Die jungen Menschen protestieren lautstark für den Klimaschutz, während die älteren Generationen skeptisch zuschauen, festgefahren in ihren Gewohnheiten. Ich frage mich, ob das Bild wirklich so schwarz-weiß ist. Gibt es in Bezug auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine Kluft zwischen den Generationen?
Sicherlich beeinflusst durch meinen Beruf als Nachhaltigkeitsmanagerin bei Malteser Wohnen & Pflegen, bin ich vor einiger Zeit mit meiner Nachbarin, Frau Mäcke*, geboren 1946, ins Gespräch gekommen. Seither tauschen wir uns regelmäßig aus, wenn wir uns im Hausflur begegnen. In Sachen Klimaschutz ist sie für mich ein leuchtendes Beispiel. Ihre kleinen, aber konsequenten Entscheidungen tragen mehr zur Nachhaltigkeit bei als es auf den ersten Blick erscheint: In ihrem Garten wachsen überall Pflanzen, die Bienen und Schmetterlinge anlocken. Zudem pflanzt sie Gemüse und Obst für ihren eigenen Bedarf an und repariert kaputte Dinge lieber als sie wegzuwerfen.
Neueste Erkenntnisse zeigen: Frau Mäcke ist kein Einzelfall. Die Kluft zwischen Jung und Alt mag existieren, ist aber längst nicht so tief, wie wir denken. Der Deutsche Alterssurvey 2023, eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte, durchgeführt vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA), hat eindrucksvoll gezeigt, dass über ein Viertel der älteren Bevölkerung die Klimakrise als ernsthafte Bedrohung ansieht. Und rund die Hälfte schätzt sie zumindest als mittlere Gefahr ein. Diese Zahlen zeigen: Die ältere Generation ist klimabewusst, auch wenn sich ihr Einsatz nicht so häufig mit Plakaten auf der Straße zeigt, sondern vielleicht leise – im eigenen Garten, am Küchentisch oder in Einrichtungen der Altenpflege.
Klimawandel trifft ältere Menschen bereits heute
Während junge Menschen dafür kämpfen, eine lebenswerte Zukunft zu haben, merken auch Ältere heute schon die Auswirkungen des Klimawandels. Hitzeperioden, die für jüngere Menschen meist nur unangenehm sind, können für Seniorinnen und Senioren schnell lebensbedrohlich werden. Extremwetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen oder Hagel richten zudem oft größere Schäden an, wenn man nicht mehr so schnell reagieren kann. Frau Mäcke spricht davon, wie der Hagel im letzten Sommer fast ihre gesamte Ernte vernichtet hat. Aber ihre größte Sorge gilt nicht ihrem Garten, sondern ihren Enkelkindern. „Wie soll ihre Zukunft aussehen, wenn das so weitergeht?“ fragt sie mich dann, mit einer Mischung aus Angst und Entschlossenheit im Blick.
Ich finde, es sind genau diese alltäglichen Ängste und Sorgen, die uns alle zum Handeln bewegen sollten. Die einen gehen lautstark auf die Straße, die anderen setzen ihre Sorge in Engagement um, das sich durch eine langjährige Verbindung zur Natur und die persönliche Verantwortung für nächste Generationen äußert.
Nachhaltigkeit in der Pflege
Auch in der Pflegebranche spielt der Klimaschutz eine zunehmend wichtige Rolle. In meiner Arbeit bei Malteser Wohnen & Pflegen erlebe ich selbst tagtäglich, wie groß die Herausforderungen, aber auch die Potenziale in diesem Bereich sind. Seit Mai 2023 entwickeln wir im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projektes ein umfassendes Klimaschutzkonzept für unsere 34 Altenpflegeeinrichtungen. Unsere Klimabilanz zeigt uns dabei, dass wir am meisten CO2 einsparen können, wenn wir darauf achten, unseren Energieverbrauch zu reduzieren, vermehrt regional und saisonal Einkaufen und auch andere Verbrauchsmittel aus der Pflege nachhaltiger beschaffen als bisher. Durch den Einsatz von LED-Leuchtmitteln und Ökostrom reduzieren wir heute schon unsere Emissionen, weitere Maßnahmen sind geplant. Im Bereich Verpflegung werden wir gemeinsam mit dem Catering-Unternehmen Primus, einer Tochterfirma der Malteser, Konzepte für eine klimafreundliche Ernährung erarbeiten. Darüber hinaus prüfen wir, wie bei Verbrauchsgütern in der Pflege, zum Beispiel Einmalhandschuhen, CO2-arme Materialien eingesetzt werden können, um auch bei der Beschaffung umweltfreundlicher zu agieren.
Das Schöne an all dem? Diese Maßnahmen sind auch gut für die Menschen, die wir betreuen. Unsere Bewohnerinnen und Bewohner profitieren direkt von einer besseren, gesünderen Lebensqualität – zum Beispiel durch eine ausgewogene Ernährung. An dieser Stelle zeigt sich wieder einmal: Umweltschutz ist Gesundheitsschutz.
Liebe Malteser
Egal ob jung oder alt, ob laut oder leise – am Ende verfolgen wir doch alle dasselbe Ziel. Klimaschutz lässt sich nicht bestimmten Altersgruppen oder Lebensstilen zuordnen. Jeder Beitrag zählt, egal ob auf der großen politischen Bühne, in unseren Wohn- und Pflegeeinrichtungen oder im kleinen Garten hinterm Haus.
Es gibt nicht den einen richtigen Weg, sich für den Klimaschutz einzusetzen, sondern viele. Und alle Ansätze sind wertvoll – und unverzichtbar.
*Name von der Redaktion geändert