Vier Fragen an...

Paul Breitner: „Als Mensch ist man verpflichtet, sich für andere einzusetzen“

/

Fabian Helmich
Paul Breitner beim Ausliefern im Münchner Stadtteil Milbertshofen.

Herr Breitner, Sie sind seit langer Zeit sozial stark engagiert. Gab es dafür einen Auslöser?

Ich habe als Kind in unserem Viertel die Nachkriegsarmut noch voll mitbekommen. Dass es Not gibt, war mir also von Anfang an bewusst und hat mich vermutlich geprägt. Ich wollte auch beruflich in die soziale Richtung gehen, in die Behindertenpädagogik. Das ist dann bekanntlich anders gekommen. Aber ich finde, als Mensch ist man verpflichtet, sich für an­dere einzusetzen, am besten vor der eigenen Haustür. Deshalb habe ich zum Beispiel 15 Jahre lang bei der Münchner Tafel mitgearbeitet und engagiere mich jetzt für die Mahlzeiten-Patenschaften der Malteser.

Warum haben Sie die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernommen?

Für mich ist das eine logische Ergänzung zu meiner Arbeit bei der Tafel. Da habe ich oft erlebt, dass Rentnerinnen und Rentner höchstens 200 Euro im Monat zum Leben haben, manchmal sogar noch deutlich weniger. Die Mahlzeiten-Patenschaften sind genau für solche Senioren gedacht, die außerdem nicht mehr fit genug sind, um zur Tafel zu kommen. Als die Malteser mich gefragt haben, ob ich Schirmherr werden möchte, habe ich deshalb sofort Ja gesagt. Jedenfalls fast sofort. Zuerst habe ich alles probiert, was da an Essen geliefert wird, das Fleisch, das Gemüse. Und dann gesagt: Klasse, das ist Qualität wie in einer guten Wirtschaft. Dafür kann ich stehen.

Sie sind ein sehr aktiver Schirmherr und auch schon mal beim Lieferdienst dabei …

Ja, ich kann mich nur glaubwürdig für etwas einsetzen, das ich kenne. Ich war inzwischen schon bei einigen Liefertouren dabei, habe unheimlich schöne Momente erlebt und sogar Bekannte getroffen: Ein Herr, den wir beliefern, hat mir 1971 beim Umzug geholfen. Eine Dame war früher beim gleichen Friseur wie meine Frau. Das waren schon verrückte Zufälle. Was mir besonders gefällt, ist, dass die Begegnungen zwischen den Maltesern und den Seniorinnen und Senioren ganz auf Augenhöhe stattfinden. Es ist ein echtes, offenes Miteinander und für viele Belieferte auch ein wichtiger Kontakt: Wir bringen jeden Tag ein bissl Sonne in ihr Leben hinein!

Die Mahlzeiten-Patenschaften sind also mehr als nur ein Essensservice?

Ja, auf jeden Fall. Das Essen ist ja gleich verzehrt. Aber das Gespräch, der Kontakt, der Eindruck – das sind Dinge, die bleiben.