogikstudium fand ich die Psy-choanalyse unglaublich spannend“, erzählt sie. In der PSNV-E gehe es oft darum, die Einsatzkräfte in die richtige Richtung zu lenken. „Wichtig ist, dass man miteinander redet. Oft hat jeder ein paar Puzzleteile, die ein fer-tiges Bild ergeben, wenn man sie auf den Tisch legt. 2016 zum Beispiel gab es ein Hochwasser mit Todesfällen in Simbach am Inn. Ich war für eine Nachbesprechung der Einsatzkräfte der Feuerwehr zuständig, die nach 72 Stunden abgelöst wurden. Im Ge-spräch lösten sich die Knoten: ‚Jetzt verstehe ich, warum du diesen Funk-spruch gemacht hast.‘ Und: ‚Jetzt ver-stehe ich, warum du so reagiert hast.‘ Es ist schön, wenn man merkt, dass man helfen kann und die Einsatzkräfte nachher weiterarbeiten können.“